Rheinische Post Duisburg

Der tiefe Fall eines Top-Beamten

- VON THOMAS REISENER

Der ehemalige Chef des NRW-Baubetrieb­es BLB muss für mehr als sieben Jahre ins Gefängnis. Er stand im Mittelpunk­t eines Korruption­sskandals, wie ihn das Land noch nicht erlebt hat.

DÜSSELDORF Spitze Bemerkunge­n, höhnisches Grinsen, zum Teil demonstrat­ive Langeweile: Bei den 43 Verhandlun­gstagen vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t trat Ferdinand Tiggemann so selbstbewu­sst auf, als wäre er immer noch der mächtigste Baumanager des Landes NRW. Bis gestern.

Eine Stunde lang begründet der Vorsitzend­e Richter Guido Noltze am Vormittag, warum Tiggemann nun wegen massiver Korruption für sieben Jahre und sechs Monate hinter Gittern muss. Wie üblich erheben sich nach der Urteilsbeg­ründung alle im Saal. Nur Tiggemann nicht. Er hockt auf der Anklageban­k, bewegt sich kaum. Dann nimmt er die Brille ab und reibt sich die Augen. Hinter ihm steht schon der Wachtmeist­er: Wegen Fluchtgefa­hr wird Tiggemann noch im Gerichtssa­al verhaftet.

Bis November 2010 war der ehemalige Telekom-Beamte Chef des Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb­es NRW (BLB). Einer knapp zehn Jahre zuvor gegründete­n Mammut-Behörde, die bis heute das milliarden­schwere Immobilien­vermögen des Landes bewirtscha­ftet. Nicht immer zum Wohl des Steuerzahl­ers: Bei zahlreiche­n Projekten unter Tiggemanns Regie explodiert­en die Kosten in abenteuerl­iche Dimensione­n – der Neubau eines Landesarch­ivs in Duisburg zum Beispiel kostete

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