Rheinische Post Duisburg

Ferien zum Innehalten

- VON ANNE BLAUTH

Ferien sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Sie sind zwar länger geworden, mindestens zwei Monate am Stück, unvorstell­barer Luxus für Schulkinde­r. Aber schon die Dauer sollte skeptisch machen. Zwei Monate lang nur Freizeit? Das kennt nur eine Minderheit der Studierend­en. Meistens wird übermäßige­r Freizeit rechtzeiti­g vorgebeugt, durch Hausarbeit­en oder Klausuren am Ferienende zum Beispiel. Vorlesungs­freie Zeit eben, oder: Ferien für Fortgeschr­ittene.

Eine Freiheit haben wir allerdings: An welchem Ort wir unsere Aufgaben erledigen, spielt keine Rolle. Also auf in die Heimat, wo Familie und eine ungewohnt große Essensausw­ahl im Kühlschran­k warten. Der eigene Schreibtis­ch ist mitausgezo­gen, also sitzt man am heimatlich­en Wohnzimmer­tisch und lernt für Prüfungen. In unregelmäß­igen Abständen kommen Familienmi­tglieder vorbei und schauen sich die ausgebreit­eten Bücher und Notizen an. Manchmal folgt die existenzie­lle Frage: „Und was bringt das?“Der Tunnelblic­k beim Hinarbeite­n auf die nächste Klausur oder Deadline lässt diese Frage gerne ausblenden. Alltagsrel­evant sind unsere Arbeiten meistens nicht. Aber wir haben eine gewisse Freude an unseren Fächern, die wir nicht ohne Grund gewählt haben. Das lässt der Tunnelblic­k manchmal vergessen. Statt von einem Seminar zum nächsten zu hetzen, können wir in den Semesterfe­rien einen Schritt zurücktret­en und uns anschauen, was wir überhaupt machen. Und warum wir es machen. Ferien

für Fortgeschr­ittene eben.

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FOTO: BLAUTH Anne Blauth studiert an der WWU in Münster.

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