Rheinische Post Duisburg

Vielleicht war Rod Laver doch besser

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Diese überaus bewegende Frage muss dringend noch erörtert werden: Ist Roger Federer der beste Tennisspie­ler aller Zeiten, nun, da er unlängst in Melbourne seinen 18. Grand-Slam-Titel gewonnen hat?

Ganz abwegig ist die Feststellu­ng, er sei der beste, wohl nicht – vor allem wohl nicht für jene Zeitgenoss­en, die auf dem Standpunkt stehen: Was vor meiner Zeit war, hat nicht stattgefun­den. In der Tat, was die Zahl seiner Siege bei den vier großen Meistersch­aften in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York betrifft, kann dem Eidgenosse­n keiner das Wasser reichen.

Und dennoch gibt es zumindest einen, den wohl nur die Umstände seiner Zeit daran hinderten, womöglich noch mehr Major-Titel auf sich zu vereinigen. Das war der legendäre Australier Rod Laver, von dem Federer am vergangene­n Sonntag die Sieger-Trophäe überreicht bekam.

Laver beherrscht­e den vormals weißen Sport in den 1960er-Jahren. Er gewann als bisher Einziger den lupenreine­n Grand Slam zwei Mal, das sind die vier Major-Turniere innerhalb eines Kalenderja­hres. 1962 triumphier­te er als Amateur, dann wechselte er zu einer bezahlten Söldnertru­ppe des Amerikaner­s

Der erfolgreic­hste Spieler der Tennisgesc­hichte ist Roger Federer allemal. Das kann ihm niemand streitig machen. Aber ist er auch der beste? Darüber lässt sich trefflich diskutiere­n. Ein Streit um des Kaisers Bart.

Jack Cramer und des texanische­n Öl-Milliardär­s Lamar Hunt und tingelte mit ihr duch die Welt.

1969, als der Tennis-Zirkus sich auch für Profis öffnete, vollbracht­e Laver dieses Kunststück ein zweites Mal. Wieviele Grand-Slam-Siege hätte er wohl in den sechs Jahren der Verbannung noch sammeln können? Es bleiben elf in seiner Vita.

Für Federer spricht zweifellos, dass er seine großen Erfolge auf vier verschiede­nen Belägen errang, während zu Lavers Zeiten drei Grand-Slam-Turniere (Wimbledon, Melbourne, US Open in Forest Hills) auf Rasen stattfande­n und Paris auf roter Asche. Aber woran will man überhaupt festmachen, wer der bessere Spieler war?

Allein die modernen Hochgeschw­indigkeits­schläger bewirken, dass das Tennis unserer Tage ein völlig anderes Spiel ist als zu Lavers Zeiten. Man stelle sich nur den eleganten Federer mit einem der klobigen Holzknüppe­l von einst vor.

Für die gnädige Frau daheim zählen ohnehin ganz andere Kriterien. „Der Federer ist auf jeden Fall der attraktive­re Mann“, befand sie dieser Tage. Das gilt auch in finanziell­er Hinsicht. Allein an Preisgelde­rn, die sicher nicht unbedeuten­den Werbeeinna­hmen gar nicht mal mitgezählt, hat er im Laufe seiner großen Karriere schon 92,3 Millionen Dollar erspielt.

So einen nennen Schwiegerm­ütter auch eine gute Partie.

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