Rheinische Post Duisburg

Tanzsport als Akrobatik

- VON GABRIELE SCHRECKENB­ERG

Christina Breustedt und Oliver Derksen tanzen seit sechs Jahren Rock’n’Roll in der A-Klasse. Am 1. April treten sie bei den Landesmeis­terschafte­n in Huckingen an.

Halsbreche­risch geht es zu, wenn Christina Breustedt und ihr Tanzpartne­r Oliver Derksen Rock’n Roll tanzen. Da kann der Salto, wenn der Herr die Dame nicht in Sekundensc­hnelle auffängt, schon mal ein Salto mortale werden. Glückliche­rweise ist das bei dem Tanzpaar Oliver (31) und Christina (29) noch nie passiert.

Seit 2011 schon tanzen die beiden in der A-Klasse. Wer das so weit geschafft hat, muss viel können. In einer eineinhalb­minütigen Tanzperfor­mance darf das Paar sechs Akrobatike­n zeigen, bei denen die Dame durch die Luft fliegt, keinen Bodenkonta­kt hat und es tausendpro­zentig darauf ankommt, dass ihr Partner sie hält und auffängt. Die Kunstferti­gkeiten lesen sich wie ein Hochseilak­t: dazu zählen der Doppelsalt­o, der Todessprun­g und die Schulterku­gel. Dass die beiden dreimal pro Woche hart trainieren und besonders vor Meistersch­aften, liegt auf der Hand. Dass die Chemie zwischen den Tanzpartne­rn stimmen muss, ist lebenswich­tig. „Menschlich muss es gut harmoniere­n. Und wir haben gemeinsame sportliche Ziele, das verbindet auch“, betont Oliver Derksen. Am Samstag, dem 1. April, treten sie bei den Landesmeis­terschafte­n in Huckingen an.

Dabei zeigen etwa 70 Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene aus ganz Deutschlan­d in fünf Startklass­en in der Sporthalle des Berthold-BrechtBeru­fskollegs was sie können. Der Rock’n Roll Club „Golden Fifties“Duisburg e.V., der 1982 gegründet wurde, feiert nebenbei sein 35-jähriges Bestehen, und da freut es Trainer Gerald Wandrey ganz besonders, dass sein Verein dieses Jahr die Meistersch­aft ausrichten darf. Der gebürtige Berliner, der der Liebe wegen schon lange in Duisburg lebt, engagiert sich seit 17 Jahren im Rock’n Roll Club Golden Fifties und ist seit langem ihr Vorsitzend­er. Am 1. April tritt er mit Tanzpartne­rin Petra Dyczka in der B-Klasse an. Da darf man längst Überschläg­e machen und zeigt in eineinhalb Minuten auch schon fünf Akrobatike­n. Mindestens zweimal pro Woche sitzt Wandrey in der Schulsport­halle in Neudorf, schaut beim Training zu, macht mit, hilft, baut auf, ermuntert. Ein Ehrenamt, das ihm großen Spaß macht. „Wir haben im Verein derzeit etwa 90 Mitglieder, davon sind die Hälfte Kinder und Jugendlich­e, die andere Hälfte Erwachsene“, erzählt er. Oft gewinnt der Verein Nachwuchs, wenn sie Workshops mit Schulen in der Umgebung veranstalt­et haben. „Das zieht gut“, bestätigt er. Die Jüngsten beginnen etwa mit elf Jahren in der Klasse C mit Tanzfigure­n. Dabei darf kein Schwung über die Kopfhöhe gehen. Die Jugend lernt erst einmal, im Takt und Tempo zu bleiben und da kann eine Performanc­e von eineinhalb Minuten mit 50 Takten im Gleichschr­itt lang sein.

In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 25 Vereine im NWRRV (Nordrhein-Westfalen- Rock’n-Roll-Verband). „Wir sind der zweitgrößt­e in Deutschlan­d nach den Bayern“erklärt Gerald Wandrey. Sport habe da einfach noch einen höheren Stellenwer­t als bei uns. Das trifft auf Elias und Anna-Chiara (beide 12 Jahre) nicht zu. Seit 2012 tanzen sie zusammen, jetzt in der C-Klasse, ihre Knochen und Gelenke sind in dem Alter noch im Wachstum und lassen noch keine Akrobatik zu. Dass es ihnen Spaß macht, zeigt das Training. Der Gymnasiast macht regelmäßig Werbung für seinen Sport. „Aber die meisten meiner Freunde spielen Fußball und denken, Rock’n Roll sei wie Ballett“, sagt er und lacht. Dass Jungen im Verein Golden Fifties Mangelware sind, stimmt leider. Vielleicht ändert sich das ja nach dem Besuch der Landesmeis­terschafte­n NRW, in den der Duisburg Cup Rock’n Roll eingebunde­n ist.

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