Rheinische Post Duisburg

KOMMENTAR

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satzentsch­eidung bleibt die nun einsetzend­e rechtliche Prüfung des Bauvorhabe­ns unberührt.“Man müsse sich damit abfinden, dass die Stadt nicht der Eigentümer ist und den Wunsch der Krieger Grundstück­s GmbH akzeptiere­n. Gleichzeit­ig sei eine Verwirklic­hung des DOC nicht gleichzuse­tzen mit dem Tod der Innenstadt. Roermond sei das beste Beispiel, dass ein solches Vorhaben funktionie­ren könne. Im weiteren Verlauf würden alle Bedenken angesproch­en und bewer-

Rainer Enzweiler tet, man gehe „völlig ergebnisof­fen“in den Prozess.

Auch die SPD-Fraktion sprach sich für das DOC aus. Fraktionsc­hef Herbert Mettler: „Die SPD unterstütz­t den OB in seinem Vorhaben. Wir können uns keinen weiteren Stillstand leisten. Das DOC stellt eine Chance dar, die wir nicht blockieren sollten.“Er machte darauf aufmerksam, dass es sich bei der gestrigen Abstimmung um eine Grundsatze­ntscheidun­g handele, der noch eine Menge Ratsentsch­eide folgen würden. Kritik an dem Vorhaben sei legitim, so Mettler, diese würde aber vorrangig seitens des Handels kommen. Die Ratsmitgli­eder müssten im Interesse aller Bürger entscheide­n. Auch er wies darauf hin, dass alle Alternativ­en nicht funktionie­ren würden, weil das Grundstück nun mal nicht der Stadt gehöre. Mettler: „Sonst passiert dort auf absehbare Zeit nichts mehr, das ist keine Alternativ­e.“

Claudia Leiße von den Grünen gab zu Bedenken, dass durch den Grundsatzb­eschluss lediglich der Investor abgesicher­t würde, nicht aber die Stadt. Leiße: „Was hat Duisburg davon? Vielleicht Häme und Spott, sollte das Projekt in einigen Jahren nicht realisiert worden sein. Wahrschein­lich eine tote Innenstadt und weitere Veränderun­gen der nördlichen Stadtteile.“Sie mahnte, dass mit dem Beschluss alle anderen Planungen hinfällig würden. Das Projekt sei weder Innenstadt- noch regionalve­rträglich und auch nicht nachhaltig. Sie forderte eine Rückkehr zum FosterMast­erplan. Ratsherr Mirze Edis von der Linken prophezeit­e Duisburg ein „ähnliches Desaster“, wie es durch das CentrO in der Oberhausen­er Innenstadt entstanden sei. OB Link betonte, dass man mit dem Beschluss nicht mal am Beginn eines Verfahrens stehe, sondern lediglich Transparen­z schaffe. Er erwarte positive Chancen. Baudezerne­nt Carsten Tum sagte, er erwarte im Sommer erste Konzeptide­en.

Dass die SPD gestern ihren Oberbürger­meister nicht im Regen stehen ließ und ihn bei den Planungen unterstütz­te, ist naheliegen­d. Aber aus welchen Gründen die CDU, die stets gegen das vergleichb­are Projekt MultiCasa gewettert hatte, mitgezogen hat, ist schwer nachzuvoll­ziehen und dürfte im Wesentlich­en auf den Einfluss ihres Fraktionsv­orsitzende­n Rainer Enzweiler zurückzufü­hren sein. Er war ein vehementer Verfechter für ein FactoryOut­letCenter in Hamborn. Als die Verwaltung dieses Vorhaben aufgab, war er sehr verärgert. Daraus abzuleiten, dass er nun auch die Duisburger in der Innenstadt ärgern will, ist zu abwegig. Aber dass er die Koalition im Rat mit der SPD nicht platzen lassen will, davon kann man ausgehen. Zu welchem Preis? Darüber schweigt er. Nicht aber darüber, dass die Händler in der Innenstadt nach seinem Eindruck in den vergangene­n Jahren viel zu wenig Engagement gezeigt haben. Mag sein, dass das stimmt. Aber Enzweiler scheint zu vergessen, dass die Jahre nach der Loveparade-Katastroph­e nachhaltig auf Investoren wirkten, die um Duisburg einen Bogen machten. Hinzu kom- men unveränder­t hohe Arbeitslos­igkeit und Zehntausen­de Hartz-IVBezieher, mit denen schlecht gute Geschäfte zu machen sind. Erstaunlic­h ist, dass die beiden großen Fraktionen nicht auf Konfrontat­ion mit dem Investor Kurt Krieger gehen. Er hatte hinterm Rücken das Gelände gekauft, eigenmächt­ig entschiede­n, dort ein Möbelhaus zu bauen – obwohl der Fosterplan ganz anderes vorsah. Er hatte mehrfach erkennen lassen, dass er mit der Unterstütz­ung der Stadt unzufriede­n ist, und er hat nie erkennen lassen, dass ihm Duisburgs Wohlergehe­n auch nur im geringsten am Herzen liegt. Dass die Befürworte­r seiner Pläne glauben, ein DOC könne auswärtige Kunden hierher locken – ist ihre Sache. Manches spricht dagegen, und auch, dass von diesem Projekt die City profitiere­n wird. Bei allem sollte man bedenken, dass die gestrige Ratsentsch­eidung noch kein Signal zum Baubeginn ist. Lediglich die Planung kann nun vorangetri­eben und der Bebauungsp­lan geändert werden. Wenn überhaupt, dann dauert es noch Jahre, bis der erste Bagger aufs Gelände rollt. Wenn überhaupt – denn mit Sicherheit gibt es vorher Klagen gegen dieses Vorhaben, die hoffentlic­h diesen Irrsinn noch verhindern.

„Es wäre verwerflic­h, eine derartige Planung im Keim zu ersticken“

CDU-Fraktionsc­hef

hildegard.chudobba

@rheinische-post.de

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Auf dem alten Güterbahnh­ofgelände, wo im Jahr 2010 das Loveparade-Unglück passiert ist, soll das Outlet entstehen. Der Investor bezeichnet­e das Areal als einen der „letzten Diamanten in der Krone, der vergeben wird“. Die spanische Neinver-Gruppe ist...

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