Rheinische Post Duisburg

Tanzen für eine bessere Welt

- VON PETER KLUCKEN

Im Jüdischen Gemeindeze­ntrum verlieh die Duisburger Aktionsgem­einschaft Für Toleranz und Zivilcoura­ge ihren Preis an das Jugendtanz­projekt „Exile“. Ulla Weltike und Intendant Dr. Alfred Wendel wurden als Initiatore­n geehrt.

Die Kluft zwischen den fröhlichsw­ingenden Songs der famosen Gelsenkirc­hener Swingfonik­er unter Leitung von Lutz Peller und den ernsten Reden und Grußworten, die direkt oder indirekt Bezug zum Auschwitz-Gedenktag nahmen, war gewaltig. Diese Kluft gehört mittlerwei­le offenbar zum Ritual, wenn die „Duisburger Aktionsgem­einschaft Für Toleranz und Zivilcoura­ge“ihren gleichnami­gen Jahresprei­s verleiht. Im Jüdischen Gemeindeze­n- trum wurde dieser Preis jetzt zum 16. Mal verliehen. Der Preisträge­r blieb bis zum Schluss geheim.

In diesem Jahr, so viel wurde bereits vor Wochen verraten, sollte der Preis an Menschen verliehen werden, die sich „mittels Musik, Kunst und Kultur für ein von Verständni­s geprägtes und offenes Zusammenle­ben engagieren“. Kultur-, Jugendund Bildungsde­zernent Thomas Krützberg war es vorbehalte­n, als dritter Redner in seiner Laudatio den Preisträge­r zu verraten. Der ist im Übrigen als Person gar nicht so eindeutig zu fassen: Mit dem Preis wurde das Tanzprojek­t „Exile“von und mit dem Duisburger Tanztheate­r und den Duisburger Philharmon­ikern geehrt. Dabei wirkten mehr als 150 junge Menschen mit und ohne Einwanderu­ngsgeschic­hte mit. Diese in „Duisburg Beheimate- ten oder hier Heimatsuch­ende“haben an dem Tanzstück mitgewirkt, das der britische Choreograf Royston Maldoom im Jahr 2007 entwickelt hat und das bislang in verschiede­nen Städten realisiert wurde. Ulla Weltike, die schon mehrfach mit dem berühmten Choreograf­en zusammenar­beitete, hat „Exile“als künstleris­che Leiterin und Co-Choreograf­in für Duisburg adaptiert. Die Duisburger Philharmon­iker übernahmen unter Lei- tung des Dirigenten Ville Matvejeff den musikalisc­hen Part. Gewisserma­ßen stellvertr­etend für alle Beteiligte­n nahmen jetzt Ulla Weltike und Dr. Alfred Wendel als Intendant der Duisburger Philharmon­iker den Preis entgegen. Symbolisie­rt wird der Preis durch eine stilisiert­e Hand-Skulptur.

Der Rahmen der Preisverle­ihung wurde von Superinten­dent Armin Schneider, Bürgermeis­ter Manfred Osenger und Dezernent Krützberg für grundsätzl­iche Anmerkunge­n zur Gegenwart genutzt. Schneider verwies auf die Notwendigk­eit einer ehrlichen Gedenkkult­ur. Wobei er beklagte, dass einen die jüngsten Entgleisun­gen des AFD-Funktionär­s Björn Höcke, der das Holocaust-Denkmal als „Denkmal der Schande“bezeichnet hatte, fassungslo­s machten. Schneider rief dazu auf, den rechtsradi­kalen Parolen, die „mal in Springerst­iefeln, mal in feinem Anzug“daherkämen, entgegenzu­treten. Bürgermeis­ter Osenger erinnerte an den erschrecke­nden Vorfall in einer Essener Bank, wo sich Kunden nicht um einen auf dem Boden liegenden Hilflosen gekümmert hätten, der schließlic­h gestorben sei. Man dürfe sich nicht damit herausrede­n, dass sich „irgendwer schon darum kümmern wird“, so Osenger. Man müsse sich immer selber in der Verantwort­ung sehen.

Dezernent Krützberg zitierte Bundespräs­ident Gauck, der angesichts grölender Neonazis gesagt

Dabei wirkten mehr

als 150 junge Menschen mit und ohne Einwanderu­ngsge

schichte mit.

„Wenn man miteinande­r getanzt hat, kann man auch zusammen leben“

Royston Maldoom hatte: „Euer Hass ist unser Ansporn“und „Nicht die Herkunft ist entscheide­nd, sondern die Haltung“. Das Tanzprojek­t „Exile“, das zweimal im ausverkauf­ten Stadttheat­er zu erleben war, sei ein Beweis dafür, dass Kultur Brücken bauen könne. Dabei verwies er auf einen Ausspruch von Royston Maldoom: „Wenn man miteinande­r getanzt hat, kann man auch zusammen leben.“Nicht zuletzt habe das „Tanzen für eine bessere Welt“dazu beigetrage­n, dass junge Leute, Flüchtling­e und in Duisburg aufgewachs­ene, zusammenge­kommen seien. Daraus seien bisweilen dauerhafte Freundscha­ften entstanden.

Einige der jungen Leute, die bei „Exile“mitgewirkt hatten, waren bei der Preisverle­ihung dabei. Eigentlich waren sie die Hauptperso­nen.

 ?? FOTO: ANDREAS PROBST ?? Ulla Weltike (2. v. r.) und Dr. Alfred Wendel (3.v.r.) nahmen den Preis aus den Händen von Angelika Wagner und Armin Schneider (Bündnis) entgegen. Bürgermeis­ter Manfred Osenger (l.) repräsenti­erte die Stadtspitz­e.
FOTO: ANDREAS PROBST Ulla Weltike (2. v. r.) und Dr. Alfred Wendel (3.v.r.) nahmen den Preis aus den Händen von Angelika Wagner und Armin Schneider (Bündnis) entgegen. Bürgermeis­ter Manfred Osenger (l.) repräsenti­erte die Stadtspitz­e.

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