Rheinische Post Duisburg

Elf katholisch­e Priester beklagen Ehelosigke­it

- VON LOTHAR SCHRÖDER

KÖLN / DÜSSELDORF Ein ausschließ­lich geruhsames Jubiläum gedenken die elf katholisch­en Seelsorger aus dem Rheinland nicht zu feiern, wenn sie Ende Januar in der Düsseldorf­er Maxkirche auf ihre Priesterwe­ihe vor 50 Jahren zurückblic­ken. In einem offenen Brief beklagen sie jetzt die Ehelosigke­it von Priestern, die „immer wieder zu fruchtlose­r Einsamkeit“führe, und fordern zudem „mutige Vorstöße“für das Weiheamt auch für Frauen. Solche Forderunge­n sind auch aus der Priestersc­haft zwar nicht neu, doch sind Verlautbar­ungen in dieser Klarheit und in aller Öffentlich­keit selten.

Der Brief ist kein Protestsch­reiben junger geistliche­r Revoluzzer. Im Gegenteil. Die Unterzeich­ner sind 1967 von Josef Kardinal Frings geweiht worden. Die Forderunge­n, Wünsche und Bedenken sind also auch ihrer großen Erfahrung geschuldet. Sie selbst zählen sich zu jener Generation von Geistliche­n, die das Zweite Vatikanisc­he Konzil prägte und die auf Reformen gehofft hatte. Davon sei man heute weit entfernt. Inzwischen wolle man den Glauben durch „eine Art von Bunkerment­alität“sichern, heißt es.

Angesproch­en wird mit dem Schreiben natürlich auch der amtierende Erzbischof zu Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki. Er ließ ausrichten, dass der offene Brief man- ches von dem formuliere, was ihn selbst umtreibt. Allerdings würden Fragen nach Zölibat und Frauenprie­stertum die Entscheidu­ngsbefugni­sse eines Bischofs überschrei­ten. „Auf die Zentrale in Rom hat auch Kardinal Meisner immer verwiesen“, sagte gestern Pfarrer Günter Fessler – einer der Unterzeich­ner – unserer Zeitung. Der 76-Jährige frühere Polizeisee­lsorger kritisiert, dass viele Bischöfe heutzutage „zu viel Furcht und Sorge haben, dass sie etwas falsch machten“. Das Ergebnis dieser Verzagthei­t sei dann, dass „wir innerkirch­lich nicht weiterkomm­en“.

Frauenprie­stertum und Zölibat sind die Reizthemen des Schreibens. Aber sie sind nur zwei von etlichen bedenkensw­erten Punkten. So wünschen sich die Priester unter anderem auch eine Sprache der biblischen Verkündigu­ng, die die Menschen wieder aufhorchen lässt. Sowie einen intensiven geistliche­n Dialog mit Muslimen, damit der „Geist der Bibel dem Geist des Koran begegnen“und es zu Annäherung und Klärung kommen kann.

Ermuntert zum Brief wurden die Pfarrer auch durch Papst Franziskus. Wenn man den Heiligen Vater „richtig versteht, will er alle Möglichkei­ten nutzen, um Entscheidu­ngen vor Ort auch entscheide­n zu lassen“, so Fessler. Denn die Kirche lebe am Ort – also in Köln und Düsseldorf und vielen anderen Städten.

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