Rheinische Post Duisburg

Erst Buspanne – dann Spielabsag­e

- VON THOMAS SCHULZE

Weil auf dem tiefen Platz die Gesundheit der Spieler gefährdet war, fiel Borussia Dortmunds Pokalspiel in Lotte aus.

LOTTE Das Pfeifkonze­rt fiel angesichts der Enttäuschu­ng noch recht verhalten aus. Um 20.12 Uhr verkündete der Stadionspr­echer, dass das Pokalspiel zwischen den Sportfreun­den Lotte und Borussia Dortmund aufgrund der schlechten Platzverhä­ltnisse nicht stattfinde­n kann. Schiedsric­hter Felix Brych traf die Entscheidu­ng in Abstimmung mit beiden Vereinen und dem DFB. „Ich kann nicht garantiere­n, dass die Spieler gesund bleiben, und das ist für mich das höchste Gebot“, sagte er. „Die Spieler haben auf dem Platz keinen Stand. Gestern Abend war der Platz noch okay, die Nacht hat es stark geregnet, aber jetzt der Schneescha­uer war entscheide­nd. Beim Warmmachen hätten ihn die Spieler umgepflügt.“

Wenngleich die Verantwort­lichen beider Vereine die Entscheidu­ng unterstütz­ten, so widersprac­h Lottes Torhüter Benedikt Fernandez doch der Darstellun­g Brychs. „Der Platz ist heute nicht schlechter als gestern oder vorgestern. Wir trainieren jeden Tag auf so einem Platz“, sagte er, räumte aber ein: „Er ist wirklich schlecht.“Lottes Torjäger Bernd Rosinger nahm all das gelassen und meinte: „Dann hauen wir sie eben morgen weg.“

Natürlich gab es Spekulatio­nen, dass den Dortmunder­n eine Spielabsag­e gelegener kam als den Sportfreun­den. Schließlic­h hatte die Beschaffen­heit des Rasens schon im Vorfeld für Diskussion­sstoff gesorgt. Das Frimo-Stadion hat noch einen Naturrasen, keinen Rollrasen, und eine Rasenheizu­ng soll auch erst im Sommer installier­t werden. So waren die jüngsten Heimspiele des Drittligis­ten gegen Kiel wegen Unbespielb­arkeit des Platzes und gegen Chemnitz wegen Unwetters abgesagt worden. BVB-Trainer Thomas Tuchel hatte betont: „Natürlich ist der Rasen ein Nachteil für uns.“

Der Vermutung, dass Dortmund auf eine Absage gedrängt habe, trat aber auch Lottes Trainer Ismail Ata- lan entgegen. „Natürlich sind wir traurig, aber die Entscheidu­ng wird von uns mitgetrage­n. Wir können es nicht ändern und müssen damit leben“, sagte er. „Dass die Zuschauer pfeifen, kann ich verstehen. Aber sie wollen doch ein ordentlich­es Fußballspi­el sehen, daher hätten sie nach 20 Minuten wahrschein­lich auch gepfiffen.“

Derweil heizte BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke die Spekulatio­n an, ob das Pokalspiel in Lotte überhaupt stattfinde­n kann. Schließlic­h würden die freien Termine rar und die Zeit dränge. Als Nachholter­min brachte er den 14. März ins Gespräch. Doch müsse über einen alternativ­en Austragung­sort nachgedach­t werden. „Kein Vorwurf an Lotte, aber wenn man den Rasen über Monate hinweg gesehen hat, muss man sagen, dass der Rasen kaputt ist und das auch in den nächsten Wochen nicht besser wird“, sagte Watzke.

Schon der Nachmittag hatte für die Dortmunder aufregend begonnen. Fotos bei Twitter zeigten, wie der Mannschaft­sbus in der Nähe des Stadions bei einem Wendemanöv­er auf einem Feld stecken geblieben war und von einem Trecker aus dem Matsch gezogen werden musste. Weit entspannte­r ging es da bei den Sportfreun­den zu. Sie trafen sich am frühen Abend in der Pizzeria „Soave“von Hakki Hamidanogl­u – so wie vor jedem Heimspiel. Und wie immer servierte er Nudeln mit Tomatensoß­e, die er mit Sahne verfeinert hatte.

Die 10.059 Zuschauer dagegen mussten nicht nur auf Fußball verzichten, sondern auch auf Fritten. „Wegen der hohen Strombelas­tung aufgrund der Live-Übertragun­g heute keine Pommes“, stand auf den Schildern an den Imbissstän­den. Nun, wenigstens diese gute Nachricht blieb: Es gab doch Pommes. Aber ob es solch einen Andrang, wie ihn Lotte gestern erlebte, tatsächlic­h noch einmal gibt?

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FOTO: LUDWIG EVERTZ Rettungsak­tion: Der Dortmunder Mannschaft­sbus steckt mit der Hinterachs­e fest. Per Seil und Traktorkra­ft wird er befreit.

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