Ein besonderer Masterabschluss
Seit einigen Jahren gewinnt mit dem MBA ein aus der angelsächsischen Welt stammender Abschluss in Deutschland immer mehr an Bedeutung. So gibt es auch in NRW inzwischen eine Reihe von MBAStudiengängen, wie an der Hochschule Niederrhein, die dieses Programm bereits 2009 eingeführt hat. Doch was bietet der MBA überhaupt? Und welche Ansätze und Spezialisierungen haben sich inzwischen herausgebildet? Ein Interview mit Harald Vergossen, Professor und Studiengangskoordinator für den MBA an der Hochschule Niederrhein. Was genau ist ein MBA? VERGOSSEN MBA steht für Master of Business Administration, was – direkt übersetzt – auf ein Masterstudium im Bereich Betriebswirtschaftslehre hindeutet. Allerdings ist der MBA nicht, wie die meisten anderen Masterstudiengänge, zur Vertiefung der Inhalte eines zuvor absolvierten Bachelors gedacht. Vielmehr schließt der MBA ein nicht-konsekutives, weiterbildendes Management- studium ab, welches erste Erfahrungen in der beruflichen Praxis voraussetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Masterabschlüssen verfügt der MBA über einen weltweit hohen Bekanntheitsgrad und ein sehr gutes Image, er gilt allgemein als Karrierebeschleuniger. Inzwischen gibt es viele Spezialisierungen – wie kam es dazu? VERGOSSEN Die Popularität und das gute Ansehen des Abschlusses machen ihn auch für die Hochschulen attraktiv, weshalb die Anzahl der Studiengänge, die zu einem MBAAbschluss führen, in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Neben generalistischen Ansätzen finden sich inzwischen auch viele MBA-Angebote, die auf einzelne Branchen oder Funktionsbereiche spezialisiert sind. So wird Studieninteressenten zum Beispiel ein MBA Agrarmanagement ebenso angeboten wie ein MBA Einkauf und Logistik oder ein MBA Projektmanagement. Hinzu kommen noch sogenannte Executive MBA, welche sich explizit an Senior Manager richten und mindestens sieben Jahre Berufspraxis vorausset- zen. Insgesamt werden an rund 250 deutschen Hochschulen inzwischen über 500 verschiedene Programme angeboten. Welchen Ansatz verfolgen die ursprünglichen MBA-Angebote? VERGOSSEN Der erste MBA wurde 1902 am Dartmouth College New Hampshire mit dem Ziel eingeführt, die USWirtschaft durch die Ausbildung von Führungskräften konkurrenzfähig zu halten. Die renommierte Harvard University setzte diese Richtung Anfang der 1920er Jahre fort, später folgten Unis in England, wo- bei der Fokus stets darauf lag, Führungskräften wichtiges betriebswirtschaftliches Knowhow vermitteln zu wollen. Das gute Ansehen des Abschlusses führte dazu, dass er – vor der Bolognareform – lange Zeit auch als Alternative zum Doktortitel gesehen wurde. Was sind Inhalte des MBA-Studiums? VERGOSSEN Studienangebote wie der MBA Management an der Hochschule Niederrhein knüpfen an dem ursprünglichen Grundgedanken des MBA an und bereiten ihre Teilnehmer umfassend auf Managementaufgaben vor. Dazu werden ökonomische Fachkompetenzen vermittelt, weshalb sich im Curriculum alle wichtigen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche wie Rechnungswesen und Controlling, Marketing und Vertrieb, Produktion oder Human Resources wiederfinden. Gleichzeitig werden die Führungs- und Sozialkompetenzen der Teilnehmer vertieft, also wichtige Fähigkeiten für Führungskräfte. Die Qualifizierung für Führungstätigkeiten macht MBAStudiengänge für Ingenieure, Natur- und Geisteswissenschaftler sowie Juristen oder Mediziner attraktiv, die in ihrem beruflichen Werdegang immer häufiger mit Managementfragen konfrontiert werden. Aber natürlich haben wir auch Teilnehmer mit BWL-Abschluss. Für wen macht welcher MBA Sinn? VERGOSSEN Spezialisierungen auf eine bestimmte Branche beziehungsweise einzelne Funktionsbereiche sind zwar einerseits sinnvoll, da Experten oft gebraucht werden. Andererseits gilt es zu bedenken, dass jeder Spezialist auf einen Bereich festgelegt und seine Einsatzfähigkeit eingeschränkt ist. Wer weiß heute schon, ob er sein ganzes Berufsleben in ein und der selben Branche oder in nur einem Funktionsbereich verbringen kann oder will. Somit sollte gut überlegt werden, ob eine Spezialisierung auch langfristig sinnvoll ist. Der MBA-Abschluss wird übrigens – wie auch an der Hochschule Niederrhein – oft in Form von Teilzeitstudienmodellen angeboten, mit Veranstaltungen freitagsabends und samstags.