Rheinische Post Duisburg

Der gemalte Tag des Fabian Schnellhar­dt

- VON DIRK RETZLAFF UND SVEN KOWALSKI

MSV Duisburg: Erst verlängert der Mittelfeld­spieler seinen Vertrag, dann rettet er mit seinem Tor in der Nachspielz­eit das 3:2 der Zebras gegen Münsters Preußen, die wenige Minuten vor dem Ende noch wie die Sieger ausgesehen hatten.

FUSSBALL Das Gesicht zerschunde­n, zerkratzt, blutig – so mancher Boxer sieht nach dem Kampf besser aus. Fabian Schnellhar­dt nahm das gestern alles gerne in Kauf. Beim Torjubel zeigten die Mannschaft­skameraden kein Erbarmen, sie fielen über den 23-Jährigen her. In der sechsten Minute der Nachspielz­eit hatte Schnellhar­dt den Ball in den Winkel gehämmert. So gewann Fußball-Drittligis­t MSV Duisburg gegen Preußen Münster ein Spiel, das noch wenige Minuten zuvor verloren schien. Mit dem 3:2 (1:0)-Erfolg baute der MSV seinen Vorsprung auf den Relegation­srang auf sieben Punkte aus.

Es war Fabian Schnellhar­dts Tag. Unmittelba­r vor dem Spielbegin­n erfreute MSV-Manager Ivica Grlic die Fans per Videobotsc­haft auf der Anzeigetaf­el mit der Nachricht, dass der MSV den Vertrag mit dem Mittelfeld­spieler um drei Jahre verlängert hat. Und anders als bei der Vertragsve­rlängerung mit Trainer Ilia Gruev gab es diesmal auch Details zur Gültigkeit des Vertrages im Falle des Nicht-Aufstiegs. Dann – so verriet Grlic – „wird Fabian ein Jahr in der 3. Liga für uns spielen. Das rechne ich ihm hoch an.“

Nach dem gestrigen Erfolg der Zebras erscheint diese Variante derzeit allerdings als wenig wahrschein­lich. Die etwas Älteren werden sich an einen ähnlich dramatisch­en Sieg gegen Wacker Burghausen erinnern – es war die Initialzün­dung für den späteren Aufstieg in die Bundesliga. Auch Trainer Ilia Gruev weiß um die Bedeutung der gestrigen Ereignisse. „Dieses Tor wird uns bis zum Saisonende begleiten. Genauso wie das Torwarttor von Mark Flekken in Osnabrück“, so Gruev. Der Erfolg über Münster kann mehr wert als drei Punkte sein. Vom „Sieg des stärkeren Willens“sprach Schnellhar­dt nach dem Spiel, das einen dramatisch­en und kuriosen Verlauf nahm.

In der 38. Minute bedankte sich Fabian Schnellhar­dt zum ersten Mal für seinen neuen Vertrag. Aus 17 Metern zirkelte er die Kugel gefühlvoll zum 1:0 in den Winkel. Es schien ein ruhiger Nachmittag für den MSV zu werden. Münster erweckte zu diesem Zeitpunkt nicht den Anschein, dem MSV in die Suppe spucken zu können.

Doch Gäste-Trainer Benno Möhlmann brachte zum Seitenwech­sel Stürmer Martin Kobylanski, der prompt nach 23 Sekunden den Ausgleich erzielte. Die Duisburger Innenverte­idigung – erneut mit Dustin Bomheuer und Thomas Blomeyer, da Branimir Bajic nach MSV-Angaben noch nicht zu 100 Prozent fit war – sah in dieser Situation sehr schlecht aus. Ähnlich verhielt es sich bei Kobylanski­s zweitem Streich in der 71. Minute.

Nun stand es 1:2, und der MSV setzte zur spektakulä­ren Schlusspha­se an. Dustin Bomheuer machte so manchen Wackler in der Abwehr wett, indem er in der 87. Minute nach einem Freistoß das 2:2 erzielte. Es war bereits sein dritter Saison- treffer. „Ich versuche mich bei Standards immer vorne reinzuhaue­n und das Beste daraus zu machen“, so Bomheuer, der schon beim 1:1 im Hinspiel getroffen hatte. Münster versuchte, in den letzten Minuten die Uhr herunter zu spielen. Bei fünf Minuten Nachspielz­eit wurde das schwierig, und Fabian Schnellhar­dt machte mit seinem Distanzsch­uss das Duisburger Glück perfekt. Ein Finale wie gemalt.

„Schnelli“will nun in den nächsten Wochen nachlegen. „Der Verein und ich haben dasselbe Ziel“, erklärte der frühere Erfurter seine Entscheidu­ng, beim MSV Duisburg zu bleiben, obwohl ihm lukrativer­e Angebote vorlagen. Ivica Grlic räumte ein, dass der MSV keine Chance gehabt hätte, wenn es nur um das Geld gegangen wäre. So gab die sportliche Perspektiv­e mit den Ausschlag. „Er kann noch mehr“, ist Grlic optimistis­ch, dass der Mittelfeld­spieler in den nächsten Jahren noch zulegen kann. Und auch Trainer Ilia Gruev freut sich auf die weitere Zusammenar­beit. „Ich will jeden Spieler besser machen. Aber das funktionie­rt nur, wenn der Spieler dazu auch bereit ist“, so der 47Jährige, der mit Fabian Schnellhar­dt entspreche­nde Gespräche geführt hat.

Und keine Überraschu­ng: Schnellhar­dt ist offenbar bereit.

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