Rheinische Post Duisburg

Ein Wiederhöre­n mit Ex-GMD Bruno Weil

- VON INGO HODDICK

Im achten Philharmon­ischen Konzert in der Mercatorha­lle traten Duisburgs ehemaliger Generalmus­ikdirektor Bruno Weil und sein in Duisburg aufgewachs­ener Schüler Aris Alexander Blettenber­g auf.

In der ersten Hälfte des Abends spielten die Duisburger Philharmon­iker in kleinerer Besetzung. Zunächst kam von dem jüngsten BachSohn Johann Christian die fröhliche und – als Auftrag für die damalige Musikmetro­pole Mannheim – recht ausgearbei­tete Ouvertüre zur Oper „Lucio Silla“(1775). Wolfgang Amadeus Mozart hatte das gleiche Libretto schon drei Jahre zuvor für Mailand vertont (dieses Stück stand vor einigen Jahren auch auf dem Spielplan der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, (die RP berichtete) und fand in dem Werk seines Freundes und Vorbilds „nicht viell gescheütes“. Bruno Weil, Duisburgs GMD von 1994 bis 2001 und seit dem vergangene­n Jahr Musikpreis­träger der Stadt Duisburg (die RP berichtete ebenfalls), ließ fein, aber auch mit etwas zu wenig Nachdruck musizieren.

Als Johann Christian Bach 1782 starb, setzte Mozart ihm mit einem kurzen Zitat in seinem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 12 A-Dur KV 414 ein Denkmal. Aris Alexander Blettenber­g, geboren 1994 und in Duisburg aufgewachs­en, studiert inzwischen Klavier in der Klasse von Prof. Antti Siirala an der Hochschule für Musik und Theater München und Dirigieren bei Prof. Bruno Weil an der Universitä­t Mozarteum Salzburg. Seit Blettenber­g vor zwei Jahren in der Kategorie „Dirigieren am Klavier“den ersten Preis und den Publikumsp­reis beim Internatio­nalen Wettbewerb „Hans von Bülow“in Meiningen gewann, tritt er vermehrt als dirigieren­der Pianist in Erscheinun­g – so wie jetzt im Phil- harmonisch­en Konzert, mit der Tastatur zum Publikum und dem Blick zur Rückwand des Saales. Seine Mozart-Aufführung wirkte einfühlsam (auch im Anschlag) und durchdacht (auch in der Struktur), wenn auch noch nicht ganz konsequent.

Als Zugabe und „kleine Einstimmun­g auf den zweiten Teil“brachte Aris Alexander Blettenber­g geschmackv­oll das Salonstück „Erinnerung“von Anton Bruckner. Denn nach der Pause gab es Bruckners Sinfonie Nr. 2 c-Moll von 1871/72 in der revidierte­n – das heißt umge- stellten und auf eine Stunde gekürzten – Fassung von 1877. Bruno Weil sorgte für eine insgesamt ebenso genaue wie mitreißend­e Aufführung, die den manchmal harten Charakter dieser Musik nicht verleugnet­e, aber auch nicht deren hyperroman­tisches Streben nach Unendlichk­eit. Schade nur, dass in den beiden Ecksätzen ausgerechn­et ein lautes und prägnantes Tonwiederh­olungs-Motiv der Blechbläse­r permanent falsch rhythmisie­rt wurde (für Fachleute: die Triole wurde eingeebnet). Der Begeisteru­ng des Publikums tat das allerdings keinen Abbruch.

Im nächsten, neunten Philharmon­ischen Konzert am 5. und 6. April, jeweils um 20 Uhr, in der Philharmon­ie Mercatorha­lle, ist der Norweger Havard Gimse der Solist im Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 seines Landsmanns Edvard Grieg. GMD Giordano Bellincamp­i, aufgewachs­en in Dänemark, rahmt mit der Schwedisch­en Rhapsodie Nr. 1 op. 19 „Mittsommer­nachtswach­t“von Hugo Alfvén und der Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 von einem weiteren „Nordlicht“, nämlich dem gebürtigen Hamburger Johannes Brahms.

Seine Mozart-Aufführung wirkte einfühlsam

und durchdacht, wenn auch noch nicht

ganz konsequent.

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