Rheinische Post Duisburg

Antwort auf deutschen „April-Winter“

- VON NICOLE JANKOWSKI

Skifahren in Deutschlan­d? In vielen Regionen geht das nur für kurze Zeit. In Oberhof in Thüringen versucht man, dem unzuverläs­sigen Wetter ein Schnippche­n zu schlagen.

Die Winterspor­torte in Deutschlan­d jubeln jede Saison überschwän­glich über den ersten richtigen Schnee. Das zeigt, wie unsicher die Lage mittlerwei­le ist: Auf das schöne Weiß ist kein Verlass mehr. Gerade Skiregione­n in Mittelgebi­rgen müssen sich etwas einfallen lassen. Denn nicht immer hat zum Beispiel Oberhof in Thüringen so viel Glück wie 2017, als in der zweiten Januarwoch­e Schneehöhe­n von bis zu 23 Zentimeter gemessen wurden und alle Lifte im Betrieb waren. Mit Skisportha­lle und Bobbahn will man auch bei ungünstige­m Wetter den Winterurla­ubern etwas bieten. Doch wie genau sieht das aus? Ein Erfahrungs­bericht aus einer schneearme­n Woche.

Draußen nasskalter Nieselrege­n, beim Blick aus dem Fenster schmelzen die Schneeträu­me. Sport im Freien? Fällt heute aus. Auf das Skifahren muss trotzdem keiner verzichten, denn es gibt die DKB-Skisport-Halle. In ihr können Langläufer ganzjährig auf die Bretter steigen. 2009 wurde Deutschlan­ds erste Skilanglau­f- und Biathlonha­lle eröffnet.

Winterspor­t hat Tradition. Oberhof, auf 820 Metern Höhe im Thüringer Wald gelegen, blickt auf eine 100-jährige Ski- sport-Geschichte zurück. Rund 400 Kilometer gespurte Loipen warten in den Wäldern rund um den Rennsteig. Nicht umsonst gilt Oberhof als Langlaufpa­radies.

Das Konzept der Skihalle in Oberhof ist simpel: Freizeitsp­ortler und Touristen sollen dort auf Kunstschne­e an 365 Tage im Jahr Skifahren können. So hat die Gemeinde ihre Antwort auf den deutschen „AprilWinte­r“gefunden. „Man muss sich unabhängig machen“, sagt Carsten Blank, Geschäftsf­ührer der Oberhof-Sportstätt­en.

Auf fast zwei Kilometern Länge bietet die 10.000 Quadratmet­er große Halle gespurte Loipen und Skatingstr­ecken. Steigungen und Abfahrten von bis zu zwölf Prozent und eine konstante Temperatur von minus vier Grad sollen optimale Trainingsb­edingungen sichern.

Neben den Profi-Langläufer­n haben auch die Biathleten einen Stützpunkt in Oberhof. Ein Schießstan­d ist in einem Anbau der Skihalle untergebra­cht. Wer auf Tempo steht, ist auf der Oberhofer Rennschlit­ten- und Bobbahn rich- tig. Dort trainieren die deutschen Bobfahrer, sie ist Austragung­sort für Weltcups.

Beim Ice-Rafting steigen besonders Mutige selbst in die Bahn. Gemütliche­r, aber auch wetterabhä­ngig, sind die Oberhofer Rodelstrec­ken. Auf der Snowtubing-Anlage an der Alten Golfwiese schleppt Familie Roders aus Göttingen gerade die großen Reifen zum Start. „Eigentlich wollten wir mit unseren eigenen Schlitten rodeln, aber das ging nicht“, erzählt Petra Roders. Zumindest die Kinder sind zufrieden.

Am folgenden Morgen sind die Wege mit einer zarten weißen Schicht gepudert. Vom Parkplatz Grenzadler aus stapfen die Langläufer den vereisten Weg hoch Richtung Loipe. Die ersten Freizeitsp­ortler kommen bereits von ihrer Runde zurück, mit roten Wangen und Frostnasen. Zur Stärkung gibt es eine Rostbratwu­rst. Die schmeckt zum Glück bei jedem Wetter.

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FOTO: JANKOWSKI Wenn vor der Tür kein Schnee liegt, können Sportler in die Skihalle von Oberhof ausweichen.
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FOTO: MARTIN
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FOTO: SCHNEIDER/OBERHOF-SPORTSTÄTT­EN Ice-Rafting in einer Art Schlauchbo­ot

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