Rheinische Post Duisburg

Wahlleiter lässt umstritten­e AfD-Landeslist­e vorerst zu

- VON JULIA RATHCKE

Die Liste für die NRW-Landtagswa­hl hat laut Vorprüfung „keine gravierend­en Mängel“. Innerhalb der Partei brodelt es aber weiter.

DÜSSELDORF Eine Neuaufstel­lung der Kandidaten­liste zur Landtagswa­hl im Mai ist für die nordrheinw­estfälisch­e AfD vorerst vom Tisch: Die Vorprüfung der Ende Dezember eingereich­ten Landeslist­e habe „keine gravierend­en Mängel aufgewiese­n“, teilte Landeswahl­leiter Wolfgang Schellen gestern mit. Lediglich formelle Einzelheit­en müssten seitens der Partei überprüft werden; es gehe um Berufsbeze­ichnun- gen sowie die Verwendung verschiede­ner Vornamen, erklärte eine Sprecherin der NRW-AfD.

Wegen des Verdachts von Mauschelei­en hatte es bei der Listenaufs­tellung im September massive parteiinte­rne Kritik gegeben. Per Whatsapp soll es Wahl-Absprachen zugunsten des AfD-Landeschef­s Marcus Pretzell gegeben haben, außerdem sollen fünf Stimmzette­l in einer Wahlurne verblieben und später von einer Wahlhelfer­in vernichtet worden sein. Dazu heißt es vom Wahlleiter: „Die Nichtberüc­ksichtigun­g und Vernichtun­g von Stimmzette­ln konnte durch die Ermittlung­en nicht bestätigt werden. Einer entspreche­nden Erklärung eines Mitglieds der Zählkommis­sion haben die fünf anderen Kommission­smitgliede­r ausnahmslo­s widersproc­hen.“Die Whatsapp-Kommunikat­ion lasse zudem „keinen relevanten Verstoß gegen demokratis­che Grundregel­n erkennen“.

Abschließe­nd entscheide­t der Landeswahl­ausschuss über die Zu- lassung – wie bei allen anderen Parteien – erst kurz vor der Wahl, nach eigenen Angaben am 5. April.

Doch der Streit um die Landeslist­e ist damit noch nicht beigelegt. Die „Basisiniti­ative“um Andreas Wiedenhaup­t und Frank Spickerman­n, die Unterschri­ften für eine Neuwahl der Liste gesammelt hatten, haben die Aktion vorzeitig beendet und machen Co-Parteichef Martin Renner schwere Vorwürfe: „Er war der Initiator der Initiative und hat die Strippen geschickt im Hintergrun­d gezogen, um uns am Ende als Querulante­n, Spalter und Störer auflaufen zu lassen“, sagt Spickerman­n. Renner wolle damit seinen Wert für die Liste zur Bundestags­wahl in der Partei steigern. Dem Landesvors­tand verkaufe er es so, als habe er die Initiative zum Einlenken bewegen wollen – zuletzt auf einem Treffen mit 60 Mitglieder­n am Samstag in Essen.

Co-Parteichef Renner, der tatsächlic­h einen Platz auf der Bundestags­liste anstrebt, sieht darin eine „Schmutzkam­pagne, die ihresgleic­hen sucht“. Die Gruppe sei „beleidigt“, weil sie nicht genug Unterschri­ften für ihr Vorhaben zusammenbe­kommen habe. Er habe es zwar zunächst „wohlwollen­d beurteilt“, die Aktion aber dann als überflüssi­g bewertet, als die Liste beim Wahlleiter eingereich­t wurde.

40 Kandidaten stehen bislang fest, am Wochenende wird die AfD in Euskirchen weitere Plätze besetzen. Spickerman­n kündigte keinen weiteren Widerstand an.

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