Rheinische Post Duisburg

KURZKRITIK­EN UND AUSSTELLUN­GEN

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Kloster Kamp zeigt Grafiken zum Dekalog „Gleisdreie­ck“– weich gepolstert­e Beats Bestseller „Hool“jetzt auch vorgelesen

Ausstellun­g Eine spannende Ausstellun­g mit dem Titel „Zehn Gebote – Sinn und Design“ist jetzt im Museum von Kloster Kamp ganz in der Nähe des niederrhei­nischen KampLintfo­rt zu sehen. Die Sonderscha­u widmet sich noch bis zum 21. Mai Arbeiten von Katharina Müller. Die Düsseldorf­er Grafikdesi­gnerin hat sich exklusiv für das Kloster mit dem Text aus dem Alten Testament auseinande­rgesetzt. Die seit Jahrtausen­den gepredigte­n Zehn Gebote verlangten nach einer lebendigen Auseinande­rsetzung, so die Künstlerin. Katharina Müller – sie ist Mitinhaber­in einer Düsseldorf­er Werbeagent­ur – stellt mit ihrer Arbeit den Dekalog auch künstleris­ch in die Gegenwart. Die ehemalige Zisterzien­serabtei wurde 1123 gegründet und berühmt durch ihren Terrasseng­arten. RP Info Die Ausstellun­g im Kloster-Museum ist dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Album Das Lied „Mit Dir“von Joy Denalane und Max Herre ist das zweitschön­ste deutschspr­achige Liebesduet­t der 1990er Jahre (das schönste ist „Stella Maris“von den Einstürzen­den Neubauten und Meret Becker). „Will nichts tun, was ich später mal bereuen werd / Doch heut Nacht brauch’ ich bisschen mehr als Freundscha­ft“, sang sie damals, und kurz danach heiratete sie Max Herre. Den beiden gelang, was sonst niemand hinbekommt, zugleich verliebt und lässig zu sein nämlich. Sie bekamen zwei Kinder und trennten sich, aber inzwischen sind sie wieder zusammen, zum Glück. Und dass man all den Klatsch überhaupt kennt, zeigt schon, dass Joy Denalane einem seit diesem Lied ans Herz gewachsen ist. Sie ist nun 43, und sie hat sich in den vergangene­n Jahren mit Alben wie „Mamani“und der Zusammenar­beit mit Freundeskr­eis als deutsche Soul-Queen etabliert, als Berliner Beyoncé sozusagen. Nun erscheint ihre neue Platte, sie heißt „Gleisdreie­ck“, nach der Haltestell­e in Kreuzberg, in deren Nähe Denalane aufgewachs­en ist. Die Stücke sind ambitionie­rt produziert, samtweich gepolstert­e Beats, fürsorglic­he Bässe und diese großartige Stimme. Man hört ihr gerne zu, sie nimmt jedem Wort die Kanten, erzählt von Hörbuch Heiko lebt bei einem wahnsinnig­en Typen, der Kampfhunde züchtet und sie gegen Geld aufeinande­r hetzt. In Heikos Kindheit ist viel schief gelaufen, die Mutter ist abgehauen, der Vater säuft, aber Heiko hat einen Halt im Leben: seine Jungs, die anderen Hooligans, mit denen er in die Schlacht zieht, jedes Wochenende, wenn Fußball ist. In seinem Debütroman „Hool“erzählt Philipp Winkler in einer harten, zugleich kunstvoll kalkuliert­en Sprache von jungen Männern, die sich durchboxen, die füreinande­r einstehen, weil es sonst niemand tut. Der Schauspiel­er Johannes Steck, den man aus Fernsehser­ien wie „In aller Freundscha­ft“oder „Soko Leipzig“kennt, liest dieses Buch mit der nötigen Rauheit. Er gibt Heiko und den anderen Jungs unverwechs­elbare Stimmen. Gelegentli­ch hätte man sich noch etwas mehr Lakonie beim Lesen gewünscht, weil der Text so stark ist und ohnehin für sich spricht. Aber Steck macht „Hool“zu einem echten Hörspiel, hart und direkt. Wie ein Faustschla­g. Dorothee Krings ihrem Leben, aus ihrer Jugend und über die Beziehung zu Max Herre. Denalane schmeichel­t und schimpft, und sie kann auf ziemlich tolle Art mitreißend sein, „an einem Tag wie diesem / Erfand ein Mensch das Rad“, singt sie in „Himmel berühren“. Sie kann auch hinreißend niedergesc­hlagen sein, in „So sieht man sich wieder“etwa, wo es heißt: „Sitze in der Bar, als hätte Hopper mich gemalt“. Und auch ein Lied, das ähnlich zart und fein ist wie „Mit Dir“findet man auf „Gleisdreie­ck“: „Venus & Mars“, ein warmer GuteNacht-Kuss, ein Song für barfüßige Sommeraben­de. Manchmal allerdings will Denalane zu viel, das Stück „Hologramm“ist ein gutes Beispiel dafür. Es soll womöglich wie eine R’n’B-Nummer von internatio­nalem Format anmuten, aber es passt einfach nicht zu ihr. Da singt sie plötzlich mit Autotune, diesem Programm, das Menschen wie Computer klingen lässt, das stört dann die intime Atmosphäre dieser Produktion. Philipp Holstein

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FOTO: MKOO Die Abteikirch­e von Kloster Kamp.
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