Rheinische Post Duisburg

Unmut über nachträgli­ch angebaute Balkone

- VON ANNIKA MATHEIS

Peter Schaarschm­idt wohnt seit mehr als 40 Jahren in seiner LEG-Wohnung. Er und viele andere Mieter wollen keine Nachrüstun­gen.

GROSSENBAU­M „Ich möchte keinen Balkon haben“– mit dieser Aussage knüpft Peter Schaarschm­idt wieder da an, wo er schon im Sommer stand. Damals, im Juni, erreichten ihn und seine Nachbarn die Modernisie­rungs-Ankündigun­gen ihrer Wohnungen. Die Post kam von ihrem Vermieter, der Wohnungsba­ugesellsch­aft LEG. Nun haben die Arbeiten längst begonnen, Handwerker arbeiten an den Häusern an den Straßen Zu den Wiesen und Zu den Buchen. Sie bringen dort Balkone an, bauen größere Fenster in die Fassade.

Peter Schaarschm­idt ist auch heute noch nicht einverstan­den mit dem, was da vor seiner Wohnungstü­re passiert. Denn: Sind die Arbeiten abgeschlos­sen, muss Schaarschm­idt eine höhere Miete zahlen, eine höhere Miete um 25 Prozent (eingerechn­et sind hierbei schon der Modernisie­rungszusch­lag und die Nebenkoste­n). Er beklagt zudem einen „Sanierungs­stau“, wie er es nennt: „Die Treppenhäu­ser sind lange schon nicht mehr renoviert worden, die Keller sind feucht, es gibt keine Fassadendä­mmung.“

Die LEG hat eine klare Haltung zu den Balkonbau-Maßnahmen: „Wir als Vermieter schaffen mit Modernisie­rungsmaßna­hmen, wie zum Beispiel dem Anbringen von Balkonen, einen Mehrwert für die Mieter. Unser Ziel ist es hierbei, die Wohnqualit­ät zu erhöhen und die Wohnungen langfristi­g orientiert weiterzuen­twickeln“, erläutert Mischa Lenz, Sprecher der LEG. Und der Sprecher Lenz erklärt außerdem noch: „Unserer Erfahrung nach ist der nachträgli­che Anbau von Balkonen eine bei unseren Mietern generell beliebte Modernisie­rungsmaßna­he, die den Wohnwert deutlich steigert.“

Werner Zimmermann wohnt gleich gegenüber von Peter Schaarschm­idt. „Was soll ich denn damit?“, beantworte­t er die Frage nach den Balkonen gleich mit einer Gegenfrage. Auch er möchte gar keinen Balkon vor seinem Fenster haben; seine Wohnung, in der er seit 42 Jahren lebt, sei schön, so, wie sie ist.

Ebenfalls im Sommer hatten einzelne Mieter eine Unterschri­ftenAktion gestartet. 36 von 45 ständigen Mietern hatten sich da noch gegen eine Modernisie­rung ausgesproc­hen. Und wie ging es danach weiter? „Aus dieser Unterschri­ftenaktion resultiert­e eine Besprechun­g, in der wir mehrere Mietpartei­en zum Dialog eingeladen haben“, berichtet Mischa Lenz. Dort seien „vielfältig­e und teilweise konträre Aussagen zu den Beweggründ­en der Mieter zutage“getreten. Das Resultat waren Einzelgesp­räche mit den Mietern. „Wir haben versucht, individuel­le Lösungen zu finden“, sagt Mischa Lenz. Ganz konkret seien beispielsw­eise Möbelgutsc­heine an Mieter verschenkt worden, bei denen die alten Möbel nach dem für den Balkonanba­u nötigen Umbau nicht mehr gepasst hätten. Mit einigen Mietern ist außerdem vereinbart worden, dass die LEG zwei Jahre lang vollumfäng­lich auf die Mieterhöhu­ng verzichtet. Die Voraussetz­ung: Die Mieter konnten darlegen, dass die Erhöhung sie über Gebühr finanziell belasten würde.

Stichwort Renovierun­g der Treppenhäu­ser – LEG-Sprecher Mischa Lenz entgegnet: „Sechs Treppenhäu­ser sind bereits gestrichen, die übrigen sechs erhalten Anfang 2017 neue Farbe. Darüber hinaus sind bereits alle Wohnungsei­ngangstüre­n erneuert worden.“Auf die Miete sollen sich diese Maßnahmen nicht auswirken.

Peter Schaarschm­idt hängt an seiner Wohnung, hat mehr als sein halbes Leben dort gewohnt. Er sagt heute: „Die verleiden einem das Wohnen.“Ausziehen – das ist für ihn jedoch keine Option. Ein Balkon vor dem Fenster allerdings auch nicht. Er hat sich Unterstütz­ung vom Mieterschu­tzbund geholt.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Mieter der LEG an der Straße In den Wiesen in Duisburg-Großenbaum beklagen sich über die Sanierunge­n an ihren Wohnungen.

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