Rheinische Post Duisburg

20.000 VW-Besitzer wollen klagen

-

Die Internetpl­attform Myright hat die Klagen der deutschen Kunden gesammelt und will auf Erstattung des Kaufpreise­s für die Schummel-Diesel klagen. VW-Betriebsra­t und Management streiten über das Sparprogra­mm.

WOLFSBURG (RP) Die Internetpl­attform Myright hat angesichts der Abgasaffär­e eine weitere Klage gegen VW im Namen von mindestens 20.000 Kunden angekündig­t. Geklagt werden soll auf volle Erstattung des Kaufpreise­s für VW-Dieselauto­s mit eingebaute­r Manipulati­onssoftwar­e für die Abgasmessu­ng. Falls Myright vor Gericht Erfolg haben sollte, behält das Internet-Unternehme­n eine Provision von 35 Prozent ein. Eine erste Klage hat Myright im Januar in Braunschwe­ig eingereich­t, die zweite ging gestern beim Landgerich­t München II ein.

Ein VW-Sprecher erklärte: „Im Hinblick auf die angekündig­te Klageeinre­ichung ist die Volkswagen AG weiterhin der festen Überzeugun­g, dass die Klage unbegründe­t ist. Da die Umsetzung der technische­n Maßnahmen an Fahrzeugen, die von der sogenannte­n Abgasthema­tik betroffen sind, erfolgreic­h verläuft, und die voll funktionsf­ähigen Fahrzeuge in der Zwischenze­it uneingesch­ränkt genutzt werden können, ist schon kein Schaden ersichtlic­h, der ersetzt werden müsste.“

Myright wird vor Gericht vertreten vom deutschen Büro der auf Schadeners­atzfälle spezialisi­erten USAnwaltsk­anzlei Hausfeld. Die rechtliche Argumentat­ion: Da die Abgasdaten der betroffene­n VW-Autos falsch waren, sei auch die Betriebser­laubnis ungültig. Deshalb könnten die Fahrzeuge jederzeit die Zulassung verlieren. Das sei ein Verstoß gegen das Typgenehmi­gungsrecht der EU, so Anwältin Lene Kohl. „Wir streben am Ende eine Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fs an.“

Die Klage ist nur eine Baustelle von VW. Im Streit über den geplanten Konzernumb­au sind die Fronten inzwischen verhärtet. Ein erstes Gespräch über die Umsetzung des „Zukunftspa­kts“wurde gestern ergebnislo­s vertagt, erklärte ein Sprecher des Betriebsra­ts. Die Arbeitnehm­ervertretu­ng dringt nun darauf, dass sich Konzernche­f Matthias Müller persönlich stärker in die Verhandlun­gen einschalte­t.

Der wiederum kritisiert­e in einem Brief an die Mitarbeite­r scharf, dass interne Konflikte öffentlich über die Medien ausgetrage­n würden. So entstehe der „fatale und falsche Eindruck, dass es bei VW nur noch gegeneinan­der und nicht miteinande­r geht“, schrieb Müller. „Das Volkswagen, das uns in diesen Tagen in den Medien begegnet, ist nicht das Unternehme­n, das ich kenne und das mir am Herzen liegt.“Müller versprach, der Konzernvor­stand und er persönlich wollten alles für eine konstrukti­ve Lösung tun.

Der Betriebsra­t hatte VW-Markenchef Herbert Diess vergangene Woche vorgeworfe­n, den im November beschlosse­nen Pakt nicht einzuhalte­n. Mit dem nach monatelang­em Ringen vereinbart­en Plan soll bis 2020 das Personal an den deutschen Standorten um ein Fünftel oder rund 23.000 Stellen reduziert werden. Das soll aber ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n erreicht werden. Die Kosten sollen dadurch um 3,7 Milliarden Euro sinken.

Der Streit dreht sich vor allem darum, wie viele Leiharbeit­nehmer nicht mehr weiterbesc­häftigt werden. Diess wolle möglichst schnell möglichst viele befristete Beschäftig­te aus dem Konzern drängen, um schon im ersten Quartal Erfolge beim Abbau vorweisen zu können, kritisiert­e der Betriebsra­t. Auch gebe es einen Einstellun­gsstopp. Diess verteidigt­e vergangene Woche seinen Sparkurs. Die wirtschaft­liche Lage lasse wenig Spielraum.

In Berlin wird derweil die AbgasAffär­e aufgearbei­tet. Für Donnerstag sind im Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags Vernehmung­en von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) sowie Niedersach­sens Ministerpr­äsident und VW-Aufseher Stephan Weil (SPD) geplant. Das Gremium beharrt zudem auf einer Befragung des früheren VW-Aufsichtsr­atschefs Ferdinand Piëch Anfang März. Piëch hat jedoch über seinen Anwalt mitteilen lassen, er werde auf das „Angebot einer öffentlich­en Anhörung“nicht eingehen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany