Rheinische Post Duisburg

Polens Rechtsregi­erung zementiert ihre Macht

- VON ULRICH KRÖKEL

Die Opposition gibt die Blockade des Parlaments auf. Jaroslaw Kaczynski, der Chef der Regierungs­partei PiS, steht stärker da denn je.

WARSCHAU Strahlende Gesichter bei Polens rechtskons­ervativer Regierungs­partei PiS, tiefe Enttäuschu­ng bei der liberalen Opposition: Die Parlaments­krise in Warschau hat gestern mit einem nahezu kampflosen Rückzug der Sejm-Besetzer ein vorläufige­s Ende gefunden. Über vier Wochen hinweg hatten Abgeordnet­e der Opposition das Rednerpult im Plenarsaal blockiert, um gegen das autoritäre Machtgebar­en der rechtspopu­listischen PiS und ihres Vorsitzend­en Jaroslaw Kaczynski zu protestier­en.

Gestern nun „unterbrach­en“die verblieben­en Blockierer ihre Aktion, angeblich um einen Antrag auf Abberufung des Parlaments­präsidente­n stellen zu können. „Wir gehen nicht, weil wir uns fürchten“, versichert­e der sichtlich gezeichnet­e Opposition­sführer Grzegorz Schetyna. „Wir haben einiges erreicht“, bilanziert­e der Chef der liberal-konservati­ven Bürgerplat­tform (PO) und kündigte an: „Wir werden unseren Protest an anderer Stelle fortsetzen.“

Die PO hatte die Blockade am Mittwoch als letzte Partei fortgesetz­t, als alle anderen Opposition­sfraktione­n unter dem Druck der PiS-Führung bereits auf eine Verhandlun­gslösung setzten. Kaczynski hatte wiederholt von offenem Rechtsbruc­h und Putschplän­en der Opposition gesprochen und mit juristisch­en Konsequenz­en gedroht. Parlaments­präsident Marek Kuchcinski hatte Beamte einer Sondereinh­eit angeforder­t, die üblicherwe­ise Regierungs­vertreter schützt.

Zum Einsatz kamen die Polizisten nicht, und so frohlockte Kaczynski gestern, die Aktionen der Opposition trügen „irrational­en, um nicht zu sagen kabarettis­tischen Charakter“. Man werde „strafrecht­liche Konsequenz­en prüfen lassen“. Daraufhin versammelt­en sich die Parlaments­blockierer noch einmal zum Gruppenbil­d vor dem Rednerpult im Sejm, „damit es der Staatsanwa­ltschaft leichter fällt, die Täter zu identifizi­eren“, wie Schetyna ironisch anmerkte.

Unter dem Strich hat die PiS ihre Machtposit­ion weiter zementiert. Im Schatten der Krise gelang es der Partei, eine regierungs­treue Richterin als Präsidenti­n des zuvor gelähmten Verfassung­sgerichts durchzuset­zen. Dort haben nun PiS-nahe Richter die Verfahrens­hoheit.

„Die PiS ist überzeugt, alles machen zu können, was sie will“, ana- lysierte sogar eine Kommentato­rin der konservati­ven Zeitung „Rzeczpospo­lita“und kam zu dem Ergebnis: „Die Regierung hat die Opposition vor sich auf dem Teller.“

Die PiS verfügt nicht nur über absolute Mehrheiten in den beiden Parlaments­kammern. Sie stellt mit Andrzej Duda auch den Präsidente­n, kontrollie­rt die Justiz und die staatliche­n Medien. Hinzu kommt die Schwäche der Opposition. Schetyna und der PO gelang es nicht, die Regierungs­gegner zu einen, während die außerparla­mentarisch­e Opposition keine Massenprot­este mehr organisier­en konnte.

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FOTO: AP Ein geschlagen­er Mann: Opposition­sführer Grzegorz Schetyna verlässt das polnische Parlament nach dem Ende der wochenlang­en Blockade.

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