Die Eichhörnchen-Mama von Duisburg
Andrea Stricker päppelt Jungtiere in ihrem Neudorfer Sommerdomizil auf. Allein 67 Eichhörnchen hat sie 2016 groß gezogen und erfolgreich ausgewildert.
Ganz vorsichtig öffnet Andrea Stricker den kleinen Fellsack. Zum Vorschein kommen ihre vier jüngsten Schützlinge – gerade einmal drei Wochen alte Eichhörnchenbabys. Die Augen und Ohren sind noch geschlossen. Nach dem Schreck zur Karnevalszeit, als die Winzlinge bei einer Baumfällaktion unsanft auf dem Boden landeten, werden sie nun liebevoll aufgepäppelt. Mit einer Einwegspritze samt kleinem Plastiknuckel versorgt die 49-jährige Hausfrau aus Duissern die Jung-
„Ich hab sofort im Internet recherchiert und mir
so nach und nach Wissen angeeignet“
Andrea Stricker
Eichhörnchenmama
tiere alle zwei Stunden – auch nachts – mit Aufzuchtmilch, die eigentlich für kleine Katzen hergestellt wurde. Anfangs 0,5, später 2,5 Milliliter. Mehr passt in die kleinen Mägen noch nicht hinein.
In ihrem Neudorfer Sommerdomizil mit großem Garten und kleinem Teich haben viele Tiere ein vorläufiges Zuhause gefunden. Enten zum Beispiel, auch ein flugunfähiger Schwan. Sie hat sich auch mal um Wildvögel gekümmert, ist beim Buchholzer Experten Karl-Heinz Dietz quasi in die Lehre gegangen. Doch vor fünf Jahren hat sich Andrea Stricker darauf konzentriert, Duisburgs Eichhörnchenmama zu werden. „Als mich eine befreundete Tierarzthelferin fragte, ob ich mich um ein Eichhörnchenbaby kümmern könnte, hat mich der Ehrgeiz gepackt“, erzählt die 49-Jährige. „Ich hab sofort im Internet recherchiert und mir so nach und nach Wissen angeeignet.“Eine Ausbildung oder Genehmigung brauche man anders als bei Jagdwild nicht.
67 Eichhörnchen hat Andrea Stricker im vergangenen Jahr groß gezogen. Aktuell sind es elf. Menschen aus Duisburg und Umgebung rufen Andrea Stricker an – am häufigsten im März und April sowie und im Juni und Juli, sagt sie. Wärme sei für die ganz Kleinen dann besonders wichtig. „Deshalb nehme ich auch mal ein Baby mit ins Bett“, sagt Andrea Stricker und lacht.
„Die Kinder und natürlich vor allem mein Mann haben sich mittlerweile daran gewöhnt – auch an die nächtliche Fütterung.“Der Gatte halte ihr den Rücken frei und habe auch kräftig angepackt, als das alte Gewächshaus im Garten zu einem Heim für Eichhörnchen zum Toben, Klettern und Wühlen umgebaut werden sollte.
„Ich mache das ja alles ehrenamtlich“, sagt die Tierfreundin. Sie investiere viel Zeit, aber auch Geld, bis zu 1000 Euro im Jahr für Aufzuchtmilch und sonstiges Futter. Bucheckern und Tannenzapfen sammelt sie allerdings in der Natur. „Damit die Eichhörnchen später wissen, was sie in freier Wildbahn essen können.“
Bis zu 85 Prozent ihrer Schützlinge, sagt sie, kommen durch und werden nach rund zwölf Wochen aus ihrer Obhut entlassen. „In den ersten Wochen kommen einige noch mal zurück, doch dann nicht mehr.“
In diesen Momenten ist Andrea Stricker glücklich und stolz, aber auch traurig über den Abschied. Wer sieht, wie rührig sich die 49Jährige nicht nur um ihre vier Winzlinge in dem kleinen Fellbeutel kümmert, kann das nur zu gut verstehen.