Eher schlicht und doch ein Denkmal
Die Friedenskirche in Rheinhausen-Oestrum soll in die Liste der Denkmäler aufgenommen werden. Grund: Das Gotteshaus aus dem Jahr 1928 sei städtebaulich wie architektonisch bedeutsam.
OESTRUM Der markante Backsteinbau der evangelischen Friedenskirche an der Lutherstraße/am Kirchplatz im Rheinhauser Ortsteil Oestrum soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Das hat die Bezirksvertretung Rheinhausen jetzt einstimmig beschlossen. Das Stadtteilparlament beauftragte den Oberbürgermeister, das von 1928 bis 1929 errichtete Gotteshaus, innen wie außen im Stil der Zeit nüchtern und sachlich gestaltet, in die Denkmalliste einzutragen. Schon in der kommenden Woche wird sich der Kulturausschuss mit dem Thema beschäftigen.
Das Ziel, die Kirche zu erhalten und unter Schutz zu stellen, begründen Verwaltung und Bezirksvertretung wie folgt: „Die Friedenskirche ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil sie die einschneidenden Erneuerungstendenzen innerhalb der protestantischen Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts zum Ausdruck bringt. Demnach ist ihre ausgesprochen schlichte äußere wie innere Gestaltung Ergebnis einer seit der Jahrhundertwende von Reformern erhobenen Forderung, die bis dahin im Kirchenbau dominierenden pomphaften historistischen Stilmittel durch eine klare Architektursprache und Ausstattung zu ersetzen.“
Zur Baugeschichte: Im Mai 1927 beschloss die Versammlung der damals noch wachsenden Gemeinde in Hochemmerich den Bau einer Kirche für den Pfarrbezirk Oestrum mit den Ortschaften Bergheim, Trompet und Oestrum auf dem Gelände des Paschackers. Im Herbst dieses Jahres entschied das Presbyterium der Kirchengemeinde Hochemmerich einstimmig, das Gotteshaus nach einem Entwurf des Re- gierungs-Baumeisters Wilhelm Gravert errichten zu lassen. Architekt Gravert leitete zu dieser Zeit das Hochbauamt in Rheinhausen. Im März 1928 wurde der Grundstein gelegt. Ein Jahr später konnte die Gemeinde mit einem feierlichen Gottesdienst die Friedenskirche mit bis zu 500 Sitzplätzen einweihen. Als die Kirche erbaut wurde, war das Umfeld des Gotteshauses noch zum größten Teil unbebaut.
Ursprünglich war für den 26 Meter hohen Turm ein Flachdach, für das Kirchenschiff ein Satteldach vorgesehen. Doch während des Baus wurden die Pläne geändert. Auch ein anfangs geplantes Pfarrhaus an der Brunnenstraße wurde nicht verwirklicht. Das Pfarrhaus sollte durch einen Säulengang mit der Kirche verbunden werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde vor allem das Kirchendach durch einen Granattreffer beschädigt. Nach Kriegsende konnte das Dach in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. 1962 und 1965 wurde das Gebäude in zwei Bauabschnitten saniert. Dabei kam es zu größeren Umbauten: Im Inneren wurden der steinerne Altar und die steinerne Kanzel ersetzt, die Milchglas-Wandleuchten wichen Hängelampen, der Boden wurde neu plattiert. Kleinere Änderungen gab es in der ersten Hälfte der 90er Jahre.
Auch städtebauliche Gründe werden im Antrag angeführt, das Oestrumer Gotteshaus unter Denkmalschutz zu stellen: So kennzeich- ne die Errichtung der Friedenskirche inmitten noch unbebauten Geländes „das Ausgreifen der Besiedlung infolge des (...) industriellen Aufbruchs. Tatsächlich vollzog sich in den 1920er Jahren das bauliche Zusammenwachsen der Weiler und Dörfer Bergheim, Bliersheim, Friemersheim, Hochemmerich, Kaldenhausen, Oestrum, Rheinhausen und Rumeln. Dass das Wachstum, dem 1934 die Verleihung der Stadtrechte an die Großgemeinde Rheinhausen folgte, von großer Dynamik geprägt war, markiert nicht zuletzt die stattliche Gestalt des Kirchenbaus.“Die dominante Erscheinung der Kirche sei charakteristisch, ihre Traufhöhe überrage weit die Gebäude der Nachbarschaft. „Der freistehende, durchaus repräsentative Sakralbau setzt in der Umgebung einen bedeutenden architektonischen Akzent.“