Tanzen für eine bessere Welt
Im Jüdischen Gemeindezentrum verlieh die Duisburger Aktionsgemeinschaft Für Toleranz und Zivilcourage ihren Preis an das Jugendtanzprojekt „Exile“. Ulla Weltike und Intendant Dr. Alfred Wendel wurden als Initiatoren geehrt.
Die Kluft zwischen den fröhlichswingenden Songs der famosen Gelsenkirchener Swingfoniker unter Leitung von Lutz Peller und den ernsten Reden und Grußworten, die direkt oder indirekt Bezug zum Auschwitz-Gedenktag nahmen, war gewaltig. Diese Kluft gehört mittlerweile offenbar zum Ritual, wenn die „Duisburger Aktionsgemeinschaft Für Toleranz und Zivilcourage“ihren gleichnamigen Jahrespreis verleiht. Im Jüdischen Gemeindezen- trum wurde dieser Preis jetzt zum 16. Mal verliehen. Der Preisträger blieb bis zum Schluss geheim.
In diesem Jahr, so viel wurde bereits vor Wochen verraten, sollte der Preis an Menschen verliehen werden, die sich „mittels Musik, Kunst und Kultur für ein von Verständnis geprägtes und offenes Zusammenleben engagieren“. Kultur-, Jugendund Bildungsdezernent Thomas Krützberg war es vorbehalten, als dritter Redner in seiner Laudatio den Preisträger zu verraten. Der ist im Übrigen als Person gar nicht so eindeutig zu fassen: Mit dem Preis wurde das Tanzprojekt „Exile“von und mit dem Duisburger Tanztheater und den Duisburger Philharmonikern geehrt. Dabei wirkten mehr als 150 junge Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte mit. Diese in „Duisburg Beheimate- ten oder hier Heimatsuchende“haben an dem Tanzstück mitgewirkt, das der britische Choreograf Royston Maldoom im Jahr 2007 entwickelt hat und das bislang in verschiedenen Städten realisiert wurde. Ulla Weltike, die schon mehrfach mit dem berühmten Choreografen zusammenarbeitete, hat „Exile“als künstlerische Leiterin und Co-Choreografin für Duisburg adaptiert. Die Duisburger Philharmoniker übernahmen unter Lei- tung des Dirigenten Ville Matvejeff den musikalischen Part. Gewissermaßen stellvertretend für alle Beteiligten nahmen jetzt Ulla Weltike und Dr. Alfred Wendel als Intendant der Duisburger Philharmoniker den Preis entgegen. Symbolisiert wird der Preis durch eine stilisierte Hand-Skulptur.
Der Rahmen der Preisverleihung wurde von Superintendent Armin Schneider, Bürgermeister Manfred Osenger und Dezernent Krützberg für grundsätzliche Anmerkungen zur Gegenwart genutzt. Schneider verwies auf die Notwendigkeit einer ehrlichen Gedenkkultur. Wobei er beklagte, dass einen die jüngsten Entgleisungen des AFD-Funktionärs Björn Höcke, der das Holocaust-Denkmal als „Denkmal der Schande“bezeichnet hatte, fassungslos machten. Schneider rief dazu auf, den rechtsradikalen Parolen, die „mal in Springerstiefeln, mal in feinem Anzug“daherkämen, entgegenzutreten. Bürgermeister Osenger erinnerte an den erschreckenden Vorfall in einer Essener Bank, wo sich Kunden nicht um einen auf dem Boden liegenden Hilflosen gekümmert hätten, der schließlich gestorben sei. Man dürfe sich nicht damit herausreden, dass sich „irgendwer schon darum kümmern wird“, so Osenger. Man müsse sich immer selber in der Verantwortung sehen.
Dezernent Krützberg zitierte Bundespräsident Gauck, der angesichts grölender Neonazis gesagt
Dabei wirkten mehr
als 150 junge Menschen mit und ohne Einwanderungsge
schichte mit.
„Wenn man miteinander getanzt hat, kann man auch zusammen leben“
Royston Maldoom hatte: „Euer Hass ist unser Ansporn“und „Nicht die Herkunft ist entscheidend, sondern die Haltung“. Das Tanzprojekt „Exile“, das zweimal im ausverkauften Stadttheater zu erleben war, sei ein Beweis dafür, dass Kultur Brücken bauen könne. Dabei verwies er auf einen Ausspruch von Royston Maldoom: „Wenn man miteinander getanzt hat, kann man auch zusammen leben.“Nicht zuletzt habe das „Tanzen für eine bessere Welt“dazu beigetragen, dass junge Leute, Flüchtlinge und in Duisburg aufgewachsene, zusammengekommen seien. Daraus seien bisweilen dauerhafte Freundschaften entstanden.
Einige der jungen Leute, die bei „Exile“mitgewirkt hatten, waren bei der Preisverleihung dabei. Eigentlich waren sie die Hauptpersonen.