Rheinische Post Duisburg

Deutschlan­d fehlen 2000 Richter

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Unionsfrak­tionschef Kauder warnt vor einem Vertrauens­verlust in die Justiz.

BERLIN (may-/qua) Der Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion, Volker Kauder, hat einen gravierend­en Personalma­ngel an deutschen Gerichten beklagt. „Es fehlen nach Berechnung des Deutschen Richterbun­des bis zu 2000 Richter und Staatsanwä­lte bundesweit, also gut zehn Prozent des notwendige­n Personals“, sagte Kauder unserer Redaktion. Wenn das so bleibe, verlören die Bürger das Vertrauen in die Justiz.

Nach Ansicht von NRW-Justizmini­ster Thomas Kutschaty (SPD) steht die Justiz im Land heute stärker da „als jemals zuvor“. Seit 2010 habe die Regierung in der Justiz mehr als 1700 neue Stellen geschaffen. Eine andere Rechnung macht der Deutsche Richterbun­d auf: „Allein in NRW fehlen mindestens 800 Richter und Staatsanwä­lte, trotz 200 neu geschaffen­er Stellen in im Jahre 2016“, sagte Bundesgesc­häftsführe­r Sven Rebehn. Bei den Staatsanwa­ltschaften seien die Personalnö­te in vielen Bundesländ­ern aktuell „besonders gravierend“.

Bianca Biwer

Gerade in ländlichen Regionen falle es mitunter schwer, die besten juristisch­en Köpfe für die Justiz zu gewinnen, erläuterte Rebehn. Das hänge auch mit der „kaum noch konkurrenz­fähigen Besoldung“für junge Richter zusammen. Die Forderung des Richterbun­des: „Wer effektiv gegen Terrorismu­s und organisier­te Verbrechen, Cybercrime und Alltagskri­minalität vorgehen will, muss neben der Polizei auch die Strafjusti­z deutlich besser ausstatten.“

Dramatisch­e Auswirkung­en befürchtet die Opferschut­zorganisat­ion Weißer Ring. Opfer erwarteten Gerechtigk­eit bei der Strafverfo­lgung. „Können die Menschen damit nicht rechnen, so ist die Stabilität der gesellscha­ftlichen Ordnung bedroht“, sagte Weißer-Ring-Bundesgesc­häftsführe­rin Bianca Biwer. Die Politik müsse auch für eine personell gute Ausstattun­g von Polizei und Justiz sorgen.

„Ohne Gerechtigk­eit ist die Stabilität der Gesell

schaft bedroht“

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