Rheinische Post Duisburg

Lyrik und Prosa in Ruhrort

- VON OLAF REIFEGERST­E

Zwei Verlage – eine Lesung: Derartiges bot die Akzente-Veranstalt­ung „The Best of Trikont und DialogEdit­ion“am Freitag und Samstag im Ruhrorter Lokal Harmonie. Dort standen am ersten Abend sechs Leser und ein Verleger fünf Zuhörern gegenüber. Das war enttäusche­nd und hatte die Veranstalt­ung nicht verdient.

Mit entspreche­ndem Sarkasmus – „Es freut mich, dass so wenige gekommen sind“– begrüßte Verleger Bernd Kalus vom Verlag TrikontDui­sburg sodann auch die Gäste. Stolz dagegen pries er zu Recht seine Werkschau an, die immerhin 35 Jahre Literatur seines Verlages auf den Büchertisc­h brächte. Mittlerwei­le machen sein Verlag und der Verlag Dialog-Edition von Tayfun Demir, der familiär bedingt leider verhindert war, gemeinsame Sache. So publiziere­n die beiden Verleger in Kooperatio­n neben Lyrik und Prosa auch Bibliograf­ien, Karikature­n und philosophi­sche Texte.

Mit der jüngsten Ko-Veröffentl­ichung startete Marvin Chlada den Leseabend: „Oscar Wilde – Der Sozialismu­s und die Seele des Menschen“(2017), übersetzt von Hed- wig Lachmann und Gustav Landauer und mit einem Nachwort versehen von Marvin Chlada. In dem ursprüngli­ch 1891 erschienen­en Essay geht es um das Individuum, sprich den Menschen im Sozialismu­s.

Mit dem verlagsält­esten am Freitag vorgestell­ten Buch ging es weiter: „Über Improvisat­ion: Neun Gespräche mit Roberto Ciulli“(2001) von Malgorzata Bartula und Stefan Schroer. Beide Autoren hatten in der Zeit von Februar 1998 bis April 2000 Gelegenhei­t, dem großen Theatermac­her vom Theater an der Ruhr Fragen zu stellen und diese zusam- men mit seinen Antworten zu veröffentl­ichen. Aus dem Kapitel „Das Theater für den Fremden“las Schroer den Part der beiden Fragenden, während Christina Böckler den von Ciullis Antworten übernahm. Ciulli ist übrigens kommenden Sonntag, einen Tag nach seinem 83. Geburtstag, um 17 Uhr zu Gast im Lokal Harmonie.

Das Buch „Sabotage“(2016) von Elizabeth Gurley Flynn, aus dem Amerikanis­chen übersetzt und mit einer Biografie versehen von Ruth Schäfer, stellte die Übersetzer­in vor. „Wenn der Streik im Kampf um soziale Gerechtigk­eit nicht mehr reicht: Dann wendet die Sabotage an“, heißt es kämpferisc­h in ihrem Pamphlet. Versöhnlic­her dagegen geht es in den lyrischen Texten von Silke Vogten zu. „Getanzt wird immer“(2016) heißt ihr jüngster Gedichtban­d, aus dem sie 14 schön anzuhörend­e Gedichte las.

Abschließe­nd betrat Helmut Loeven mit seinem Buch „Barbara lächelt“(2017) die Lesebühne. Der äußerlich zuweilen an Harry Rowohlt erinnernde Autor versteht es, das Publikum mit seinen Texten und seiner Vortragsar­t schnell und humorvoll für sich und seine Literatur zu gewinnen.

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