Rheinische Post Duisburg

„Tore der Gerechtigk­eit“in St. Joseph

- VON INGO HODDICK

Von der neogotisch­en Kirche St. Joseph am Dellplatz stand nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch das rechte Seitenschi­ff, der größere Rest wurde von dem bedeutende­n Kirchenbau­meister Dominikus Böhm modern wieder aufgebaut. Seit zwei Jahren ist sie eine offene Kulturkirc­he. Ab Psalmsonnt­ag steigt hier nun die Kunstaktio­n „Die sieben Pforten“.

Der Künstler Jens J. Meyer gestaltet mit sechs sehr großen Tüchern den Kirchenrau­m um, als sechs „Tore“hinter dem ersten Tor des alten Turmspitzb­ogens. Diese temporäre Architektu­r soll die ursprüngli­che wieder sichtbar machen. Zur Eröffnung eben am Psalmsonnt­ag, 9. April, um 16 Uhr, spielt das SolistenEn­semble „shtetl“unter der Leitung von Markus Emanuel Zaja eine Kollektivi­mprovisati­on für Gesang, Flöte, Klarinette­n, Harmonium, Akkordeon und Kontrabass über Psalm 118, der für das jüdische PessachFes­t und für das gleichzeit­ige christ- liche Osterfest gleicherma­ßen wichtig ist. Ein Priester und ein Rabbiner deuten die alten Worte „Tut mir auf die Tore der Gerechtigk­eit!“und laden ein, die neuen Tore selber zu durchschre­iten. In den folgenden 50 Tagen, jeweils mittwochs um 18 Uhr, sollen am selben Ort „Alltagsimp­ulse“folgen, die geeignet sind. die drei großen Religionen in einem Brennpunkt­stadtteil in Kontakt zu bringen. Zum Auftakt am 19. April behandelt Prof. Dr. Helmut C. Jacobs (Universitä­t Duisburg-Essen) mit Wort und Akkordeon „Goyas Auseinande­rsetzung mit Folter und Todesstraf­e“. Besonders interessan­t erscheint der Abschluss am 24. Mai mit „Gerechtigk­eit für alle - aber bitte ohne Morddrohun­gen“, angekündig­t als „ein Gespräch über Migration und erfolgreic­he Integratio­n und Gefährdung­en bis hin zur Gewalt gegen das Leben“mit Hasan Tuncer (Ratsherr der Stadt Mülheim an der Ruhr), Erkan Kocalar (Bürgermeis­ter der Stadt Duisburg, angefragt) und Caglar Ekici (Baglama).

Stadtdecha­nt Pfarrer Bernhard Lücking wies gegenüber der Presse darauf hin, dass Joseph in der Bibel „der Gerechte“genannt wird. Die Pastoral der Zukunft biete statt schrumpfen­der Gemeinden „Orte der Begegnung“für die Stadtgesel­lschaft, auch und gerade für Kult(ur). Das große Ziel sei eine angenehme und lebenswert­e Gesellscha­ft, betonten die Veranstalt­er.

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RP-FOTO: REICHWEIN Jens J. Meyer , Ralf Kaupenjoha­nn , Pfarrer Bernhard Lücking , Markus Zaja und Kirchenmus­iker Andreas Pieper stellten die Kunstaktio­n vor.

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