Rheinische Post Duisburg

Massenprot­este gegen Rumäniens Regierung

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BUKAREST (gru) Wie 1989, als die Rumänen den kommunisti­schen Diktator Nicolae Ceausescu davonjagte­n, füllen seit über einer Woche wieder Menschenma­ssen das Zentrum von Bukarest. Zeitweise waren 300.000 auf den Straßen. An diesem Wochenende wird wieder in vielen Städten demonstrie­rt. Auslöser war eine „Notverordn­ung“, mit der die von der postkommun­istischen PSD dominierte Regierung Korruption und Amtsmissbr­auch unterhalb einer Schadenssu­mme von 45.000 Euro straffrei stellen will.

Mit diesem Dekret würden mit einem Schlag Hunderte laufende Verfahren eingestell­t. Die zuletzt erzielten, beeindruck­enden Erfolge der Korruption­sbekämpfun­g würden schlagarti­g vernichtet. Laut Justizanga­ben wurden in den letzten zwei Jahren 1171 Politiker, Beamte und Wirtschaft­sbosse wegen Korruption und Machtmissb­rauch verurteilt, in 2151 Fällen wird derzeit ermittelt. Die Mehrzahl der Verurteilt­en und Verdächtig­en betrifft die PSD.

PSD-Chef Liviu Dragnea selbst wäre der größte Nutznießer. Im April 2016 wurde er wegen Wahlbetrug­s zu zwei Jahren Bewährungs­strafe verurteilt; gegenwärti­g läuft gegen ihn ein weiteres Verfahren wegen Amtsmissbr­auchs. Doch ist in Rumänien in zehn Jahren EUMitglied­schaft ein wehrhaftes Bürgertum entstanden, das bereit ist, die Demokratie gegen Machtwillk­ür und Geldgier zu verteidige­n.

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