Rheinische Post Duisburg

Bajic nimmt die Zügel in die Hand

- VON DIRK RETZLAFF UND SVEN KOWALSKI

MSV Duisburg: Und auf einen Leader im Team der Zebras haben die Zuschauer gewartet. Beim 3:2-Sieg gegen Erfurt verwandelt der 37-Jährige den entscheide­nden Strafstoß. Stanislav Iljutcenko beendet zuvor die Torflaute des MSV.

FUSSBALL Branimir Bajic hatte großen Spaß, sein Lächeln erfüllte für einen kurzen Moment die verregnete Duisburger Arena. Der Kapitän des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg hatte soeben einen Elfmeter für die Zebras verwandelt. Der 37Jährige feierte am Samstag beim 3:2 (2:1)-Sieg der Zebras über Rot-Weiß Erfurt ein gelungenes Comeback: als Abwehrchef, als Führungssp­ieler und sogar als Torschütze.

Da war er also wieder. Seit Beginn der Rückrunde lag der Bosnier auf Eis. MSV-Trainer Ilia Gruev versuchte am Samstag, alle Spekulatio­nen über die letzten Wochen wegzuwisch­en: „Branimir ist ein Vollprofi. Er hat mir in den letzten Wochen immer wieder signalisie­rt, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Das rechne ich ihm hoch an.“

Die Fans honorierte­n Bajics Rückkehr mit viel Applaus. Der Routinier übernahm auf dem Feld sofort das Kommando. Einer, der die Zügel in die Hand nimmt, hatte in den letzten Wochen gefehlt. Allerdings kassierten die Meideriche­r auch mit Bajic wieder zwei Gegentore. Treffer, die indes ihre eigene Geschichte haben. Das frühe 0:1 durch Tugay Uzan (14.) hatte allein Dustin Bomheuer, nun wieder Juniorpart­ner in der Innenverte­idigung, verbockt. Er verlor den Ball, der Erfurter konnte allein auf das Tor zulaufen und einnetzen. Bomheuer: „Das war ein Blackout von mir. Ich will den Ball mit der Innenseite mitnehmen, da kriegt er den Fuß dazwischen und legt sich den Ball direkt in den Lauf. Das darf mir nicht passieren.“Der Erfurter Anschlusst­reffer zum 3:2 resultiert­e aus einem Elfmeter. Einer, den man nicht geben muss. Allerdings hatte sich Fabian Schnellhar­dt in dieser Situation nicht klug angestellt.

Nicht nur Bajic lächelte am Samstag. Auch Stanislav Iljutcenko stand im Regen auf der Sonnenseit­e. Der Stürmer beendete mit dem Ausgleichs­treffer zum 1:1 (18.) nach 435 Minuten den Torfluch der Zebras, was Ilia Gruev mit dem Satz „Das Thema ist jetzt erledigt“kommentier­te. Sechs Minuten später legte „Stani“das 2:1 nach – zuvor hatte Branimir Bajic einen Freistoßba­ll per Kopf verlängert.

Auch beim 3:1 war der 26-Jährige beteiligt. Der schwache Schiedsric­hter Patrick Schult, der den Erfurter Christoph Menz schon früh nach einer Notbremse gegen Schnellhar­dt vom Platz hätte stellen müssen, entschied auf Elfmeter, nachdem RWE-Torwart Philipp Klewin Iljutcenko beim Sprung in die Luft abgeräumt hatte. Diese Situation sorgte für viel Diskussion­sstoff. Der Erfurter Torwart, der zuvor den Ball gespielt hatte, schimpfte nach der Partie auf den Schiri: „Ich erwarte von ihm, dass er mich bei einer Aktion in der Luft schützt. Dann pfeift er Elfmeter und gibt mir Gelb. Dem Schiedsric­hter haben vor der Duisburger Fankurve die Eier versagt.“

Für Stanislav Iljutcenko ist das alles nur zweitrangi­g: „Er räumt mich auf jeden Fall richtig ab, ob er auch den Ball gespielt hat, weiß ich nicht.“Wichtiger für den Duisburger Stürmer war, dass er erstmals seit Dezember wieder treffen konnte. „Das tat sehr gut. Ich habe lange darauf hingearbei­tet, es gehört aber auch das nötige Quäntchen Glück dazu. Ich habe einfach auch zweimal richtig gestanden“, gab der Doppeltors­chütze nach dem Spiel zu Protokoll.

Mit dem Sieg über Erfurt fielen den MSV-Verantwort­lichen viele Steine vom Herzen. „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt“, freut sich Gruev und sieht die Minikrise beendet. Der Coach hatte vor dem Spiel an einigen Stellschra­uben ge- dreht. So musste sich Vizekapitä­n Kevin Wolze mit einem Platz auf der Bank begnügen. „Ihm fehlte zuletzt die Frische“, erklärte Gruev, warum er Dan-Patrick Poggenberg auf der linken Abwehrseit­e den Vorzug gab. Für Poggenberg, der die komplette Hinrunde verletzung­sbedingt verpasst hatte, war es der erste StartelfEi­nsatz in der laufenden Saison.

Auf die Bank musste auch Zlatko Janjic. Ahmet Engin erhielt auf dem Flügel das Vertrauen des Trainers. Auch Engin sieht das Tal durchschri­tten: „Wir stehen auf Platz eins. Und heute haben wir gezeigt, wir sind da.“

Am Samstag geht’s für die Zebras nun zum Chemnitzer FC. Mit Abwehrchef Branimir Bajic? Bajic lächelt wieder: „Ich bin ein alter Mann. Ich brauche jetzt wieder zwei bis drei Monate, um mich zu regenerier­en.“

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FOTO: REICHWEIN/IMAGO Branimir Bajic (Mitte) meldete sich eindrucksv­oll zurück. Dan-Patrick Poggenberg (rechts) und Simon Brandstett­er gratuliere­n zum Elfmeterto­r.

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