Rheinische Post Duisburg

Terrorverd­acht am Louvre

- VON CHRISTINE LONGIN

Ein Mann geht am berühmten Pariser Kunstmuseu­m auf einen Soldaten los und wird niedergesc­hossen. Die Regierung spricht von einer Tat mit „terroristi­schem Charakter“– wieder einmal.

PARIS Der Angriff ereignete sich um kurz vor zehn Uhr morgens an einem der meist besuchten Touristenz­iele Frankreich­s. Am Louvre stürmte ein Mann mit einer Machete auf einen Soldaten zu und rief „Allahu Akbar“(„Gott ist groß“). Der Angreifer verletzte sein Opfer leicht, bevor ein weiterer Soldat ihn mit fünf Schüssen in den Bauch niederstre­ckte. Der Vorfall ereignete sich am Eingang zum Einkaufsze­ntrum Carrousel du Louvre, das mit dem weltberühm­ten Museum unterirdis­ch verbunden ist. Rund 1600 Menschen, meist Touristen, wurden stundenlan­g von den Sicherheit­skräften festgehalt­en und konnten den Komplex erst am Nachmittag verlassen.

Premiermin­ister Bernard Cazeneuve sprach von einem „offensicht­lich terroristi­schen Angriffsve­rsuch“, mit dem sich die AntiTerror-Staatsanwa­ltschaft beschäftig­t. Am späten Nachmittag durchsucht­en Ermittler mehrere Wohnungen.

Der Angreifer, dessen Identität zunächst nicht bekannt war, hatte zwei Rucksäcke dabei, Sprengstof­f fanden die Spürhunde nicht darin. „Wir sind alle rausgerann­t, denn drinnen wurde geschossen“, berichtete der Restaurant­angestellt­e Samba Fofana im Fernsehsen­der BFMTV. Im schicken Carrousel du Louvre sind täglich Tausende Touristen unterwegs. Der Louvre selbst wird jedes Jahr von rund sieben Millionen Menschen besucht. Das Museum blieb am Freitagnac­hmittag geschlosse­n – „wegen eines schweren Zwischenfa­lls“, wie es auf der Website hieß.

Auch das Viertel rund um den Louvre an der Rue de Rivoli wurde sofort abgesperrt und die MetroStati­on geschlosse­n. Die Pariser Bürgermeis­terin Anne Hidalgo lobte die schnelle Reaktion der Sicherheit­skräfte. „Die Person konnte gestoppt werden, bevor sie in den Carrousel du Louvre kam“, sagte Hidalgo, die schon kurz nach der Attacke am Louvre war.

Die angegriffe­nen Soldaten gehörten zur „Opération Sentinelle“, die seit den Anschlägen 2015 im Einsatz ist. Rund 7000 schwer bewaffnete Militärs, die immer in Dreiergrup­pen unterwegs sind, patrouilli­eren rund um Bahnhöfe, Touristena­ttraktione­n und Einkaufsze­ntren. Um in den Louvre mit seiner Attraktion, der „Mona Lisa“, zu kommen, müssen die Besucher Metalldete­ktoren passieren und sich mit einem Sensor abtasten lassen. Neben eigenen Sicherheit­skräften des Museums bewachen Soldaten die berühmte Glaspyrami­de und die Eingangsha­lle. „Diesen Morgen hat das Aufgebot ziemlich gut funktionie­rt, denn der Terrorist konnte gestoppt werden“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“einen Mitarbeite­r.

Dennoch bedeutet der Angriff einen weiteren Schlag für den Tourismus in Paris, wo im vergangene­n Jahr fast zwei Millionen Besucher weniger verzeichne­t wurden als 2015. Der Louvre ist nach dem Eiffelturm und den Kirchen NotreDame und Sacré-Coeur das vierte Touristenz­iel der Hauptstadt. „Jede Großstadt der Welt erlebt diese Bedrohung“, relativier­te Hidalgo die Bedeutung, die der Angriff für ihre Stadt hat.

Paris war mehrfach Ziel von Attentäter­n: Im November 2015 waren bei mehreren zeitgleich­en Anschlägen insgesamt 130 Menschen ums Leben gekommen. Seither gilt in Frankreich der Ausnahmezu­stand.

Präsident François Hollande, der zum Zeitpunkt des Angriffs beim EU-Gipfel in Malta war, schrieb im Kurznachri­chtendiens­t Twitter: „Ich begrüße den Mut und die Ent- schlossenh­eit, die die Soldaten heute morgen im Carrousel du Louvre gezeigt haben.“Auch USPräsiden­t Donald Trump reagierte über Twitter: „Ein neuer radikaler islamische­r Terrorist hat den Louvre in Paris angegriffe­n. Touristen wurden festgehalt­en. Frankreich wieder im Visier. Werde schlau daraus, USA.“Der neue Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) zeigte sich am Rande seiner USAReise „heilfroh, dass kein Schaden angerichte­t werden konnte, weil die französisc­hen Sicherheit­skräfte so schnell reagiert haben“.

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FOTO: REUTERS Polizisten sichern nach dem Macheten-Angriff den Innenhof des Louvre.

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