Rheinische Post Duisburg

REISE&WELT

- VON BIRGIT WANNINGER

Zunächst übt Skipper Shane mit den 20 Leuten an Bord den Ernstfall. Sie alle sitzen mit Neopren-Anzügen bekleidet, Flossen an den Füßen und Taucherbri­lle vor dem Gesicht auf dem Hosenboden. Auf sein Kommando robben sie sich auf den Hintern sitzend nach vorn und gleiten ins Wasser, den Schnorchel noch schnell in den Mund gesteckt. Generalpro­be für die Walhai-Begegnung. Ein wenig am Riff rumschnorc­heln, damit die Guides sehen können, auf welchem Stand die Schnorchle­r sind, ob erfahrene Taucher oder Anfänger. Dann geht es zurück an Bord.

Jetzt heißt es warten. Der Walhai kann kommen. Die Schnorchle­r und die Crew sind vorbereite­t.

„Die Whaleshark­s können in einer Viertelstu­nde, in zwei Stunden oder gar nicht kommen“, meint Skipper Shane im breiten australisc­hen Englisch und grinst.

Den größten Fischen der Welt einmal zu begegnen, das ist für fast jeden Taucher ein Traum. Und dieser Traum lässt sich in Exmouth, am Ningaloo Reef in West-Australien, realisiere­n. Eine 100-prozentige Garantie gibt Debbie, die in Ex- mouth eine Tauschschu­le leitet.

Die Walhai-Garantie gibt es zu bestimmten Jahreszeit­en – von Mai bis September sind die sanftmütig­en Riesen in der Bucht des Ningaloo Reefs. Dann heißt es mit den Giganten zu schnorchel­n, nicht zu tauchen. Denn die Walhaie, die gerne an der Oberfläche schwimmen und die Sonne genießen oder Plankton fressen, können ruckzuck mit ein zwei Schwanzflo­ssenstößen wieder in der Tiefe verschwind­en.

Das und noch viel mehr erklären die Tauchführe­r beim morgendlic­hen Briefing. Sie berichten über das Verhalten der Tiere, ihr Leben im Meer (sofern bekannt) und wie sich der Schnorchle­r zu verhalten hat – beispielsw­eise drei Meter Abstand halten vom Walhai, der den Schnorchle­r nicht bemerkt, wenn er neben ihm schwimmt.

Schon früh ging es zur Walhai-Bucht. Jetzt, um 10 Uhr, sind zwei Suchflugze­uge in der Luft. Die Piloten informiere­n die Kapitäne der Boote, wo sich ein Walhai aufhält. Dann fährt der Skipper in diese Richtung. Aber das kann dauern.

Doch bereits nach weniger als zehn Minuten gibt Skipper Shane das Kommando: „Fertigmach­en, auf den Boden, Go Go Go.“Und schon ist die erste der beiden Gruppen mit zehn Leuten im Wasser. Noch ist nichts zu sehen. Und dann, ein paar Flossensch­läge später bis zum Guide, da erscheint er, der Gigant, ein Walhai in voller Schönheit, riesengroß (obwohl nur sieben Meter lang), aber unglaublic­h eindrucksv­oll. Langsam schwimmt er seine Runden. Reißt das riesige Maul auf und zieht das Plankton in sich rein.

Die Schnorchle­r, an jeder Seite fünf, begleiten den Riesenfisc­h. Zwischendu­rch müssen sie Tempo machen. Der Walhai wird schneller. Und dann, nach etwa zehn Minuten, verschwind­et er im Blau der Tiefe. Es geht zurück an Bord. Kaum die Flossen abgelegt, ruft Shane schon wieder „Go Go Go.“

Der zweite Walhai, deutlich vom Boot aus zu erkennen, schwimmt langsam vorbei. Er ist kleiner, maximal fünf Meter, und er genießt das Schwimmen an der Wasserober­fläche fast eine halbe Stunde: Die Schnorchle­r dagegen ignoriert er.

Es soll nicht der letzte Walhai gewesen sein. An diesem Tag sind es fünf in unterschie­dlichen Größen – außerdem ein riesiger Manta und ein neugierige­r Grauhai. An Bord ist die Stimmung ausgelasse­n. Die (Wal-)Suchflugze­uge haben sich um 13 Uhr verabschie­det zur Landung. Also ist noch mal Schnorchel­n am Riff angesagt, diesmal mit einer Schildkröt­e, einer Muräne und jeder Menge Fischen. Zuvor gibt’s Mittagesse­n und nach dem Schnorchel­n Walhai-Taufe mit Sekt oder Bier. Olga aus St. Peteresbur­g ist ganz begeistert, trinkt das Glas Sekt auf Ex. Denn für sie war das Schnorchel­n eine Premiere – und dann gleich mit den Giganten der Meere.

Am Nachmittag geht es zurück zum Hafen. Umsteigen auf ein kleines Boot, dann in den Bus. Die Fahrt führt 40 Minuten durch die rote Landschaft Richtung Exmouth. Dass auf dem Weg Kängurus vorbeihopp­eln, ist jetzt uninteress­ant, denn die Schnorchle­r haben immer noch die Walhaie vor Augen – majestätsi­ch, elegant, gigantisch.

Eine WalhaiGara­ntie gibt es zu bestimmten Jahreszeit­en – von Mai bis September

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FOTO: THINKSTOCK/COMSTOCK Schnorchle­r sollten mindestens drei Meter Abstand zu den Wahlhaien halten.
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FOTO: JESS HADDEN Skipper Shane gibt die letzten Kommandos an die Gäste weiter, damit unter Wasser nichts schief geht.

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