Pater Leppich
Sicherlich ist es lobenswert, dass ein evangelischer Pfarrer so etwas macht. Auch in der katholischen Kirche hat es so etwas schon gegeben. Denken Sie an den Jesuitenpater Johannes Leppich. Anfang der fünfziger Jahre hat er in Straßenpredigten sechs Millionen Menschen angesprochen. Er verdolmetschte das Evangelium für die Menschen auf dem Asphalt. Er sprach für den Mann auf der Straße, der sich unter keine Kanzel setzt. Seine Parole: „Ich möchte nicht Euren Geldbeu- tel, sondern Euer Herz ritzen.“Ich habe Pater Leppich in DuisburgMarxloh gehört, jenem Stadtteil, in den sich kaum jemand traut. Er sagte, ich kann jeden von Euch für meine Mission gebrauchen, auch wenn Du Vater mit „F“schreibst.Ich würde Herrn Walde empfehlen, mit seinem Kirchenmobil nach Marxloh zu fahren und dort die Gestrandeten über Christus zu informieren. Zu „Die eigentliche Herausforderung nach dem Terror“(RP vom 27. Dezember): Die Herausforderung sehe ich darin, auch im Journalismus eine neutrale und vor allem eine klare Kante zu zeigen. Solange Extremismus, sowohl von rechts und links wie religiös oder kriminell motiviert, nicht im Ganzen verstanden und abgestraft wird, geht eine Spaltung der Gesellschaft einher, und jeder wird damit zum Steigbügelhalter derer, die einseitig für sich den Terrorismus instrumentalisieren. Mit einem Heiligenschein und dem Verdrängen der Realitäten werden weder politische Kurskorrekturen bewegt, und daraus folgernd, noch diese unsäglichen Hass- und Gewaltausbrüche eingedämmt. Kann es sein, dass Ihr Frust an der Wahl zum Bundespräsidenten daran liegt, dass die von Ihnen präferierte Volkspartei nicht in der Lage war, eine geeignete Persönlichkeit vorzuschlagen? Wenn das – zu erwartende – Wahlergebnis Ihnen nicht passt, liegt es eben am Wahlsystem. Ich habe in meinem Leben (Jg. 1938) eine Reihe von spannenden Wahlen des Bundespräsidenten erlebt. Oft wurden drei Wahlgänge benötigt. Bei diesen Wahlen standen entsprechende profilierte Persönlichkeiten zur Wahl. Die Wahlausgänge waren teilweise so knapp, dass auch die von Ihnen ins Lächerliche gezogenen Nicht-Politiker eine wichtige Rolle spielten.