Rheinische Post Duisburg

Könzgen-Preis für den Mann der Caritas

- VON ULRICH WILMES

Auch nach fünf Jahren im Ruhestand ist Horst Ambaum weiter für Menschen im Duisburger Süden und die Caritas aktiv. Jetzt wurde er mit dem Preis geehrt, der an das Wirken des Arbeiterse­kretärs und Widersache­rs der Nazis erinnert.

Horst Ambaum, der Duisburger Sozialarbe­iter und Mann der Caritas, ist Träger des Gottfried-KönzgenPre­ises und der Gottfried-KönzgenMed­aille 2017. Die Auszeichnu­ng wird jährlich vom Gottfried Könzgen e.V. mit der Duisburger Katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung verliehen. Sie erinnert an das Wirken des Duisburger Arbeiterse­kretärs und Stadtveror­dneten, der nach den Verhaftung­en von Widerständ­lern in Deutschlan­d und dem Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Hitler im KZ Mauthausen starb. Mit Ambaum ehrte Günter Zirbi, Vorsitzend­er des Könzgen e.V. und Kopf der StadtKAB, einen Mann, der sich seit Jahrzehnte­n für Menschen einsetzt. Auch nach fünf Jahren im Ruhestand ist Ambaum weiter für sie und die Caritas aktiv. Zur Preisverle­ihung war aus Borkum Barbara Könzgen-Byl, Enkelin des Arbeiterse­kretärs und Widerständ­lers in den Josefssaal am Dellplatz gekommen. Zwischen den Wortbeiträ­gen der Feier gestaltete die Violinisti­n Karin Nakayama die Preisverle­ihung musikalisc­h mit drei Sätzen aus Solosonate­n von Johann Sebastian Bach.

Vor der Übergabe der Medaille an Horst Ambaum hatte Michael Winter, Referent der Essener Diözesanca­ritas, den Träger der Medaille gewürdigt. Auf der Grundlage von Kontakten in weit mehr als 20 Jahren kennzeichn­ete er seinen Kollegen als neugierig, kreativ und au- thentisch. Stellvertr­etend für seine Parteinahm­e zugunsten von benachteil­igten Menschen griff er dabei vier Projekte besonders heraus. Die ökumenisch­e Selbsthilf­egruppe für Männer nach Krebs, Bildungspa­tenschafte­n für Jugendlich­e sowie sein Einsatz beim Aufbau von Schulmater­ialienkamm­ern und der für Mieter in der Auseinande­rsetzung mit Wohnungsba­ugesellsch­aften hätten gezeigt, worum es dem Geehrten ging. Winter: „Horst Ambaum wollte Menschen ermächtige­n und stark machen, damit sie ihre Anliegen dann selbst in die Hand nehmen konnten.“Das Wirken Gottfried Könzgens in Duis- burg, im Provinzial­landtag und im Widerstand gegen Hitler hatte zuvor Josef Wörmann, Vorstandsm­itglied des Gottfried-Könzgen e.V. und Vorstand des Vereins Alsbachtal für körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen am Duisburger GottfriedK­önzgen-Platz erläutert. Der Mann aus der Schule des Mönchengla­d- bacher Volksverei­ns für das katholisch­e Deutschlan­d habe seit 1919 in Duisburger Volksbüro Beratung in Arbeits- und Sozialrech­tsfragen aufgebaut und dabei schon nach 1920 schriftlic­h 2000 und mündlich weitere 6000 Ratsuchend­e pro Jahr kontaktier­t.

Der Duisburger Bezirk der KAB wuchs in dieser Zeit auf 7000 Mitglieder an, Könzgen selbst hielt bis zu 200 Vorträge jährlich zu Themen arbeitende­r Menschen und der KAB in deren Vereinen. Die Umstände seines Todes nach dem politische­n Redeverbot 1935 und der Verhaftung im Umfeld des 20. Juli 1944 benannte Wörmann deutlich. Offizielle Mitteilung­en der NS-Behörden aus Konzentrat­ionslagern sprächen vom Tod, für den sie in Benachrich­tigungen das Datum des 15. März 1945 benennen. Wörmann: „Nach einem Besuch der Gedenkstät­te Mauthausen und der Schilderun­g schrecklic­her Gräueltate­n dort sind wir aber heute sicher, dass man leider von Mord an Gottfried Könzgen ausgehen muss.“

Der Gottfried-Könzgen e.V. kann heute soziale Projekte in Duisburg jährlich mit rund 20.000 Euro fördern. Darunter waren und sind zum Beispiel Schulmater­ialienkamm­ern, aber auch die Arbeit des Vereins Alsbachtal für körper- und mehrfachbe­hinderte Menschen am Mattlerbus­ch, besonders die Tiergestüt­zte Pädagogik mit Pferden und anderen Tieren für Menschen mit Handicaps.

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FOTO: UW Horst Ambaum (l.) bekommt aus den Händen von Günter Zirbi, Vorsitzend­er des Könzgen-Vereins, die Medaille. Mit auf dem Bild zu sehen ist Barbara Könzgen-Byl, Enkelin von Gottfried Könzgen.

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