Zeitgenössischer Zirkus verzaubert im Akzente-Zelt
Um 1970 gab es in Westeuropa, vor allem in den französischsprachigen Ländern, einen Umbruch in der Zirkusszene. Der traditionelle Zirkus verlor damals Besucher, vor allem wegen der Tierrechte. So entstand der „Cirque Nouveau“oder zeitgenössische Zirkus, der Elemente der traditionellen Zirkuskunst nutzt, um auf einer Bühne eine Geschichte zu erzählen.
Jetzt gastierten Jean-Paul Lefeuvre und Didier André im Rahmen der 38. Duisburger Akzente „Umbrüche“im Festivalzelt im Mercatorviertel mit ihrem Cirque Nouveau „Le Jardin“. Es geht darin ohne Worte, aber mit viel Musik um einen Machtkampf zwischen einem Athleten und seinem Chef, vordergründig um ein Stück Kuchen. Nach vielen Kunststücken steht der Diener plötzlich in der Kleidung des Herrn da, der seine Blöße nur mit einer Zeitung bedecken kann. Das Ganze heißt „Der Garten“, weil die beiden virtuosen Clowns vor allem mit der Tücke diverser Gartenobjekte kämpfen, von einer Schubkarre über Gartenschläuche, die raffiniert zusammengesteckt und neu kombiniert werden können, bis zu einem schweren Stein, auf dem mit Orangen jongliert werden kann. Das hat als Hintergrund auch Theaterstücke eines Samuel Beckett (wie „Endspiel“, das zur Zeit im Duisburger Theater läuft, die RP berichtete) oder Stummfilme eines Buster Keaton. Das Duisburger Publikum erfreute sich an anderthalb pausenlosen Stunden mit beeindruckender Körperbeherrschung, aber auch zauberhaftem Humor. Wir sahen uns Menschen zugleich als zu Erstaunlichem fähig als auch in unserer Unvollkommenheit.
Das Akzente-Programm im Festivalzelt wird heute mit einer Lesung von Frank Goosen fortgesetzt. Am Samstag heißt es Kabarett trifft Krimi, mit Kai Magnus Sting, Fritz Eckenga und Henning Venske. Sonntag beschließt das Zelt-Programm die vor 48 Jahren von Peter Bursch gegründete Band „Bröselmaschine“. Vorverkauf an der Theaterkasse unter Tel. 0203 283 62 100.