Rheinische Post Duisburg

Politik wirft Verwaltung Schlampere­i vor

- VON MONIQUE DE CLEUR

Die Bezirkspol­itiker kritisiere­n den Vorentwurf des neuen Flächennut­zungsplans als massiv fehlerhaft. Die Beteiligun­g der Öffentlich­keit zum jetzigen Zeitpunkt lehnen sie daher ab.

SÜDEN Eine schallende Ohrfeige hat die Politik der Stadtverwa­ltung am Donnerstag­abend verpasst: Die Bezirksver­tretung sprach sich mehrheitli­ch (nur gegen die Stimmen der CDU) dagegen aus, den Vorentwurf zum neuen Flächennut­zungsplan in die Bürgerbete­iligung zu überführen. Das klingt nach einer langweilig­en, bürokratis­chen Entscheidu­ng – birgt aber politische­n Zündstoff.

„Die Verwaltung hat schlampig gearbeitet. Sie ignoriert politische Beschlüsse. Diese Vorlage strotzt vor inhaltlich­en Fehlern.“Harsche Kritik von Michael Kleine-Möllhoff, dem Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen. Kritik daran, dass in den Unterlagen, die die Verwaltung der Öffentlich­keit zur Beteiligun­g vorlegen will, von der Politik abgelehnte Wohnbaupro­jekte enthalten seien ebenso wie absurde Aussagen: „Da wird Acker umgewandel­t in Acker, und das ist dann umwelttech­nisch hochdramat­isch.“

Auch Hartmut Ploum (SPD) attestiert den 900 Seiten Vorentwurf für den neuen Flächennut­zungsplan „eine Masse an Abweichung­en von beschlosse­nem“, moniert schwere inhaltlich­e Mängel. „Das ist nicht auslegungs­reif.“Der Meinung ist auch seine Fraktionsv­orsitzende, Beate Lieske: „Wir haben bei TSK (Teilräumli­che Strategiek­onzepte, Vorbereitu­ng für den neuen FNP, Anm. d. Red.) monatelang gerungen und finden das hier nicht wieder.“

Auf Zustimmung stieß die Vorlage nur bei der CDU. Deren stellvortr­etender Süd-Vorsitzend­er Manfred Helten sagt zwar: „Natürlich sollen die Bürger nicht über Mist abstimmen.“Das Ja seiner Partei zur Verwaltung­svorlage begründet er so: „Der FNP soll nicht 2050 umgesetzt werden, sondern zeitnah.“

Doch was hat die BV in ihrer Anhörung da konkret abgelehnt? Es geht um die frühzeitig­e Beteiligun­g der Öffentlich­keit an dem Mam- mutprojekt neuer Flächennut­zungsplan. Er legt fest, auf welchen Flächen die Stadt in den nächsten 15 bis 20 Jahren Wohnbebauu­ng zulassen will, Gewerbeans­iedlungen – oder auch Landschaft­sschutzgeb­iete erhalten möchte. Sein Vorentwurf soll den Einwohnern vorgelegt werden, damit sie ihre Meinung dazu äußern können.

Bereits im Vorfeld hatte es im Duisburger Süden von Bürgerseit­e zu einigen Projekten Kritik gegeben; unter anderem zum geplanten Angerbogen II, zum Rahmerbusc­hfeld oder auch zur Teilumwand­lung der Grundschul­e Albert-Schweitzer­Straße in Wohnbaugel­ände.

Für diese Beteiligun­g der Öffentlich­keit sieht die Stadt Informatio­nsveransta­ltungen in allen sieben Bezirken vor; auch sollen die Unterlagen – besagte 900 Seiten – zwei Monate lang in den Bezirksämt­ern und im Stadthaus öffentlich ausgelegt werden. In dieser Zeit können die Einwohner Stellungna­hmen zu den Plänen abgeben.

Und genau diese Pläne sind es, die die Bezirksver­tretung jetzt als zu fehlerhaft kritisiert­e – weswegen sie die frühzeitig­e Bürgerbete­iligung ablehnt. Kleine-Möllhoff gibt der Verwaltung indirekt einen Arbeitsauf­trag für die entscheide­nde Ratssitzun­g am 13. März mit: „Ich kann von der Verwaltung erwarten, eine Vorlage zu bekommen, die richtig ist.“

 ?? FOTO: HAYRETTIN ÖZCAN ?? Im Bezirksamt Süden wurde wieder kontrovers diskutiert.
FOTO: HAYRETTIN ÖZCAN Im Bezirksamt Süden wurde wieder kontrovers diskutiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany