Späte Ehre für „Komps Traut“
Der Marktbrunnen soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Figur ist eigentlich der Glücksgöttin Fortuna nachempfunden, viele Homberger sehen in ihr aber eine ganz andere Dame aus vergangenen Tagen.
HOMBERG „Komps Traut“war zu Kaisers Zeiten so etwas wie Hombergs Lebedame. Soll heißen, die Hombergerin soll dem mehr oder weniger intensiven Kontakt zu männlichen Mitbürgern nicht abgeneigt gewesen sein. 1913 setzten die Homberger ihr unbewusst ein Denkmal auf dem Bismarckplatz: Eigentlich sollte die stattliche Figur auf dem Marktbrunnen die Glücksgöttin Fortuna darstellen. „So war es jedenfalls ursprünglich gedacht“, sagt Hombergs Heimatexperte Reinhard Stratenwerth. Doch die Homberger erkannten in den Zügen der Figur sofort „Komps Traut“, bürgerlich Gertrude Komp, die ganz in der Nähe an der Moerser Straße lebte. Seitdem heißt der Marktbrunnen im Volksmund „Komps Traut“. Soweit die Geschichte. Mehr als 100 Jahre später beantragten die Bezirksvertreter bei ihrer jüngsten Sitzung, den Marktbrunnen auf dem Bismarckplatz unter Denkmalschutz zu stellen.
Ein entsprechender Antrag an den Oberbürgermeister stellte die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort Baerl in seltener Einigkeit, nämlich einstimmig. Doch warum wird überhaupt etwas unter Denkmalschutz gestellt? Paragraf 2, Absatz 1 des Denkmalschutzgesetzes NRW gibt die Antwort: „Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Ein öffentliches Interesse besteht, wenn die Sachen bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen oder für die Entwicklung der Arbeits-und Produktionsverhältnisse sind und für die Erhaltung und Nutzung künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder städtebauliche Gründe vorliegen.“Nach Prüfung kam eine wissenschaftliche Gutachterin der Unteren Denkmalbehörde zu dem Ergebnis: „Ja, die Denkmaleigenschaften sind vorhanden.“
Das begründet die Expertin wie folgt: „Der Homberger Marktbrunnen kann – insbesondere mit seiner Ergänzung des Hauptmotivs der nachgebauten Fortuna durch die die Arbeitswelt darstellenden Kupfertafeln – als Forschungs- und Vergleichsobjekt für die Kunst- und Architekturgeschichte dienen.“Und: „Die sich um die Errichtung des Marktbrunnens im Jahr 1913 rankenden Geschich- ten und Erzählungen haben ihn, zusammen mit den Besonderheiten seiner Gestaltung, zu einem zentralen Element der Ortsgeschichte erhoben.“Der Brunnen sei daher anschauliches Dokument für die Ortsgeschichte Hombergs vor 100 Jahren und in naher Vergangenheit. „Die Errichtung des Brunnens auf dem Marktplatz erinnert an die historische Wasserversorgung der Bevölkerung über die zentral gelegenen Marktbrunnen bis zum 19. Jahrhundert.“Für die Erhaltung des Homberger Marktbrunnens an dieser Stelle sprächen daher auch volkskundliche Gründe.
Der Brunnen sei anschauliches Dokument für die Ortsgeschichte Hombergs vor
100 Jahren.