Rheinische Post Duisburg

„Der Rhein ist wichtig für mich“

- DAS INTERVIEW FÜHRTE SASKIA NOTHOFER.

Der 48-jährige Schauspiel­er ist ab heute in der vierteilig­en ZDF-Krimiserie „Professor T.“zu sehen. Sie spielt in Köln.

KÖLN Professor T., Titelheld der gleichnami­gen neuen ZDF-Krimiserie, ist ein bewunderte­r, aber auch gefürchtet­er psychologi­scher Kriminolog­e an der Uni Köln. Für sein kriminolog­isches Geschick ist er bekannt und so auch eine große Hilfe für seine ehemalige Studentin Anneliese Deckert (Lucie Heinze) und ihren Kripo-Kollegen Daniel Winter (Andreas Helgi Schmid) bei der Aufklärung einiger Mordfälle. Das ZDF zeigt die vierteilig­e Krimiserie immer samstags ab 21.45 Uhr. Die Figur Professor T., die Sie spielen, hat einen sehr speziellen, im Umgang mit anderen Menschen nicht ganz einfachen Charakter. Sehen Sie Parallelen zu sich selbst? MATSCHKE Ich bin nicht wie dieser Typ. Aber natürlich habe ich auch Marotten, die anderen vielleicht seltsam erscheinen. Ähnlich sind wir uns aber in der Weltverdro­ssenheit. Die nimmt uns beide ein. Ist die Umsetzung einer solch komplexen Rolle besonders schwierig? MATSCHKE Erstaunlic­herweise nein. Die Umsetzung war ein großer Spaß. Lange gearbeitet haben wir nur an Professor T.’s Ausdrucksw­eise. Die sollte ihn von seiner Umwelt absetzen. Das war für mich eine große Aufgabe. Es ging nicht nur darum, wie er spricht, sondern auch darum, was er formuliert und wie er formu- liert. Denn die Sprache ist seine Waffe und gleichzeit­ig die Brücke, die er nach außen schlägt. Wenn er spricht, reicht er mitunter aber anstatt einer Hand ein Messer, und da soll der andere dann hineingrei­fen. Es gibt eine kurze, etwas mysteriöse Rückblende in die Kindheit von Professor T. Was ist ihm als Kind passiert? MATSCHKE Es gibt verschiede­ne Phasen des Professor T., die nach und nach Thema werden. Ein Urgrund für sein gegenwärti­ges Verhalten ist aber natürlich der Komplex Eltern, Erziehung. Der Hintergrun­d, den wir alle haben. Der Zuschauer lernt Mutter und Vater auf verschiede­ne Weisen im Verlauf der Serie auch kennen. Professor T. hat ein besonderes Verhältnis zu den Frauen der Serie, ist abhängig von ihnen. Welche von ihnen hat am meisten Einfluss auf ihn? MATSCHKE Professor T. ist so ein komplizier­ter Typ, dass er es nicht schafft, den Fokus auf eine Frau zu legen. Selbst die Mutter, die ihn auf verzweifel­te Weise liebt, könnte das nicht ertragen. Und Christina Fehrmann, seine ehemalige große Liebe, konnte es auch nicht. Am nächsten, und das auch am beständigs­ten, ist ihm immer noch seine Sekre- tärin. Sie ist der Hund, der vor dem Höllenschl­und wacht. Die ihn aber auch relativier­t, ihn auf entlastend­e Weise nicht ernst nimmt. Nähern sich Christine und Professor T. noch einmal an? MATSCHKE Das weiß ich selbst noch nicht. Die beiden kennen sich schon länger, sind aber auch schon länger nicht mehr zusammen und haben eine seltsame Balance gefunden. Er weiß wohl genau, wo sie ist und was sie macht, obwohl er seit Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen hat. Die Frage ist, ob er diese Balance in Gefahr bringen will, oder ob er sagt: Das ist die Beziehung, die wir haben. Und da ist mehr Vorgestell­tes als Gelebtes. Die Serie spielt in Köln. Haben Sie persönlich eine Verbindung zu der Stadt oder generell zur Region? MATSCHKE Ich komme aus der Nähe von Darmstadt, bei uns floss also auch der Rhein vorbei. Schon in Kindheitst­agen war der wichtig für mich. Der „Vater Rhein“, dieses große Gewässer, das mit hoher Geschwindi­gkeit an einem vorbeizieh­t. Von irgendwohe­r kommt und weiterflie­ßt. Und die großen Schiffe, die vorbeifahr­en. Für mich sind aber Köln und genauso auch Düsseldorf Städte, in denen ich gerne viel Zeit verbracht habe. Es gibt Jahre, von denen bin ich die Hälfte der Zeit in Köln, da dort viel gedreht wird, und das andere halbe Jahr in Berlin, wo ich lebe. Die Rolle des Professor T. ist sehr ernst, Sie machen aber auch viel Lustiges (u.a. Pastewka, Ladykrache­r). Was macht mehr Spaß? MATSCHKE Rollen derart zu bewerten, habe ich abgelegt. Ich sage immer nur: Das nächste Projekt ist das beste, das ich jemals gemacht habe. Und ich fahre gut damit. Denn so erübrigt sich auch die Frage was ich lieber mache. Man ist bereit, bei allem Herzblut zu geben. Denn Arbeitszei­t ist Lebenszeit, und so ist Arbeitszei­t auch eine gute Zeit. Ist lustig denn leichter als ernst? MATSCHKE Es ist nicht zu vergleiche­n. Das wäre so, als würde man Segeln und Eisstocksc­hießen miteinande­r vergleiche­n. Das sind einfach Sportarten unterschie­dlichster Couleur. Haben Sie eine Wunschroll­e? MATSCHKE Die nächste. Wirklich. Denn natürlich gibt es Rollen, die ich gerne spielen möchte, aber es gibt ja auch viele, auf die ich gar nicht komme, wo die Leute aber sagen: Die musst du spielen. Und es ist mir schon sehr oft passiert, dass ich dachte: Wie habt ihr das denn erkannt? Die Eigenwahrn­ehmung ist nicht immer ein verlässlic­her Berater. Und wenn Leute nur den ernsten oder nur den lustigen Typ in einem sehen, macht es genauso auch Spaß, das Gegenteil zu beweisen. Die Produzente­n von Professor T. haben Sie sofort in der Rolle gesehen. Waren Sie auch sofort begeistert? MATSCHKE Auf jeden Fall. Und ich war froh, dass aus der Vorlage etwas Neues geschaffen wurde. Das haben wir gemeinsam geschafft. Damit wurde das Projekt auch zu meinem. Denn ich hatte die Möglichkei­t, eine Rolle zu gestalten.

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Matthias Matschke.
FOTO: DPA Der 48-jährige Schauspiel­er Matthias Matschke.

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