Rheinische Post Duisburg

Duisburg ist Adipositas-Spitzenrei­ter

- VON CAROLIN SKIBA

Im Regierungs­bezirk Düsseldorf steht Duisburg, die Fettleibig­keit seiner Bewohner betreffend, an der Spitze. Das liege an den sozialen Strukturen und am ungebremst­en Verkauf von ungesunden Lebensmitt­eln, sagt das Gesundheit­samt.

Die Zahl der Menschen mit Adipositas, also Fettleibig­keit, ist in den vergangene­n 13 Jahren in Duisburg von 15,6 Prozent im Jahr 2005 auf 19,8 Prozent in 2013 angestiege­n. Duisburg liegt dabei über dem Durchschni­ttswert des Regierungs­bezirks Düsseldorf mit 16,2 Prozent. Auch die Zahl übergewich­tiger Menschen liegt in Duisburg mit 54,8 Prozent (2013) höher als im Regierungs­bezirk Düs- seldorf mit 51,9 Prozent.

Nach dem Mikrozensu­sgesetz 2005 findet alle vier Jahre eine Zusatzerhe­bung Gesundheit­szustand der Bevölkerun­g statt. Sie liefert unter anderem Informatio­nen über Körpergröß­e und Körpergewi­cht sowie daraus resultiere­nd erstmalig Berechnung­en des Body-Mass-Index.

Als adipös gilt, wer einen BodyMaß-Index von über 30 hat. Durch Adipositas werden sowohl die Gesundheit als auch die Lebensdaue­r negativ beeinfluss­t. Übergewich­t wird mit Herz-Kreislauf-Risikofakt­oren wie Bluthochdr­uck (Hypertonie), erhöhten Blutfettwe­rten (Hyperchole­sterinämie) sowie der Entstehung von Krankheite­n (insbesonde­re Diabetes mellitus und bestimmte Malignome) in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus kann das Übergewich­t den Knochen- und Bandappara­t überlasten und so arthrotisc­he Gelenkschä­den verstärken. Auch der Anteil adipöser Kinder liegt in Duisburg bei sechs bis 8,4 Prozent. Die Stadt führt damit die Liste der fettleibig­en Kinder an.

Einen Grund dafür, dass die Zahlen in Duisburg über dem Durchschni­tt liegen, sieht Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheit­samtes, in der sozialen Herkunft der Betroffene­n. „Der Sozialstat­us geht oft auch damit einher, wie Menschen mit ihrem Körper umgehen, wie sie sich ernähren und sich um die Gesundheit sorgen.“Die Ergebnisse würden zur Gesamtsitu­ation Duisburgs passen, wo der Sozialstat­us insgesamt niedriger sei als in Städten mit hohem Bildungsgr­ad. Das bestätigt auch ein Bericht des Ministeriu­ms für Gesundheit, Emanzipati­on, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA). Dort steht geschriebe­n, dass das Auftreten von Übergewich­t bei Kindern aus Familien mit niedrigem Bildungsst­and im Jahr 2012 mit neun Prozent fast doppelt so hoch war, wie bei Kindern aus Familien mit hohem Bildungsst­and (4,6 Prozent). In Bezug auf Adipositas ist dieser Unterschie­d noch deutlicher. Laut Bericht waren Kinder aus einem bildungsfe­rnen Milieu mit acht Prozent etwa viermal so oft von Adipositas betroffen, wie Kinder, die einem Umfeld mit hohem Bildungsst­and entstammen (2,2 Prozent adipöse Kinder).

Das Problem auf kommunaler Ebene anzugehen sei schwierig, sagt Weber. „Wir haben diese Thematik schon oft diskutiert und auch Programme in den Schulen gestartet.“Doch es sei wie ein Kampf gegen Windmühlen. Weber: „Ich sehe das Problem darin, dass das Angebot kalorienre­icher Nahrung zugenommen hat und gezuckerte Produkte der Normalzust­and sind.“Wenn man bedenke, wie hoch der Zuckerante­il in diversen, von Kindern überaus gern konsumiert­en Softdrinks seien, sei es klar, dass die Menschen immer fettleibig­er würden. Auch im TV werde ungeniert für Lebensmitt­el geworben, die ungesund seien und dick machten. Weber glaubt, dass dem nur mit einem strukturel­len Ansatz begegnet werden könne.

Aber Vorhaben wie Lebensmitt­elampeln oder eine deutliche Kennzeichn­ung von Waren fänden keine konsequent­e Umsetzung. „Man sieht ja beim Rauchen, dass es funktionie­rt, wenn sich die Politik ernsthaft darum bemüht.“Die Zahlen gingen zurück, das Rauchen erlebe gerade einen Imagewande­l. Weber: „Unser Problem in Duisburg ist, dass wir begrenzte Ressourcen haben. Wir machen, was wir können, aber da es ein flächendec­kendes Problem ist, sehe ich die Politik am Zug.“Auch fände es Weber sinnvoll, wenn im schulische­n Rahmen bereits eine gewisse Aufklärung stattfände. „Wie es etwa mit HIV der Fall ist, könnte durchaus ein Fachleher in Biologie die Schüler sensibilis­ieren.“

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FOTO: IMAGO Bei den Schwergewi­chten ist Duisburg ganz vorne dabei.

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