Vom Drogenhandel blieb nicht viel übrig
Kronzeuge demontierte sich im Zeugenstand von ganz allein – Verfahren wurde eingestellt.
Wegen Drogenhandels fand sich gestern ein 42-jähriger Walsumer vor dem Amtsgericht am KönigHeinrich-Platz wieder. Laut Anklage hatte er zwischen Januar und Oktober 2013 in mindestens 13 Fällen jeweils 50 Gramm Kokain gekauft und gewinnbringend weiter verkauft.
Der Angeklagte schwieg zu dem Vorwurf. Sein Anwalt redete dafür um so mehr. Der Mandant wurde vor allem von einem Kronzeugen belastet. Und es gab eine Tonbandaufzeichnung aus einer Telefon- überwachung der Polizei, auf der neben der Stimme des Kronzeugen auch die des Angeklagten zu hören sein sollte. Doch eine Gutachterin hatte das, nachdem der Angeklagte freiwillig eine Vergleichs-Stimmprobe abgegeben hatte, nicht mit Sicherheit feststellen können. Der Anwalt forderte nun ein weiteres Gutachten. „Es gibt Dutzende von Gesprächen mit einer dritten Person, von der wir wissen, wer es ist. Ich möchte, dass auch das verglichen wird“, so der Verteidiger. Dann würde man nicht nur sehen, dass es nicht sein Mandant gewesen sei, der da über Drogengeschäfte gesprochen habe, sondern habe auch den Beweis, wer es tatsächlich war.
Der Staatsanwalt verstand das Ansinnen nicht ganz. „Wenn es nicht sicher ist, dass ihr Mandant das Gespräch geführt hat, muss ihnen das doch reichen.“Auch das Schöffengericht hielt es für geraten, erst einmal den Kronzeugen zu vernehmen. Und der 48-jährige Marxloher demontierte sich im Zeugenstand von ganz allein. Weder der Zeitraum, den er für die angeblichen Treffen mit dem Angeklagten nannte, noch die Häufigkeit der Treffen an der Weseler Straße oder der angeblich ausgehandelte Verkaufspreis für die Drogen wollten zu den Angaben passen, die er bei der Polizei gemacht hatte und auf denen die Anklage beruhte. Dafür wurde aber klar, dass der Zeuge sauer auf den Angeklagten war: „Er hat mich abgezogen und schuldet mir noch 4000 Euro.“Deshalb habe er gegen ihn ausgesagt.
Die Juristen unterbrachen die Verhandlung für ein Rechtsgespräch. Danach ging alles ganz schnell: Das Verfahren wurde eingestellt.