Rheinische Post Duisburg

Drei plus für NRW-Bildungspo­litik

- VON FRANK VOLLMER

Wissenscha­ftler und Gewerkscha­ften ziehen Bilanz nach sieben Jahren Rot-Grün.

BOCHUM NRW schöpft seine Möglichkei­ten in der Bildungspo­litik nicht aus. Das ist das Fazit von Wissenscha­ftlern und Gewerkscha­ften im gestern vorgestell­ten „Bochumer Memorandum“. Andreas MeyerLaube­r, Vorsitzend­er des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds in NRW, übergab auf einem Bildungsko­ngress das Memorandum an Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Die wichtigste­n Punkte: Das Land hat zwar heute weniger Sitzenblei­ber als 2010, bringt mehr Schüler zu einem mittleren Abschluss, mehr Migrantenk­inder ans Gymnasium und mehr Studenten durchs Studium. Der Anteil der Schulabbre­cher sinkt aber nicht deutlich, und vor allem haben Kinder aus armen und bildungsfe­rnen Familien heute keine besseren Chancen als zu Beginn der rot-grünen Regierung. Außer- dem habe NRW die gesetzlich vorgeschri­ebene Quote von 35 Prozent Betreuungs­plätzen für unter Dreijährig­e klar verfehlt.

Insgesamt würde sie der nordrhein-westfälisc­hen Bildungspo­litik eine Drei plus geben, sagte die Lan-

Aus dem DGB-Memorandum desvorsitz­ende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, Dorothea Schäfer. Die Bilanz enthalte „Licht und Schatten“. Die Bochumer Erziehungs­wissenscha­ftlerin Gabriele Bellenberg ergänzte, Nordrhein-Westfalen habe bei sechs von zehn Indikatore­n des Memorandum­s Fortschrit­te erzielt.

Besonders zwiespälti­g ist das Fazit bei der Inklusion. Zwar habe NRW den gemeinsame­n Unterricht behinderte­r und nicht behinderte­r Kinder ausgebaut und einen Rechtsansp­ruch auf einen Regelschul­platz geschaffen, sagte MeyerLaube­r. „Weder beim Personal noch bei den Sachmittel­n“reichten aber die Ressourcen aus. Die nächste Landesregi­erung, forderte MeyerLaube­r, müsse „auf die Eltern und Kollegen hören, die das umsetzen müssen“. Derzeit lernen knapp 40 Prozent der behinderte­n Kinder im Land an allgemeine­n Schulen.

Kraft sagte, eine Doppelbese­tzung in Inklusions­klassen, wie sie Lehrerverb­ände fordern, sei angesichts der Schuldenbr­emse nicht finanzierb­ar. Sie räumte Probleme bei der Umsetzung ein: „An der einen oder anderen Stelle läuft es noch nicht gut genug.“Dafür erntete sie Gelächter aus dem Publikum.

Kinder aus armen Familien haben heute keine besseren Chancen als zu

Beginn von Rot-Grün

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