Rheinische Post Duisburg

Die Angstmache­r von der Südtribüne

- VON PATRICK SCHERER

DORTMUND Die Südtribüne bleibt am Samstag gegen Wolfsburg geschlosse­n. Borussia Dortmund hat dem DFB-Strafantra­g zugestimmt, kritisiert­e in ihrer Pressemitt­eilung aber die komplette Sperrung anstelle „nur bestimmter Blöcke“. Die Verantwort­lichen um Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke wissen genau, welcher Klientel sie den großen Ärger zu verdanken haben. Eine tragende Rolle – zumindest bei den Übergriffe­n vor dem Stadion – spielt dabei eine relativ neue Gruppierun­g: 0231 Riot (engl. für Krawall).

Die Zahlen stehen für die Dortmunder Telefonvor­wahl, ihr Logo besteht aus dem Schriftzug Ultras, dem BVB-Logo und einem geschwunge­nen „h“– das Zeichen für Hooligans. Und als letztere traten sie vermehrt in Erscheinun­g.

Erst am Samstag hielt die Polizei zwei Busse auf dem Weg zum Auswärtssp­iel in Darmstadt an. Bei den 90 Insassen wurden Pyrotechni­k, Kampfsport­handschuhe, Schmerzmit­tel und Drogen sichergest­ellt. Auf dem Foto der Polizei sind auch schwarz-gelbe Sturmhaube­n zu erkennen. Der Aufdruck: das 0231Riot-Logo mit Hooligan-h und BVB-Wappen. Die sichergest­ellten Materialen sprechen eine deutliche Sprache: von Einsicht oder Reue, nur eine Woche nach den Vorfällen rund um das Leipzig-Spiel, keine Spur.

Im vergangene­n November traf sich das Magazin „11 Freunde“mit einem BVB-Fan, der regelmäßig mit der aktiven Dortmunder Fanszene unterwegs ist. Sein Fazit zu 0231 Riot: „Es macht keinen Spaß mehr, zum Fußball zu fahren. Diese Gruppe sprengt alles.“

0231 Riot, auch die „Neue Gruppe“oder die „Vierte Gruppe“genannt, setzt sich in großen Teilen aus ehemaligen Mitglieder­n der drei Dortmunder Ultra-Gruppen The Unity, Desperados und Jubos zusammen. Den Aussteiger­n war der Ultra-Weg zu gemäßigt. Deutschlan­dweit tolerieren die meisten Ultra-Gruppen ausschließ­lich Gewalt gegen Ultras anderer Klubs. Das Hauptaugen­merk liegt aber klar auf dem Selbstvers­tändnis eines kritischen Regulativs gegenüber der kommerzial­isierten Fußballwel­t und der Wahrung traditione­ller Fankultur. Bei 0231 Riot steht – wie der Name schon sagt – vor allem der Krawall im Vordergrun­d.

2015 wurde die Gruppe von etwa 30 Leuten gegründet, mittlerwei­le soll sie über 60 Mitglieder zählen. Einige sollen seit Jahren ausgebilde­te Kampfsport­ler sein und an organisier­ten Mixed-Martial-ArtsKämpfe­n teilnehmen. Gewalt richteten sie auch gegen andere BVBAnhänge­r. Die Gruppierun­g will da- mit ihren Machtanspr­uch in der Kurve deutlich machen. Auch wenn der BVB den bekannten Gruppenmit­gliedern die Dauerkarte­n entzog und jedes Vergehen konsequent mit Stadionver­boten sanktionie­rt, scheint die Schreckens­herrschaft zu funktionie­ren. Immer wieder berichten Fans von Angstzustä­nden. Auch der Fanbeauftr­agte soll bereits attackiert worden sein.

Um die politische Gesinnung der Gruppe gibt es unterschie­dliche Aussagen. 0231 Riot wehrt sich in Internetfo­ren dagegen, in die rechte Ecke gedrängt zu werden. Vielmehr sei die Gruppe unpolitisc­h. Was nicht ausschließ­t, dass rechte Mitglieder zumindest geduldet werden.

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