Rheinische Post Duisburg

„Die Polizei hat sich richtig verhalten“

- VON VANESSA PRATTES, PETER KLUCKEN UND MIKE MICHEL

Die Anwohner der Sparkassen­filiale an der Dorfstraße in Rumeln zeigten sich schockiert von dem Überfall, der von der Polizei gestern Vormittag unblutig beendet wurde. Mitgefühl für die Sparkassen­Angestellt­en.

Wie ein Lauffeuer verbreitet­e sich gestern vormittag in Rumeln die Nachricht, dass die Sparkassen­filiale an der Dorfstraße überfallen worden war. Der Bereich um die Sparkasse in Rumeln-Kaldenhaus­en ist weiträumig abgesperrt. Die Polizei stufte den Einsatz als „Großlage“ein.

Für die Rumelnerin Tanja Scholz war es in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderer Tag. Schließlic­h stand für sie die Hochzeit mit ihrem Lebensgefä­hrten Roland LennartzSt­öckel an. Beide wohnen in dem gestern Morgen abgesperrt­en Bereich, vielleicht 200 Meter von der Sparkassen­filiale entfernt. Und beinahe wäre sie nicht durchgekom­men – trotz des Brautkleid­s und durchaus drängender Termine. Der Stop an der gesperrten Dorfstraße rief gleich diverse Medienvert­reter auf den Plan, die das Paar nach ihrem Befinden befragen wollten. Dann ging’s aber weiter, und die Mienen des Brautpaare­s hellten sich wieder auf.

Erika Götzen, die nur wenige Meter von der Sparkasse entfernt wohnt, wurde gegen 9 Uhr auf das große Polizeiauf­gebot aufmerksam, das sich vor ihrem Haus in Richtung Sparkasse formierte. Ihr Nachbar, den sie fragte, war bereits informiert worden. Die Polizeibea­mten erklärten Erika Götzen, dass sie vorläufig mit ihrem Hund im Haus bleiben müsse. Erst gegen 11.30 Uhr wurde ihr das Gassigehen mit der Dalmatiner-Dame „Greta“gestattet. Erika Götzen hat für die Vorsicht der Polizeibea­mten volles Verständni­s. „Die haben sich absolut richtig verhalten. Die Anwesenhei­t der Polizei und die Art und Weise, wie sie uns informiert hat, fand ich beruhigend“, so Erika Götzen. „Nie hätte ich gedacht, dass hier so etwas pas- sieren kann; hier ist ein schöner, ruhiger Stadtteil“, sagt sie.

Dabei gab es schon früher Überfälle auf die Sparkassen­filiale, zuletzt 2011. Ein Düsseldorf­er Juwelier in Geldnöten hatte die Rumelner Sparkassen­filiale überfallen, Geld genommen, Angestellt­e gefesselt und ist anschließe­nd mit der Beute geflüchtet. Die Sparkassen­angestellt­en konnten sich damals selber befreien, der Bankräuber wurde von der Polizei gefasst.

Christoph Trube, der an diesem Morgen seine übliche Fahrradtou­r um den Toeppersee macht: „Zwei-, dreimal haben sie die Sparkassen­bank schon überfallen, aber dieses Mal ist es heftiger“, berichtet er und schaut rüber zu den zahlreiche­n Presse- und Medienvert­retern. Trube fordert angesichts der Überfälle einen festen Polizeipos­ten im Stadtteil. „Ich wohne jetzt seit 1968 hier, da war das noch ein Kuhdorf, aber durch die Einglieder­ung des Stadtteils Rumeln in die Stadt Duisburg ist eine feste Polizeiste­lle einfach notwendig“, so Trube.

Der achtjährig­e Ares Nottenbroc­k steht mit seinem Großvater Gerd Kleind etwas abseits vom Geschehen und beobachtet die vorbeifahr­enden Polizeiwag­en und die mit Maschineng­ewehren bewaffnete­n Polizisten. „Die Oma kommt nicht aus dem Haus“, sagt Ares besorgt und schaut zu der abgesperrt­en Straße. Das Ehepaar Kleind wohnt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Sparkassen­filiale. „Ich bin noch durchgekom­men, aber meine Frau hat von den Polizisten die Anweisung bekommen, im Haus zu bleiben“, sagt Gerd Kleind. Der Einsatz in der Sparkassen­filiale hält die gesamte Nachbarsch­aft in Atem. Auch die angrenzend­en Schulen nehmen Sicherheit­svorkehrun­gen vor. Der Di- rektor der Marienfeld-Grundschul­e seines Enkels habe die Kinder angewiesen, das Schulgebäu­de nicht ohne Begleitung zu verlassen. Auch Waltrud Polheim sorgt sich. „Meine Enkelin ist auf dem Albert-EinsteinGy­mnasium, ganz in der Nähe, da macht man sich dann schon Sorgen“, sagt sie. Sie war an diesem Morgen auf dem Weg zur betroffene­n Filiale gewesen. „Ich wollte heute Morgen bei der Sparkasse Geld abholen, da seh ich auf einmal die ganzen Polizeiwag­en“, so Waltrud Polheim. Der Einsatz ist auch auf dem Rumelner Wochenmark­t Gesprächst­hema. „Ich habe heute an meinem Stand auf dem Markt gearbeitet und bin durch die Straßenspe­rrung und die Sirenen etwas stutzig geworden. Nun wollte ich mal schauen, was überhaupt passiert ist“, sagt Rosi

Christoph Trube Heinlein. Ungeachtet der vielen Polizisten, der schwer bewaffnete­n SEK-Leute und des Hubschraub­ers, der nach 11 Uhr sichtbar und hörbar über Rumeln kreist, hat sie keine Angst.

Die Nachbarsch­aft zeigt sich sehr betroffen und besorgt um die Geiseln. Man kennt sich. „Ich kenne die Bankangest­ellten, einer davon ist mein Sparkassen­berater, der kommt hier morgens immer vorbei“, sagt Dennis McClymont, dessen Familie das Geschehen von der Wohnungstü­r aus beobachtet. Näher dran wollen sie nicht, denn „das ist schließlic­h keine Open-Air-Veranstalt­ung“, sagt sein Vater Jeffrey McClymont. Mutter Monika McClymont denkt an die psychische Verfassung der Geiseln, denn der Vorfall habe sie sicher sehr mitgenomme­n. „Die Mitarbeite­r lernen das zwar in Schulungen, sich auf so etwas vorzuberei­ten, doch in der Realität erlebt man das ja ganz anders.“Seite A 3

„Zwei-, dreimal haben sie die Sparkasse schon überfallen, aber dieses

Mal ist es heftiger“

Anwohner

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Rumeln, gestern Morgen: Erste SEK-Männer sind eingetroff­en und bringen sich am Lohfelder Weg in Position. Das schwarz-weiße Gebäude ist die Sparkassen-Filiale. Der Haupteinga­ng befindet sich auf der anderen Seite des Hauses.
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FOTOS: VANESSA PRATTES/PETER KLUCKEN Christoph Trube ist in Rumeln und Umgebung immer mit seinem Rad unterwegs.
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Gerd Kleind und sein Enkel Ares Nottenbroc­k wohnen in der Nachbarsch­aft.
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Erika Götzen und Greta vor dem Eingang zum Binsenteic­h.
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Rosi Heinlein staunte über das große Polizeiauf­gebot.

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