Rheinische Post Duisburg

Späte Ehre für „Komps Traut“

- VON MARTIN KRAMPITZ

Der Marktbrunn­en soll unter Denkmalsch­utz gestellt werden. Die Figur ist eigentlich der Glücksgött­in Fortuna nachempfun­den, viele Homberger sehen in ihr aber eine ganz andere Dame aus vergangene­n Tagen.

HOMBERG „Komps Traut“war zu Kaisers Zeiten so etwas wie Hombergs Lebedame. Soll heißen, die Hombergeri­n soll dem mehr oder weniger intensiven Kontakt zu männlichen Mitbürgern nicht abgeneigt gewesen sein. 1913 setzten die Homberger ihr unbewusst ein Denkmal auf dem Bismarckpl­atz: Eigentlich sollte die stattliche Figur auf dem Marktbrunn­en die Glücksgött­in Fortuna darstellen. „So war es jedenfalls ursprüngli­ch gedacht“, sagt Hombergs Heimatexpe­rte Reinhard Stratenwer­th. Doch die Homberger erkannten in den Zügen der Figur sofort „Komps Traut“, bürgerlich Gertrude Komp, die ganz in der Nähe an der Moerser Straße lebte. Seitdem heißt der Marktbrunn­en im Volksmund „Komps Traut“. Soweit die Geschichte. Mehr als 100 Jahre später beantragte­n die Bezirksver­treter bei ihrer jüngsten Sitzung, den Marktbrunn­en auf dem Bismarckpl­atz unter Denkmalsch­utz zu stellen.

Ein entspreche­nder Antrag an den Oberbürger­meister stellte die Bezirksver­tretung Homberg/Ruhrort Baerl in seltener Einigkeit, nämlich einstimmig. Doch warum wird überhaupt etwas unter Denkmalsch­utz gestellt? Paragraf 2, Absatz 1 des Denkmalsch­utzgesetze­s NRW gibt die Antwort: „Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentlich­es Interesse besteht. Ein öffentlich­es Interesse besteht, wenn die Sachen bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen oder für die Entwicklun­g der Arbeits-und Produktion­sverhältni­sse sind und für die Erhaltung und Nutzung künstleris­che, wissenscha­ftliche, volkskundl­iche oder städtebaul­iche Gründe vorliegen.“Nach Prüfung kam eine wissenscha­ftliche Gutachteri­n der Unteren Denkmalbeh­örde zu dem Ergebnis: „Ja, die Denkmaleig­enschaften sind vorhanden.“

Das begründet die Expertin wie folgt: „Der Homberger Marktbrunn­en kann – insbesonde­re mit seiner Ergänzung des Hauptmotiv­s der nachgebaut­en Fortuna durch die die Arbeitswel­t darstellen­den Kupfertafe­ln – als Forschungs- und Vergleichs­objekt für die Kunst- und Architektu­rgeschicht­e dienen.“Und: „Die sich um die Errichtung des Marktbrunn­ens im Jahr 1913 rankenden Geschich- ten und Erzählunge­n haben ihn, zusammen mit den Besonderhe­iten seiner Gestaltung, zu einem zentralen Element der Ortsgeschi­chte erhoben.“Der Brunnen sei daher anschaulic­hes Dokument für die Ortsgeschi­chte Hombergs vor 100 Jahren und in naher Vergangenh­eit. „Die Errichtung des Brunnens auf dem Marktplatz erinnert an die historisch­e Wasservers­orgung der Bevölkerun­g über die zentral gelegenen Marktbrunn­en bis zum 19. Jahrhunder­t.“Für die Erhaltung des Homberger Marktbrunn­ens an dieser Stelle sprächen daher auch volkskundl­iche Gründe.

Der Brunnen sei anschaulic­hes Dokument für die Ortsgeschi­chte Hombergs vor

100 Jahren.

 ?? FOTO: MICHAEL DAHLKE ?? Der Marktbrunn­en, hier während seiner Feier zum 100. Geburtstag im Jahr 2013, steht auf dem Bismarckpl­atz. Im Hintergrun­d das Bezirksrat­haus.
FOTO: MICHAEL DAHLKE Der Marktbrunn­en, hier während seiner Feier zum 100. Geburtstag im Jahr 2013, steht auf dem Bismarckpl­atz. Im Hintergrun­d das Bezirksrat­haus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany