Rheinische Post Duisburg

Handballer stürmen zum Gruppensie­g

- VON ECKHARD CZEKALLA

Beim 28:21 gegen Kroatien ist die Abwehr um Torhüter Wolff der große Rückhalt. Im Achtelfina­le geht es gegen Katar.

ROUEN Diese zwei Stunden mehr Zeit, ehe der Bus vom Mannschaft­shotel vor den Toren Rouens losfährt, haben sich die deutschen Spieler verdient. Statt um 8.30 Uhr zum Flughafen aufzubrech­en, wo die Chartermas­chine nach Montpellie­r gewartet hätte, geht es um 10.30 Uhr entspannt auf die zweistündi­ge Fahrt nach Paris. Ausschlagg­ebend dafür war das 28:21 (13:9) im „Finale“um den Gruppensie­g gegen Kroatien – mit einer Leistung, mit der das Team ein dickes Ausrufezei­chen setzte. Morgen (18 Uhr/handball.dkb.de) geht es im Achtelfina­le der Handball-WM gegen Katar. Eine Aufgabe, die, seriös angegangen, machbar ist.

„Das sind die Spiele, in denen du 110 Prozent abrufen musst, nicht gegen Chile, Saudi-Arabien oder Weißrussla­nd. Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem wir guten Handball spielen müssen“, sagte Andreas Wolff. Der Torhüter des THW Kiel hatte maßgeblich­en Anteil daran, dass die Partie zu einer Demonstrat­ion der Stärke wurde.

Stark in der Abwehr, in der jeder jeden unterstütz­e und die phasenweis­e zu einer Mauer wurde, an der die kroatische­n Werfer verzweifel­ten. Stark aber auch bei der mentalen Herausford­erung, als der Gegner sich von 13:19 auf 20:22 (52.) herankämpf­te und kurz die Gefahr bestand, dass die Begegnung kippte. Dann verwandelt­e Uwe Gensheimer den einzigen Siebenmete­r, den seine Mannschaft erhielt, zum 23:20, Patrick Wiencek hämmerte humorlos den Ball mit Tempo 92 in den Torwinkel, und Steffen Fäth traf zum 25:20. Fünf Minuten vor dem Ende war die Paris-Reise perfekt.

Kroatien, dessen Weltklasse­spielerr Domagoj Duvnjak wegen Knieproble­men fast nur in der Abwehr eingesetzt wurde, startete besser, führte mit 3:1. Dann fand sich die Mannschaft von Dagur Sigurdsson in der Abwehr, ließ zwölf Minuten kein Tor zu und setzte sich auf 7:3 ab. Mann der ersten Minuten im Angriff war Kai Häfner, der die ersten drei Treffer erzielte und zudem mit guten Anspielen überzeugte. Holger Glandorf, der als Entlastung für den Linkshände­r am Vortag zur Mannschaft gestoßen war, blieben nur wenige Einsatzmin­uten. Der Weltmeiste­r von 2007 kann mehr und wird noch wertvoll werden.

Ebenfalls als Edel-Joker war Hendrik Pekeler am Vorabend eingetrof- fen. Er hatte nicht eine Minute mit der Mannschaft trainiert, war aber noch bei Olympia dabei, kennt die Systeme. Nach 18 Minuten kam er ins Spiel, 30 Sekunden später erzielte er schon eines seiner drei Tore. Auch in der Defensive war er sofort im Bilde, half mit, eine Formation zu bilden, die phasenweis­e an den Auftritt im EM-Finale 2016 gegen Spanien erinnerte. Auch damals war es die Abwehr, die den Iberern den Glauben an den Erfolg nahm.

„Meine Jungs haben das toll gemacht“, sagte Torhüter Wolff. 24 Mal versuchten die Kroaten aus dem Rückraum ihr Glück, nur sechsmal landete der Ball im Tor. Zum Vergleich: Die DHB-Rückraumsc­hützen versenkten fünf ihrer 15 Versuche. Was die Kroaten auch versuchten, ob sie eine offensiver­e Abwehrvari­ante wählten oder den Torhüter für einen siebten Feldspiele­r auf die Bank holten – es reichte nicht, die deutsche Mannschaft zu gefährden, die in Kreisläufe­r Wiencek (sechs Tore) und Häfner (5) die erfolgreic­hsten von 16 überglückl­ichen Akteuren hatte.

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FOTO: DPA Der Triumphato­r: Deutschlan­ds Torhüter Andreas Wolff brachte die kroatische­n Angreifer mit seinen Paraden immer wieder zur Verzweiflu­ng.

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