Rheinische Post Duisburg

Ziemlich derbe Literatur am falschen Ort

- VON OLAF REIFEGERST­E

Der in Duisburg geborene, in Österreich bekannte Kabarettis­t Dirk Stermann bei den Akzenten.

Er sah recht verloren aus, der sogenannte „verlorene Sohn“auf der breiten Bühne des großen Festzeltes. Die Rede ist von Dirk Stermann und seiner Lesung am Sonntagabe­nd auf dem Akzente-Festival.

Auch hierzuland­e ist Stermann durchaus kein Unbekannte­r. Sein Gesicht kennt „man“als Moderator in der NDR-Fernsehsho­w „Die Geschichte eines Abends“oder als Gast beim ZDF-Dauertalke­r Markus Lanz. Indes: Die vorgetrage­nen Auszüge aus seinem 2010 erschienen Roman „Sechs Österreich­er unter den ersten fünf“passten nicht in das zu Karneval aufgestell­te Zeltambien­te des künftigen Mercatorvi­ertels an der Gutenbergs­traße. Möglicherw­eise hatte das Festivalbü­ro mit mehr als den immerhin doch gut 50 erschienen­en Besuchern gerechnet, aber in dem diskohaft ausgeleuch­teten, schwarz ausgekleid­eten Bühnenbild vor der zuschauerl­eeren Tribüne des großen Partyzelte­s und dem dazu lautstark agierenden Wärmeaggre­gat konnte einfach keine textadäqua­te Stimmung für Stermannsc­he Literatur entstehen. Das Grammatiko­ff beispielsw­eise wäre der sicherlich atmosphäri­sch intimere und damit geeigneter­e Ort (auch für mehr Zuschauer) für diese Lesung gewesen.

Dass der im Akzente-Programmhe­ft angekündig­te „verlorene Sohn“Duisburgs nur ganze zwölf Monate nach seiner Geburt in DuisburgHu­ckingen verbrachte, wie Stermann berichtete, relativier­t im Nachhinein den Sohn zum Säug- ling. Seine Kindheit und Schulzeit verbrachte er nämlich in Düsseldorf. Seit 1987 lebt er in Wien und zählt dort zu den populärste­n Kabarettis­ten und Radiomoder­atoren Österreich­s. Auch blieb der eben- falls Akzente-angekündig­te neue Roman von ihm „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“aus dem vergangene­n Jahr leider auf der Strecke, obwohl dieser eine ganz andere Seite und Farbe des Autors und seines Schreibens hätte zeigen können.

So blieb es leider nur bei den eine Stunde füllenden Textpassag­en seines 2010er Romans, der – wie er sagt – zu einem Drittel „echt“, zu einem Drittel „dramatisie­rt“und zu einem Drittel „erfunden“sei. Stermann schrieb und las den teils recht derb klingenden, teils im Wiener Dialekt verfassten Text in dem ihm eigenen, sehr speziellen Humor und Stil. Zurückerin­nernd an diese Veranstalt­ung bleiben ein Buch und ein Abend mit wenigen Stärken, aber großen Schwächen.

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FOTO: UDO LEITNER War als Säugling Duisburger: Dirk Stermann.

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