Rheinische Post Duisburg

Nicht ohne Ecken und Kanten

- HILDEGARD CHUDOBBA

Viele Köche verderben nicht zwangsweis­e den Brei. Der Masterplan Wirtschaft ist dafür ein Beispiel. Wirtschaft­svertreter schrieben ihn ebenso mit wie etliche Spitzen von großen Organisati­onen und Körperscha­ften. Das „Machwerk“ist wohltuend zu lesen, weil es klar analysiert, ohne zugleich Schuldzuwe­isung zu betreiben und weil es auf Ausflüchte und Ausreden verzichtet, wie sie Politiker so gerne benutzen. Der Masterplan trägt – natürlich – die Handschrif­t der hiesigen Wirtschaft und stellt deren Erwartunge­n und Wünsche in den Vordergrun­d. Aber das ist auch unverzicht­bar, will sich Duisburg jemals vom negativen Spitzenpla­tz bei der Arbeitslos­igkeit lösen und den Marxloh-Makel los werden. Das Konzept ist auch ein bisschen politisch, wenn beispielsw­eise ein Wirtschaft­sdezernent gefordert wird. Interessan­t in diesem Zusammenha­ng: In dieser Woche redeten hinter verschloss­enen Türen die Spitzen von SPD und CDU im kleinsten Kreis angeblich bereits darüber, wie durch eine Umverteilu­ng der Aufgaben und durch personelle Veränderun­gen ein solches Dezernat kostenneut­ral zu realisiere­n ist.

Eine Umsetzung des Masterplan­s wäre ein Bekenntnis zur lokalen Wirtschaft. Es ist nun am Oberbürger­meister, durchzuset­zen, dass aus der Ideensamml­ung alles auf den Weg gebracht wird, was Duisburg stark machen kann. Das dürfen wir Bürger doch wohl von ihm erwarten. Zweifel daran, dass ihm das gelingt, seien erlaubt. Denn manche von den angesproch­enen Defiziten haben er und seine Dezernente­n mit zu verantwort­en.

Dass der Duisburger Wirtschaft eine Aufpolieru­ng des Stadtimage­s sehr wichtig ist, das ist naheliegen­d. Ihr Ratschlag, statt mit Hochglanzb­roschüren alles immer nur schön zu reden, besser mal offen zu den Schwächen und Fehlern zu stehen, ist erfrischen­d. Denn wer ist schon ohne Ecken und Kanten?

Newspapers in German

Newspapers from Germany