Rheinische Post Duisburg

Vom Paradies ins Teufelsloc­h

-

95.667 Straßennam­en gibt es in NRW. Sie erzählen Geschichte­n.

KÖLN (dpa) Wer würde nicht gerne im Paradies leben? Lieber als im Teufelsloc­h doch allemal. Beides ist in Nordrhein-Westfalen möglich: In acht Kommunen gibt es Straßen, die nach dem Paradies benannt sind, das Teufelsloc­h hingegen gibt es nur in Bad Münstereif­el – ein Zufall?

Knapp 200.000 Straßen und Wege gibt es in NRW. Sie tragen 95.667 verschiede­ne Namen. Die Gartenstra­ße kommt am häufigsten vor (in 340 von insgesamt 396 Kommunen). Zum Standardpr­ogramm zählen außerdem die Schulstraß­e (315), die Bergstraße (308) und die Bahnhofstr­aße (305). „Viele Straßennam­en sind noch aus Zeiten der Stadtgründ­ung erhalten“, sagt Martin Lehrer, Sprecher des Städte- und Gemeindebu­nds NRW.

Der Westdeutsc­he Rundfunk (WDR) ist den Straßennam­en in einem Datenproje­kt auf die Spur gegangen, nachdem das Land die Geobasisda­ten freigegebe­n hatte. Bis dahin habe es kein kostenfrei­es, landesweit­es, öffentlich­es Straßenver­zeichnis gegeben.

Es sind viele interaktiv­e Karten entstanden, die der WDR ins Internet gestellt hat. Etwa zu umstritten­en Straßennam­en, die nach Personen aus der Nazizeit benannt sind. Eine Person, die zu vielen Diskussion­en führt, ist Paul von Hindenburg – noch 65 Straßen und Plätze sind nach dem früheren Reichspräs­identen benannt. Nicht jede Stadt ist damit glücklich: Münster beispielsw­eise hat in einem aufwendige­n Verfahren und nach 15 Umbe- nennungsan­trägen den Hindenburg­platz zum Schloßplat­z gemacht.

Auch viele kuriose Straßennam­en sind bei der Recherche aufgetauch­t. In Neuss gibt es zum Beispiel eine Schabernac­kstraße. Mit Lausbubens­treichen habe der Name nichts zu tun, sagt Stadtsprec­her Tobias Spange. „Der Name kommt von dem Wort Schavernat­h und geht auf eine alte Schöffen- und Ratsfamili­e zurück.“

NRW ist nicht arm an skurrilen Straßennam­en. In Wuppertal gibt es die Straße „Im Funkloch“, sie geht auf einen alten Familienna­men zurück. In Köln gibt es die Straße „Zum Milchmädch­en“. Und in Soest kann man in die „Beamtenlau­fbahn“abbiegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany