Mico-Ehemaligentreffen: Ein Leben mit der Musik
Die frühere Chefin des Schallplattengroßhandels Mico feierte 90. Geburtstag mit Ehemaligen. Einst kam auch Peter Alexander vorbei.
HUCKINGEN Überall im Raum sind Schallplatten. Auf einem kleinen Tisch liegen Fotoalben und Erinnerungsstücke. Seit mehr als 25 Jahren gibt es den Schallplatten-Großhandel Mico nicht mehr. Trotzdem treffen sich die ehemaligen Mitarbeiter jedes Jahr aufs Neue und reden über die alten Zeiten. In diesem Jahr feiern sie im Balkanhof außerdem den 90. Geburtstag ihrer ehemaligen Chefin Gundula Michael.
Sie sprechen über Zeiten, als man noch mit Autos voller Schallplatten durch ganz NRW fuhr und sie an den Einzelhandel lieferte. Damals, als Mico eine echte Größte unter den Schallplatten-Großhändlern in Deutschland war.
Eigentlich findet dieses Treffen in Erinnerung an den mittlerweile verstorbenen Hans-Georg Michael, den ehemaligen Chef und Ratsherrn, statt. Dieses Jahr steht seine Frau im Mittelpunkt: Gundula Michael, die ebenfalls in der Unternehmensführung war, ist in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden.
Die Michaels bauten die Firma nach dem Krieg gemeinsam auf. 1949 fing alles an. Obwohl beide nicht viel Ahnung von Musik hatten, wurde Mico eine echte Größe im Musikgeschäft. „Wir waren keine Musiker, wir waren gute Verkäufer“, sagt Gundula Michael. Künstler wie Heino, Udo Jürgens oder Costa Cordalis kamen oft als Gäste oder Besucher. Sie feierten mit den Michaels zusammen. Der Vertrieb von Schall- platten war für die Künstler damals überlebenswichtig.
Hans-Georg Michael floh nach dem Krieg aus Dresden in den Westen und kam dann eher zufällig zu den runden Tonträgern. Auf der Suche nach Arbeit brachte ein Freund ihn auf die Idee, es mit Schallplatten zu versuchen. Ein Glücksfall, aus dem später ein regelrechtes Schallplatten-Imperium mit weiteren Firmen in Hamburg, München, Berlin und Koblenz entstand.
Von einst 150 Mitarbeitern erwarten in diesem Jahr 21 Ehemalige ihre Chefin. Als die den Raum betritt, begrüßen sich die alten Weggefährten herzlich. Der Umgang im Unternehmen war stets familiär. Gundula Michael betont immer wieder den Zusammenhalt der Firma über die Jah- re und fügt hinzu: „Die Musik hat uns verbunden.“
Die ehemaligen Mitarbeiter scheinen das ganz ähnlich zu sehen. Renate Müller, die seit 1971 dabei war, nennt Mico liebevoll einen „Familienbetrieb“. Und Helmut Gerressen, der extra für das Treffen aus Ostfriesland nach Duisburg gekommen ist, lobt den Zusammenhalt. „Für mich ist das etwas ganz Besonderes in der heutigen Zeit“, sagt er.
1965 gründeten die Michaels auch noch eine eigene Plattenfirma und brachten noch im selben Jahr einen Song heraus, der die Jahrzehnte überdauerte. Ein Song, der für die Geschichte der Firma Mico nicht hätte passender sein können: „Aber Dich gibt’s nur einmal für mich.“