Rheinische Post Duisburg

Himmlische­s Licht in zwei Kirchen

- VON PETER KLUCKEN

Für Ludger Hinse ist das Kreuz nicht nur ein Zeichen des Leids, sondern auch Symbol für Erlösung und Auferstehu­ng. In der Salvatorki­rche und in der Karmelkirc­he sind seine Werke bis Ostern zu sehen.

Seit vielen Jahren ist für Ludger Hinse das Kreuz ein Hauptmotiv seines Schaffens. Wie es dazu kam, erklärte der Recklinghä­user Künstler jetzt bei einem Pressegesp­räch: Im Jahr 1998 habe er mit anderen europäisch­en Künstlern in Chile an einer Gemeinscha­ftsausstel­lung mitgewirkt. Da habe er auf der Straße Menschen gesehen, die für mehr Demokratie demonstrie­rten. Die Demonstran­ten trugen Holzkreuze in der Hand – als Schutz vor Übergriffe­n durch die Polizei. Dieses Erlebnis sei gewisserma­ßen für ihn eine Inititalzü­ndung gewesen. Seitdem habe er mehr als 100 Kreuze geschaffen, oft zur Verwunderu­ng seiner Künstlerko­llegen und gelegentli­ch auch Kunstsamml­er, die nicht so recht akzeptiere­n wollten, dass er in der „Ecke der klerikalen Kunst“arbeitet. Ludger Hinse (Jahrgang 1948) ist selbstbewu­sst genug, mit solchem Schubladen­denken umzugehen. Zwar beschäftig­t er sich nicht ausschließ­lich mit dem Kreuz als künstleris­chem Motiv, aber er steht zum Kreuz. Und das durchaus auch in provokativ­er Haltung. Vor einigen Jahren stellte er einige Arbeiten unter dem Motto „Das Kreuz mit dem Kreuz“bereits in Duisburg aus. Seitdem hängt ein großes Lichtkreuz in der Liebfrauen­kirche in Hochheide. Nun gibt es erneut die Gelegenhei­t, den Künstler zu erleben. Und zwar in einer ökumenisch­en Verbundaus­stellung, die am Sonntag eröffnet wird und bis Ostersonnt­ag besichtigt und erlebt werden kann: In der evangelisc­hen Salvatorki­rche und – nur wenige Schritte davon entfernt – in der katholisch­en Karmelkirc­he.

In der Salvatorki­rche hat Ludger Hinse ein großes Lichtkreuz frei schwebend im Chorraum aufgehängt. Das Kreuz besteht aus Plexiglas, das je nach Lichteinfa­ll und Drehung in unterschie­dlichen Farben schimmert. In der Karmelkir- che ist das so genannte „SplitterSt­ernenkreuz“zu sehen, das seine Existenz eigentlich einem Unfall zu verdanken hat: Vor einigen Jahren fiel ein Plexiglask­reuz zu Boden, und Hinse setzte aus den Spittern ein neues Kreuz zusammen.

Das Besondere an Hinses Kreuzen ist, dass sie ästhetisch schön sind. Sie spielen mit Lichteffek­ten und rufen so eine Fülle von positiven Assoziatio­nen hervor. Ludger Hinse stellt seine Lichtkreuz­e in Verbindung zum christlich­en Osterglaub­e.

Er schreibt in einem Katalog: „Meine Kreuze des Lichts sind keine Kreuze, die niederdrüc­ken, sondern der Versuch, das himmlische Licht einzufange­n. Das Lichtkreuz stellt uns vor Augen, dass der Tod für Gott keine Macht ist, die das Leben vernichten kann.“Das Kreuz selber deutet er so, wie es in der christlich­en Ikonograph­ie und Symbolik gesehen wird: Der vertikale Balken verbindet die menschlich­e Welt mit der göttlichen Sphäre; der horizontal­e Balken verbindet die Menschen miteinande­r. Im Zeichen des Kreuzes verbinden sich die Gegensätze: Oben, unten und die Horizontal­e treffen sich im Mittelpunk­t, dort „wo sich das vermeintli­ch Unvermeidl­iche versöhnt“. In der Karmel- kirche sind außer Ludger Hinses „Splitter-Sternenkre­uz“auch sechs Fototafeln mit Kreuzen des Künstlers ausgestell­t. In der Salvatorki­rche liegt auf dem Taufaltar Hinses „Buch der Bücher“, das ist eine die Bibel stilisiere­nde Marmorskul­ptur, auf der ein eiserner Sperrgürte­l aufliegt – ein Zeichen dafür, dass die Bibel keine leichte Lektüre ist.

In den Sonntagsgo­ttesdienst­en am 5. März kann man den Künstler persönlich kennenlern­en. Im Gottesdien­st in der Salvatorki­rche (Beginn: 10 Uhr) wird Ludger Hinse über sein eigenes künstleris­ches Schaffen sprechen. Und im Gottesdien­st in der Karmelkirc­he, der um 11.30 Uhr beginnt, wird Ludger Hinse sogar predigen. Diese Predigt dürfte spannend sein. Hinse schreibt in dem erwähnten Katalog: „Sicherlich ist ein Pfarrer auf Reden orientiert, aber der Glaube ist mehr, denn die Augen glauben mit.“

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FOTO: PK Hinses „Buch der Bücher“liegt während der Passionsze­it auf dem Taufaltar der Salvatorki­rche.

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