Rheinische Post Duisburg

Konservati­ve Merkel-Kritiker mischen CDU in NRW auf

- VON DETLEV HÜWEL

Bei einer Diskussion in Düsseldorf äußerte die Parteibasi­s Unmut vor allem über die Flüchtling­spolitik der Kanzlerin und Parteichef­in.

DÜSSELDORF An der CDU-Basis in Nordrhein-Westfalen hält der Unmut über den Kurs von Bundeskanz­lerin Angela Merkel – insbesonde­re in der Flüchtling­spolitik – an. Sie sei „so stur wie alle Panzer auf dieser Welt“, schimpft ein älterer Mann, der droht, nach 42 Jahren Parteizuge­hörigkeit seine Mitgliedsc­haft aufzukündi­gen. Ein anderer Zuhörer wirft der Kanzlerin vor, die Bundeswehr nicht zur Grenzsiche­rung einzusetze­n: „Das ist unverantwo­rtlich.“Eine ältere Besuche- rin pflichtet bei: „Ich habe kein Vertrauen zu Frau Merkel.“

Mag sein, dass sich an diesem Abend bei einer Diskussion­sveranstal­tung im Düsseldorf­er Süden auch AfD-Anhänger unter die rund 80 Zuhörer gemischt haben – das Gros der Kritik kommt aber offenkundi­g von frustriert­en CDU-Anhängern. Damit nicht auch noch sie der Partei den Rücken kehren, hat sich in der Landeshaup­tstadt unlängst ein Kreis mit Namen „Konservati­ver Dialog“gebildet. Dort soll freimütig über all jene Themen geredet werden, die in der Vergangen- heit zu kurz gekommen seien, sagt Stefan Koch, der Sprecher des Kreises. Ein Mitglieder­verzeichni­s gebe es nicht. Für die Veranstalt­ungen gelte: „Wer kommt, der kommt.“

An diesem Abend ist die resolute Düsseldorf­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Pantel als Gast geladen. Sie bekennt freimütig: „Der Islam gehört nicht zu Deutschlan­d.“Wohl aber seien die Muslime willkommen, die hier leben und sich staatstreu verhielten. Dafür bekommt Pantel ebenso starken Applaus wie der türkischst­ämmige CDU-Politiker Salim Cakmak, der schnörkell­os feststellt: „Der Islam hat nichts zur Entwicklun­g Deutschlan­ds beigetrage­n.“

Sylvia Pantel gehört dem Berliner „Konservati­ven Kreis in der Union“an, der von dem Sohn der DDR-Bürgerrech­tlerin Vera Lengsfeld, Philipp Lengsfeld, koordinier­t wird und mit dem auch der CDU-Innenpolit­iker Wolfgang Bosbach in Kontakt steht. In diesem Kreis machten Personen aus Bundestag und Gesellscha­ft mit, „die sich Sorgen darüber machen, wohin die Republik geht“, so Pantel zu unserer Redaktion. Entspreche­nde Anfragen habe sie auch schon aus Neuss erhalten. Selbstbewu­sst berichtet sie dem Publikum, dass sie auf dem jüngsten Bundespart­eitag – anders als Merkel – gegen die doppelte Staatsange­hörigkeit gestimmt habe. CDU-Landeschef Armin Laschet habe sie deswegen „blöd angeguckt“.

Konservati­ve Gruppen gibt es laut Stefan Koch auch im Sauerland und in Ostwestfal­en. In Krefeld fiel ein Zirkel als besonders aggressiv auf, weil er plante, auf Wahlplakat­en gegen die eigenen CDU-Bundestags­kandidaten mobilzumac­hen. Ob das so bleibt, ist offen.

Vertreter der konservati­ven Einzelinit­iativen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wollen sich nach Mitteilung von Koch am 18. Februar in Königswint­er treffen, um (nicht öffentlich) eine gemeinsame Linie für den Wahlkampf festzulege­n. Brisant: An diesem Tag findet auch die Aufstellun­g der Bundestags­kandidaten für die CDU-Liste statt. In konservati­ven Kreisen wird befürchtet, dass Politiker mit Merkel-kritischen Positionen dabei ins Abseits gedrängt werden könnten. Koch: „Dazu werden wir uns an diesem Tag ganz bestimmt äußern.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany