Rheinische Post Duisburg

Alles schon mal dagewesen

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China schwingt sich auf, das Schlaraffe­nland für Fußballpro­fis zu werden. Vergessen wir alles, was bislang den Ligen in England, Spanien, Italien oder Deutschlan­d magische Anziehungs­kraft verliehen hat. Diverse Millionen-Transfers ins Reich der Mitte haben bereits stattgefun­den. Nun sah sich der 1. FC Köln einer für ihn neuen Dimension gegenüber: Dem Club-Manager Jörg Schmadtke lag das Angebot vor, seinen Torjäger Anthony Modeste für eine Ablösesumm­e von 40, zuletzt sogar 50 Millionen Euro in die ostasiatis­che Diaspora ziehen zu lassen.

Mittlerwei­le hat Modeste höchstselb­st dem Spuk ein Ende bereitet. Immerhin ist er es ja, der zu entscheide­n hat, ob er bereit ist, künftig in einem goldenen Käfig auf einem Sack voller Geld zu sitzen, das seine bisherige Lebensweis­e kaum gewährleis­tet.

Der Brasiliane­r Oscar, der für 60 Millionen von Chelsea nach Shanghai wechselte, wurde bei seiner Ankunft am Flughafen mit einem Banner empfangen, auf dem zu lesen war: „Hier ist dein Zuhause.“Welch verheißung­svoller Willkommen­sgruß. Es ist dennoch kaum anzu- nehmen, dass Real Madrids Superstar Cristiano Ronaldo dem Werben der Chinesen nachgeben wird, obwohl schon signalisie­rt wurde, dass man für ihn eine Ablösesumm­e von 300 Millionen und ein Jahresgeha­lt von 100 Millionen zu zahlen bereit wäre.

Dies alles erinnert an einen Vorgang, der schon einige Jahre zurücklieg­t. Damals gab Kameruns Superstar Samuel Eto’o dem Werben eines Milliardär­s namens Sulaiman Abusaidowi­tsch Kerimow nach. Der Mann ist Eigentürme­r eines Erstligist­en namens Anschi Machatschk­ala in der etwas unruhigen russischen Provinz Dagestan, gut 2000 Kilometer südöstlich von Moskau am Kaspischen Meer gelegen. Mit einem garantiert­en Gehalt von 60 Millionen Euro für drei Jahre wurde Eto’o damals zum bestbezahl­ten Profi der Welt.

Was der Stürmer nicht wusste: In Dagestan wurde nicht nur aufs Tor, sondern auch schon mal auf Menschen geschossen. 148 bewaffnete Zwischenfä­lle, 112 Terroransc­hläge und 18 Entführung­en zeugten davon. Eigentlich wollte Eto’o drei Jahre dort bleiben. Es wurden immerhin zwei daraus, ehe er zum FC Chelsea wechselte. Über Antalyaspo­r (Türkei) ist er inzwischen nach Russland zurückgeke­hrt. China wäre auch noch eine Option für ihn. Schließlic­h ist er erst 36 Jahre alt. Eine Freundin behauptet allerdings: 39 Jahre.

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