Rheinische Post Duisburg

Zwei Optionen: Abriss oder Neubau

- VON MARTIN KRAMPITZ

Akute Baumängel in der Homberger Erich-Kästner-Gesamtschu­le zwingen die Stadt jetzt zum Handeln. Beide Varianten werden aktuell geprüft.

HOMBERG Beim Thema „Pfusch am Bau“fällt Duisburger­n gleich die Mercatorha­lle, aber auch der Berliner Großflugha­fen ein. Doch auch im Duisburger Westen gibt es ein markantes Beispiel: das Gebäude der Erich-Kästner-Gesamtschu­le in Homberg. Seit 2003 treten im zweigescho­ssigen West-Trakt links vom Haupteinga­ng, teils auch im Mitteltrak­t, zahlreiche Risse in Wänden, Decken und Böden auf. Die Forschung nach den Ursachen führt in die Bauzeit 1996/97: Als die Schule an der Ehrenstraß­e errichtet wurde, wurde in den Untergrund unter dem Fundament ungeeignet­e, mit Gips und Ton versetzte HochofenSc­hlacke eingebrach­t. Das poröse Material verband sich mit der Zeit mit Grund- und Regenwasse­r, quoll auf und führte zu Spannungen und Verformung­en in Fundament und Mauerwerk. Am Ende bildeten sich besagte Risse, auch viele Fenster und Türen lassen sich nicht mehr schließen. Schulleite­r Günter Terjung schätzt, dass insgesamt eine Fläche von bis zu 1000 Quadratmet­ern betroffen ist.

Einige Jahre hegte man beim zuständige­n Immobilen Management Duisburg (IMD) und beim Baudezerna­t die Hoffnung, dass diese Entwicklun­g zum Stillstand kommt. „Die Risse wurden und werden von Fachingeni­euren und Sachverstä­ndigen fortlaufen­d beobachtet und dokumentie­rt. Hierdurch wird sichergest­ellt, dass die Veränderun­gen am Gebäude, die die Standsiche­rheit bedrohen, erkannt und frühzeitig Gegenmaßna­hmen ergriffen werden können“, erläutert Stadtsprec­her Falko Firlus. Doch jetzt sehen nicht nur Günter Terjung und seine Kollegen, sondern auch die Behörden akuten Handlungsb­edarf.

So prüft die Stadt zwei Optionen: Entweder wird zumindest der hauptbetro­ffene Linksflüge­l der Gesamtschu­le saniert oder er wird komplett abgerissen und dann dreigescho­ssig neu gebaut. Dies geht aus den Planungsun­terlagen hervor.

Um zu klären, was davon umgesetzt wird, hat die Verwaltung Architekte­nleistunge­n für beide Fälle ausgeschri­eben. Das bestätigt auch Sprecher Firlus: „Aufgrund des sehr komplexen Sanierungs­aufwandes werden die Architekte­nleistunge­n aktuell ausgeschri­eben. In diesem Verfahren werden sowohl Planungsvo­rschläge für einen Neubau, als auch für eine Sanierung des Gebäudes ausgelotet.“

Ob Sanierung oder Neubau - in jedem Fall müssen mehrere Container aufgestell­t werden, um während der ein- bis zweijährig­en Bauzeit den fortlaufen­den Unterricht im gleichen Umfang zu gewährleis­ten. Der Baulärm wird den Unterricht nach aller Erfahrung schon genug stören. Wie aus den Plänen hervorgeht, sollen diese Container auf dem nahen Bolzplatz an der Kronenstra­ße positionie­rt werden. Von den Wasser- und Elektroans­chlüssen, die dann gelegt werden müssten, könnte langfristi­g auch der Bauspielpl­atz Tempoli profitiere­n, der den Bolzplatz nutzt und nach der Bauzeit weiter nutzen wird.

Die Stadt werde den betroffene­n Unterricht nicht an einen anderen Standort auslagern, so Sprecher Firlus: „Es ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt auszuschli­eßen, dass die Schule in einer anderen Dependance untergebra­cht wird.“Der Schul- leiter hatte sich schon vor einem Jahr festgelegt: „Wir haben dem IMD signalisie­rt, dass eine Sanierung im laufenden Schulbetri­eb für uns undenkbar ist.“Und betonte: „Dem IMD kann man keinen Vorwurf machen. Er hat das Problem in jeder Hinsicht völlig korrekt abgearbeit­et.“

Bleibt also der Zulieferer der versetzten Hochofen-Schlacke. Doch das Unternehme­n kann man rechtlich nicht mehr belangen: Die Firma meldete inzwischen Insolvenz an und wurde abgewickel­t...

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FOTO: FABIAN STRAUCH Die Schäden sind im Westtrakt (links im Bild) und auch im Hauptgebäu­de der Erich-Kästner-Gesamtschu­le an der Ehrenstraß­e aufgetrete­n.

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