Mitläufer
In vielen Punkten stimme ich Ihnen gerne zu. Hannelore Kraft, Martin Schulz, einschließlich Siegmar Gabriel für Fehlverhalten allein verantwortlich zu machen, erscheint mir doch der „Ehre“zuviel. Wo sind die Mitläufer, Dulder, Komplizen? Wenn Sie sich dieser Frage objektiv stellen, fragen Sie sich wahrscheinlich auch, wo die journalistische Klasse bleibt? Mit Erstaunen, aber auch mit einigem Entsetzen habe ich in der Kolumne über die Bewertung der politischen Klasse einen Tonfall wahrgenommen, der mich nachdenklich stimmt. Hier wird ein Tonfall angestimmt, der mich bedauerlicherweise an das polemische Gebaren der AfD erinnert. Wenn Herr Michels über Herrn Schulz als „dickste Made im Speck“spricht und im gleichen Satz vom Geld der „kleinen Leute“, frage ich mich, was er damit erreichen will? In das allgemeine Getöse der verallgemeinernden Politikerschelte mit einzustimmen, halte ich für sehr billig. Kritik gerne, aber diese Polemik stößt mich doch sehr ab. Zu „Ohne Moral funktioniert die Macht nicht“(RP vom 28. Januar): Wie die Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder durch Lug und Trug mit diesem Betrugsskandal umgehen, vor allen mit den europäischen Kunden, ist an Instinktlosigkeit nicht zu überbieten. Wenn Herr Winterkorn sich vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss hinstellt und sagt, er sei ja kein IT-Ingenieur um von diesen jahrelangen Betrügereien gewusst zu haben, dann ist das an Dreistigkeit kaum zu steigern. Ich Frage mich, wie ein Manager mit einem Gehalt von 17 Millionen Euro so ein Unternehmen führen kann, ohne zu wissen, welche Dinge dort vorgehen? Zu „Fluch der Unsterblichkeit“(RP vom 1. Februar): Ich lese die Artikel von Lothar Schröder immer mit großem Interesse. Allerdings ist ihm hier ein Fehler unterlaufen: Der Autor schreibt, dass das Fest Mariä Lichtmess am 2. Februar „das Ende der Weihnachtszeit“markiert. Aber dies gilt nur bis zur Liturgiereform von 1970. Seit dieser Liturgiereform nämlich geht die Weihnachtszeit in der katholischen Kirche bis zum Fest „Taufe des Herrn“, das am Sonntag nach dem Fest „Erscheinung des Herrn“(6. Januar) – auch als Dreikönigsfest bekannt – gefeiert wird. In diesem Jahr endete also für die katholische Kirche die Weihnachtszeit am 8. Januar.