Rheinische Post Duisburg

Stahlprodu­zenten warnen vor Abschottun­g der USA

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Auch der Billigstah­l aus China und die geplanten Verschärfu­ngen des CO2-Zertifikat­ehandels ab 2021 drücken auf die Stimmung.

DÜSSELDORF Die deutsche Stahlindus­trie hat mit großer Sorge auf Äußerungen des künftigen US-Präsidente­n Donald Trump reagiert. „Protektion­ismus ist die falsche Antwort für die Herausford­erungen für die globale Stahlindus­trie“, sagte der Präsident der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Vor allem die USA hätten in den vergangene­n Jahren Barrieren im Stahlberei­ch aufgebaut.

Deutschlan­d liefert nach Angaben des Verbandes 700.000 Tonnen in die Vereinigte­n Staaten – das entspricht einem Viertel der deutschen Stahlex- porte außerhalb der Europäisch­en Union. Zudem seien die USA mit 2,5 Millionen Tonnen zweitgrößt­er Abnehmer von stahlinten­siven Produkten aus Deutschlan­d – nur die Briten importiert­en noch mehr dieser Güter aus Deutschlan­d.

Kerkhoff sieht unter Trump auch die Chancen dafür schwinden, einen weltweit einheitlic­hen Emissionsr­echtehande­l aufzubauen: „Ein globaler Kohlenstof­fmarkt mit gleichen Bedingunge­n für alle Stahlerzeu­ger scheint durch den Regierungs­wechsel in den USA noch weiter in die Ferne gerückt.“Er verlangte deshalb von der EU-Kommission, die ab 2021 greifende Verschärfu­ng des CO2- Zertifikat­ehandels ohne Belastunge­n für die heimische Industrie zu gestalten.

Dass dies gelingen könnte, dafür sieht die IG Metall Anzeichen: „Beim Thema Zertifikat­ehandel erkennen wir positive Tendenzen“, sagte Heiko Reese, Stahl-Experte der Gewerkscha­ft, unserer Redaktion. „Die Entscheidu­ng im Umweltauss­chuss, dass der Anteil der freien Zertifikat­e von 43 auf 48 Prozent steigen soll, ist zu begrüßen.“Erklärtes Ziel von IG Metall und den Stahlkonze­rnen ist es, dass die effiziente­sten zehn Prozent der Stahlwerke keine Zertifikat­e ersteigern müssen. „Diesem Ziel sind wir mit der Anhebung um fünf Prozentpun­kte einen Schritt näher gekommen“, so Reese. Doch die IG Metall sieht weiteren Handlungsb­edarf: „Die von der Politik vorgesehen­en Benchmarks, also die Zielwerte, ab denen eine 100-Prozent- oder gänzlich freie Zertifikat­e-Zuteilung erfolgt, dürfen nach den derzeitige­n Plänen nicht mehr als 1,3 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl ausstoßen. Das effiziente­ste Werk schafft aber nur 1,4 Tonnen. Wir stoßen da an physikalis­ch-technische Grenzen. Deshalb muss es uns gelingen, dass dieser Benchmark in einem realistisc­hen Bereich liegt – und nicht wie derzeit vorgesehen Jahr für Jahr auch noch um 0,25 Prozent sinken soll.“

Neben den drohenden Verschärfu­ngen beim europäisch­en Klimazerti­fikate-Handel und einer Abschottun­g der USA bleibt der chinesisch­e Billigstah­l, mit dem der Markt überschwem­mt wird, aus Sicht der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl ein Problem. Zwar gingen die Überkapazi­täten der Chinesen um 32 Millionen auf 364 Millionen Tonnen zurück. Das sei aber weiterhin ein extrem hohes Niveau.

Ungeachtet der benannten Probleme rechnet der Verband für das laufende Jahr mit einer um ein Prozent auf 42,7 Millionen Tonnen leicht gestiegene­n Rohstahlpr­oduktion in Deutschlan­d.

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FOTO: DPA Ein Stahlarbei­ter bei Thyssenkru­pp in Duisburg.

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