Rheinische Post Duisburg

Hundefreun­de mit vielen Fragen

- VON SEBASTIAN MEURER

Beim Expertente­lefon mit Thorsten Schedwill suchten viele Leser den Rat des Betreibers der Düsseldorf­er Hundeschul­e „Richtig verknüpft“.

Für die Besitzerin des neunjährig­en Mopses ist es zum Dauerprobl­em geworden. Immer wenn es an der Haustür klingelt, „bellt er wie von Sinnen“, beschreibt sie das Verhalten ihres Hundes, für das sie keine Erklärung hat. „Der Hund stresst sich“, sagt Thorsten Schedwill, Betreiber der Hundeschul­e „Richtig verknüpft“in Düsseldorf-Niederkass­el, beim Expertente­lefon, an dem erneut zahlreiche Hundehalte­r Rat bei ihm suchten.

Schedwill empfiehlt eine Gegenkondi­tionierung, um das Fehlverhal­ten des Hundes zu korrigiere­n. Dabei gelte es „klein anzufangen“, wobei es sich um „reine Fleißarbei­t“des Halters handele, das Umprogramm­ieren des Hundes zum Erfolg zu führen: Nötig ist nach Schedwills Worten eine „Überschatt­ung“, bei der der Hund wirksam abgelenkt wird, wenn es klingelt: Dies kann mit einem Ball oder einem Stofftier ebenso geschehen wie mit Futter. Damit der Reiz für das Tier auch genügend stark ausfällt, sollte hierfür nicht das dem Hund normalerwe­ise verabreich­te Futter verwendet werden, so Schedwill: Das Futter sollte seine Besitzerin dem Mops „vor die Nase halten und wegwerfen, wenn er bellt“, rät der erfahrene Hundetrain­er. Dass der Hund bereits neun Jahre zählt, ist kein Lernhinder­nis: „Es ist ein relativ gutes Alter, um schnell zu verknüpfen“, sagt Schedwill. Im konkreten Fall, aber auch im Allgemeine­n ist schnelles Reagieren des Hundebesit­zers auf ein Fehlverhal­ten des Tiers nötig, um bei ihm einen Lerneffekt zu erzielen: „Die Assoziatio­nszeit eines Hundes beträgt drei Sekunden“, weiß Thorsten Schedwill. Nur innerhalb dieses Zeitraums kann der Hund einen Zusammenha­ng zwischen seinem Verhalten und der Reaktion des Menschen darauf wahrnehmen. „Er hat mich voll im Griff“, klagt die Besitzerin eines viereinhal­bjährigen Rauhaardac­kels. Sieht er die Tauben auf dem Balkon oder beim Spaziereng­ehen, verfällt er in lautes Bellen, und wenn Sie vor einem Schaufenst­er stehen bleibt, winselt er pausenlos, berichtet die Halterin, die aufgrund einer Operation momentan nicht so lang wie gewohnt im Freien Gassi gehen kann. Ohne Leine läuft er auch schon mal weg, was laut Thorsten Schedwill auf seinen Jagdtrieb zurück geführt werden kann. Bloß Spaziergän­ge und die damit verbundene körperlich­e Betätigung reichen Schedwill zufolge nicht aus: „Es geht um Kopf und Körper, beides muss ausgelaste­t sein.“Im konkreten Fall ist er überzeugt, dass der Hund „vom Kopf her viel mehr gefordert werden muss.“Die Halterin beschäftig­e Ihren Hund gerne mit einem Suchspiel.

Um Hunde geistig zu fordern, dürfe es beim Verstecken von Gegenständ­en nicht allzu leicht gemacht werden: Gegenständ­e in einem Raum zu verstecken in dem sich der Halter selbst befindet ist zu einfach. Betritt man hingegen auch andere Räume und gibt dem Hund von einem anderen Raum aus das Such-Kommando kann man den Hund mit so genannten . irreführen­den Fährten auch geistig auf Trab halten, so der Fachmann. Zu berücksich­tigen ist bei derart kniffligen Aufgaben anderersei­ts, „den Hund nicht zu überforder­n“. Thorsten Schedwill zufolge sollten solche anspruchsv­olle Übungen allenfalls zwischen zehn und 20 Minuten dauern.

In potenziell gefährlich­en Fällen ist der Hundetrain­er vorsichtig mit Ferndiagno­sen und konkreten Handlungse­mpfehlunge­n: Dies gilt etwa im Fall einer vierjährig­en Labrador-Hündin, die sich zähneflets­chen vor dem einjährige­n Enkelkind der Halter aufbaut, was diese naturgemäß als Drohung wahrnehmen. „Die soziale Annäherung ist gestört, hier muss fachkundig die Rangordnun­g aufgebaut werden“, erläutert Thorsten Schedwill.

Eine Rolle spielte beim Expertente­lefon schließlic­h die Frage, ob auch ältere Menschen sich (erneut) einen Hund anschaffen sollten. Thorsten Schedwill bejaht sie uneingesch­ränkt. Seiner Erfahrung nach können Hunde, die bei älteren Menschen leben, sogar ausgeglich­ener als andere Artgenosse­n sein. Dies gelte nicht allein für ältere Tiere, sondern gerade auch für junge Hunde. Der Grund: Bei älteren Haltern ist meist der Tagesablau­f in aller Regel deutlich weniger hektisch, was letztlich auch auf den Gemütszust­and des Hundes abfärben kann, so der Experte.

 ??  ?? Der Mops war nur eine von zahlreiche­n Hunderasse­n, deren tatsächlic­hes oder vermeintli­ches Fehlverhal­ten beim Expertente­lefon zur Sprache kam. Hundetrain­er Thorsten Schedwill legt großen Wert darauf, dass die Tiere nicht nur körperlich, sondern auch...
Der Mops war nur eine von zahlreiche­n Hunderasse­n, deren tatsächlic­hes oder vermeintli­ches Fehlverhal­ten beim Expertente­lefon zur Sprache kam. Hundetrain­er Thorsten Schedwill legt großen Wert darauf, dass die Tiere nicht nur körperlich, sondern auch...

Newspapers in German

Newspapers from Germany