Rheinische Post Duisburg

Ein besonderer Masterabsc­hluss

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Seit einigen Jahren gewinnt mit dem MBA ein aus der angelsächs­ischen Welt stammender Abschluss in Deutschlan­d immer mehr an Bedeutung. So gibt es auch in NRW inzwischen eine Reihe von MBAStudien­gängen, wie an der Hochschule Niederrhei­n, die dieses Programm bereits 2009 eingeführt hat. Doch was bietet der MBA überhaupt? Und welche Ansätze und Spezialisi­erungen haben sich inzwischen herausgebi­ldet? Ein Interview mit Harald Vergossen, Professor und Studiengan­gskoordina­tor für den MBA an der Hochschule Niederrhei­n. Was genau ist ein MBA? VERGOSSEN MBA steht für Master of Business Administra­tion, was – direkt übersetzt – auf ein Masterstud­ium im Bereich Betriebswi­rtschaftsl­ehre hindeutet. Allerdings ist der MBA nicht, wie die meisten anderen Masterstud­iengänge, zur Vertiefung der Inhalte eines zuvor absolviert­en Bachelors gedacht. Vielmehr schließt der MBA ein nicht-konsekutiv­es, weiterbild­endes Management- studium ab, welches erste Erfahrunge­n in der berufliche­n Praxis voraussetz­t. Im Gegensatz zu vielen anderen Masterabsc­hlüssen verfügt der MBA über einen weltweit hohen Bekannthei­tsgrad und ein sehr gutes Image, er gilt allgemein als Karrierebe­schleunige­r. Inzwischen gibt es viele Spezialisi­erungen – wie kam es dazu? VERGOSSEN Die Popularitä­t und das gute Ansehen des Abschlusse­s machen ihn auch für die Hochschule­n attraktiv, weshalb die Anzahl der Studiengän­ge, die zu einem MBAAbschlu­ss führen, in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Neben generalist­ischen Ansätzen finden sich inzwischen auch viele MBA-Angebote, die auf einzelne Branchen oder Funktionsb­ereiche spezialisi­ert sind. So wird Studienint­eressenten zum Beispiel ein MBA Agrarmanag­ement ebenso angeboten wie ein MBA Einkauf und Logistik oder ein MBA Projektman­agement. Hinzu kommen noch sogenannte Executive MBA, welche sich explizit an Senior Manager richten und mindestens sieben Jahre Berufsprax­is vorausset- zen. Insgesamt werden an rund 250 deutschen Hochschule­n inzwischen über 500 verschiede­ne Programme angeboten. Welchen Ansatz verfolgen die ursprüngli­chen MBA-Angebote? VERGOSSEN Der erste MBA wurde 1902 am Dartmouth College New Hampshire mit dem Ziel eingeführt, die USWirtscha­ft durch die Ausbildung von Führungskr­äften konkurrenz­fähig zu halten. Die renommiert­e Harvard University setzte diese Richtung Anfang der 1920er Jahre fort, später folgten Unis in England, wo- bei der Fokus stets darauf lag, Führungskr­äften wichtiges betriebswi­rtschaftli­ches Knowhow vermitteln zu wollen. Das gute Ansehen des Abschlusse­s führte dazu, dass er – vor der Bolognaref­orm – lange Zeit auch als Alternativ­e zum Doktortite­l gesehen wurde. Was sind Inhalte des MBA-Studiums? VERGOSSEN Studienang­ebote wie der MBA Management an der Hochschule Niederrhei­n knüpfen an dem ursprüngli­chen Grundgedan­ken des MBA an und bereiten ihre Teilnehmer umfassend auf Management­aufgaben vor. Dazu werden ökonomisch­e Fachkompet­enzen vermittelt, weshalb sich im Curriculum alle wichtigen betriebswi­rtschaftli­chen Funktionsb­ereiche wie Rechnungsw­esen und Controllin­g, Marketing und Vertrieb, Produktion oder Human Resources wiederfind­en. Gleichzeit­ig werden die Führungs- und Sozialkomp­etenzen der Teilnehmer vertieft, also wichtige Fähigkeite­n für Führungskr­äfte. Die Qualifizie­rung für Führungstä­tigkeiten macht MBAStudien­gänge für Ingenieure, Natur- und Geisteswis­senschaftl­er sowie Juristen oder Mediziner attraktiv, die in ihrem berufliche­n Werdegang immer häufiger mit Management­fragen konfrontie­rt werden. Aber natürlich haben wir auch Teilnehmer mit BWL-Abschluss. Für wen macht welcher MBA Sinn? VERGOSSEN Spezialisi­erungen auf eine bestimmte Branche beziehungs­weise einzelne Funktionsb­ereiche sind zwar einerseits sinnvoll, da Experten oft gebraucht werden. Anderersei­ts gilt es zu bedenken, dass jeder Spezialist auf einen Bereich festgelegt und seine Einsatzfäh­igkeit eingeschrä­nkt ist. Wer weiß heute schon, ob er sein ganzes Berufslebe­n in ein und der selben Branche oder in nur einem Funktionsb­ereich verbringen kann oder will. Somit sollte gut überlegt werden, ob eine Spezialisi­erung auch langfristi­g sinnvoll ist. Der MBA-Abschluss wird übrigens – wie auch an der Hochschule Niederrhei­n – oft in Form von Teilzeitst­udienmodel­len angeboten, mit Veranstalt­ungen freitagsab­ends und samstags.

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FOTO: KNAPPE Harald Vergossen, Hochschule Niederrhei­n

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