Drei plus für NRW-Bildungspolitik
Wissenschaftler und Gewerkschaften ziehen Bilanz nach sieben Jahren Rot-Grün.
BOCHUM NRW schöpft seine Möglichkeiten in der Bildungspolitik nicht aus. Das ist das Fazit von Wissenschaftlern und Gewerkschaften im gestern vorgestellten „Bochumer Memorandum“. Andreas MeyerLauber, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds in NRW, übergab auf einem Bildungskongress das Memorandum an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).
Die wichtigsten Punkte: Das Land hat zwar heute weniger Sitzenbleiber als 2010, bringt mehr Schüler zu einem mittleren Abschluss, mehr Migrantenkinder ans Gymnasium und mehr Studenten durchs Studium. Der Anteil der Schulabbrecher sinkt aber nicht deutlich, und vor allem haben Kinder aus armen und bildungsfernen Familien heute keine besseren Chancen als zu Beginn der rot-grünen Regierung. Außer- dem habe NRW die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 35 Prozent Betreuungsplätzen für unter Dreijährige klar verfehlt.
Insgesamt würde sie der nordrhein-westfälischen Bildungspolitik eine Drei plus geben, sagte die Lan-
Aus dem DGB-Memorandum desvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dorothea Schäfer. Die Bilanz enthalte „Licht und Schatten“. Die Bochumer Erziehungswissenschaftlerin Gabriele Bellenberg ergänzte, Nordrhein-Westfalen habe bei sechs von zehn Indikatoren des Memorandums Fortschritte erzielt.
Besonders zwiespältig ist das Fazit bei der Inklusion. Zwar habe NRW den gemeinsamen Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder ausgebaut und einen Rechtsanspruch auf einen Regelschulplatz geschaffen, sagte MeyerLauber. „Weder beim Personal noch bei den Sachmitteln“reichten aber die Ressourcen aus. Die nächste Landesregierung, forderte MeyerLauber, müsse „auf die Eltern und Kollegen hören, die das umsetzen müssen“. Derzeit lernen knapp 40 Prozent der behinderten Kinder im Land an allgemeinen Schulen.
Kraft sagte, eine Doppelbesetzung in Inklusionsklassen, wie sie Lehrerverbände fordern, sei angesichts der Schuldenbremse nicht finanzierbar. Sie räumte Probleme bei der Umsetzung ein: „An der einen oder anderen Stelle läuft es noch nicht gut genug.“Dafür erntete sie Gelächter aus dem Publikum.
Kinder aus armen Familien haben heute keine besseren Chancen als zu
Beginn von Rot-Grün