Sammelaktion: kleines Geld mit großer Wirkung
Wirtin Hildegard Böll sammelt mit ihren Gästen im Tönnchen Centstücke. Von den Spenden profitiert der Kindergarten.
WANHEIMERORT Der Metalleimer in Hildegard Bölls Arm ist so schwer, dass sich die zierliche Frau vor Schmerz den rechten Ellbogen reibt. Das leichte Stechen ist aber ein gutes Zeichen, bedeutet es doch, dass der Behälter wieder gefüllt ist. Kupferfarbene Cent-Stücke, aber auch Zwei-EuroMünzen aus Messing und sogar ein Zehn-Euro-Schein liegen darin. Bald ist wieder Zahltag. Dann bringt die Wirtin des Tönnchen das Geld zum Evangelischen Kindergarten Vogelsangplatz. Seit drei Jahren spenden die 70-Jährige und ihre Kneipengäste nun schon Kleingeld an die Einrichtung. „Uns ist wichtig, dass das Geld in Wanheimerort bleibt“, sagt Böll, die zuvor beispielsweise für die Lebenshilfe und das Projekt „Immersatt“Bares gesammelt hat. Dass sie nun die Kinder vom Vogelsangplatz unterstützt, hat auch mit Kosmetik zu tun. Bei Pediküre und Maniküre traf Böll Kindergarten-Leiterin Maren Wiedemann. Ein wenig desillusioniert saß die Erzieherin dort, da sich niemand auf ihren Aufruf, Kleingeld zu spenden, gemeldet hatte. Im Tönnchen wiederum hatte niemand beim Fußball-Tippspiel die richtigen Ergeb-
Hildegard Böll nisse vorhergesagt, so dass ein paar Münzen übrig geblieben waren. Die Frauen tauschten sich aus, und nicht lange danach freuten sich Kindergartenkinder und Betreuerinnen über einen ersten, warmen Geldregen. Seit der Begegnung im Kosmetiksalon übergibt Böll regelmäßig Münzen, die ansonsten in den Portemonnaies ihrer Gäste und ihrem eigenen landen würden. Alleine im vergangenen Jahr spendete sie viermal an den Kindergarten. Zwischen 100 und 200 Euro kommen jeweils zusammen.
„Wir sind sehr dankbar für die große Hilfe“, sagt Wiedemann, die das Geld in die Freundeskreis-Kasse einzahlt. „Davon besorgen wir außergewöhnliche Geburtstagsgeschenke für die Kinder und unterstützen Familien, die sich unsere Ausflüge nicht leisten können.“Traditionell fahren die Kindergartenkinder etwa drei Tage auf einen Ponyhof nach Emmerich.
Im August wird Wiedemann nach 45 Jahren am Vogelsangplatz in Rente gehen und die Leitung an ihre Kollegin Simone Rohde abgeben. „Ich hoffe, dass das Tönnchen so großzügig bleibt“, sagt sie. Hildegard Böll nickt energisch: „Solange meine Gäste das wollen, spenden wir weiter.“Und auf die Frauen und Männer in der holzvertäfelten Kneipe ist Verlass. Das weiß die Wirtin nicht erst seit ihrem 70. Geburtstag, den sie vor wenigen Tage feierte, als die Besucher auf Freibier verzichteten und für ihre Biere lieber direkt in die Spendenbox einzahlten.
Nein, Böll spürt die Treue ihrer Gäste bereits, seitdem sie vor elf Jahren die Schänke in der Hultschiner Straße übernommen hat. „Alle, die mir damals Hilfe angeboten haben, sind noch immer für mich da“, erzählt die Besitzerin und klingt bei ihren Worten ehrlich gerührt. Mit dieser Zuverlässigkeit kann auch der Kindergarten am Vogelsangplatz rechnen.
„Uns ist wichtig,
dass das Geld in Wanheimerort
bleibt“
Wirtin